Brunnenprojekt und die Wolayta

Die Wolayta sind purer Stress

Es ist nicht überall so angenehm wie beim Volk der Dorze. Ein Beispiel dafür sind die Wolayta, eine Ethnie auf dem Weg zwischen Konso und dem Awassasee. Yitbarek hat uns ja gewarnt: »Die Wolayta sind purer Stress.« Leider trifft seine Aussage voll und ganz zu.

Bei unserer Ankunft sehen wir erst drei, vier Leute. Doch so wie wir ausgestiegen sind, tauchen sie überall aus den Büschen auf. Während wir auf ein typisches Wolayta-Haus zugehen, werden wir von mehreren Menschen umringt. Sie wirken fröhlich und lachen.

Eine Frau will uns ihr Haus zeigen. Natürlich kommen wir mit. Ein Fehler! Kaum sind wir aus den Augen unseres Guides, sehen wir uns einer penetranter Bettelei ausgesetzt, gegen die wir gerade noch so ankommen. Die Frauen und Kinder tun mir unheimlich Leid, aber wenn ich auch nur einer etwas zustecke, dann verlangen alle anderen ebenfalls ein Geschenk. Und dafür sind es einfach zu viele.

Die Häuser und die Umgebung zu besichtigen, erweist sich bald als ein unmögliches Unterfangen. Wir schaffen es wieder aus der Hütte heraus und stolpern fast in eine lebendige Wand: Der ganze Hof steht voll mit Leuten. Wo kommen die nur alle her? Bevor es kein Durchkommen mehr gibt, fahren wir weiter zu einem großen Brunnenprojekt in der Nähe.

Auf dem Weg zum großen Brunnen fahren wir durch einen kurzen aber heftigen Regenschauer. Sofort bilden sich große Pfützen am Straßenrand. Die Frauen, die mit ihren gelben Kanistern auf dem Weg zum Wasserholen sind,

nutzen die Gelegenheit und schöpfen das Wasser aus den Pfützen. Das erspart ihnen den noch langen Weg. Ob das Wasser so gut ist wie das aus dem Brunnen? Wohl eher nicht. Es scheint die Frauen aber wenig zu stören.

Das Brunnenprojekt - Wasseranlagen für Mensch und Tier

Beim Brunnenprojekt angekommen startet Teil zwei der Belagerung. Ein Teil unserer Reisegruppe bleibt deswegen gleich im Auto sitzen. Um uns zu verschrecken, braucht es freilich mehr. Mutig stellen wir uns der Meute entgegen, die vom Brunnen her in unsere Richtung strömt. Bevor es richtig voll wird, gibt Yitbarek ein paar knappe Erklärungen.

Die in dieser wasserarmen Gegend gebauten Wasseranlagen sind für Mensch und Tier. So gibt es bestimmte Zeiten, zu denen die Frauen und Kinder ihre Kanister füllen dürfen. Zu den anderen Zeiten werden die Viehherden herbeigeführt, damit die Tiere trinken können.

Auf den vorgesehenen Spaziergang zum nächstgelegenen Brunnen verzichten wir jedoch. Ein Durchkommen zum eigentlichen Objekt erscheint schlichtweg unmöglich. Aber betteln tut hier keiner. Nein, sie wollen fotografiert werden und sich auf dem Display sehen.

Und natürlich wollen sie meine helle Haut und die blonden Haare anfassen. Einige sind im Besitz von einem Handy und freuen sich über ein Selfie mit uns. So verzichten wir auf die Brunnenbesichtigung und haben stattdessen Spaß mit den Leuten.

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