Camping in der Region Jinka

Das Tor zum Mago Nationalpark

Ziel unserer heutigen Etappe ist Jinka. Die 25.000-Einwohner-Stadt gilt als das Tor zum Mago Nationalpark. Hier werden wir in den nächsten Tagen einige indigenen Völker vom Süden Äthiopiens besuchen und kennenlernen. Auch wenn die Straße gut ausgebaut ist, kommen wir nur langsam voran.

Immer wieder bremsen uns Kuhherden aus. Mehrmals kommen die Jeeps auch ganz zum Stehen. Für die Rinder ist die flache Straße einiges bequemer zu laufen als die unbefestigten Savannen. Wir sind begeistert von den gewaltigen Hörnern, die so mancher Kuhbulle mit sich herumträgt.

Touristen vom Geiz getrieben

Wir fahren durch die Region Konso und passieren somit, ohne dass es uns bewusst ist, die Kanta Lodge. Auffallend sind die Konso-Frauen mit ihren zweilagigen Röcken. Ein tolles Motiv! Doch beim nächsten Halt wird so manch Reisendem bewusst, was der Satz »Fotos nur gegen Geld« bedeutet. Es geschieht bei einem Aussichtspunkt über die Savanne, wo wir auf traditionell gekleidete Frauen treffen.

Leider denken zwei Mitreisende, die im letzten Hotel geklaute Seife reicht aus, um nach Herzenslust Bilder knipsen zu dürfen. Die plötzlich im Rampenlicht stehende Frau reagiert gereizt auf dieses Verhalten. Wir wollen sie zwar bezahlen, aber da ist die Stimmung schon im Eimer, und sie klopft uns sichtlich verärgert auf den Objektivschutz. Schade, die junge Frau wäre echt hübsch gewesen, wurde aber vom Geiz vertrieben.

Im Süden wird die Luft zunehmend heißer

Bei der Weiterfahrt wird die Luft zunehmend heißer und die landwirtschaftlichen Flächen immer kleiner. Auf dem nächsten Abschnitt dominiert Dornengestrüpp. Außerdem fahren wir an den markanten Satansäpfel vorbei, welche die Straßenränder im Süden Äthiopiens zieren.

Inmitten der Hitze halten wir bei einer Art Wüstenrestaurant: es gibt noch eine kurze Spaghetti-Pause, bevor wir Jinka und unseren Campingplatz erreichen. Damit ist der Luxus ist vorbei. Jetzt wird gezeltet.

Auf dem Campingplatz in Jinka

Der Campingplatz bei Jinka befindet sich im Schatten von hohen Bäumen, irgendwo am Rande der Stadt. Eine hübsche Allee führt uns zu den terrassenförmig angelegten Platz. Zelte, Matratzen, Tische, Stühle, Lebensmittel und Küchenutensilien haben wir alles in den Jeeps dabei. Sobald es ans Zelte-Aufbauen geht, sind die Platzangestellten zur Stelle und nehmen uns die Arbeit ab. Für uns gilt: Relaxen, Nichtstun, fast schon langweilen.

Auf dem Platz gibt es mehrere luftige Bambushütten. Diese werden immer paarweise vermietet. Während die eine als Aufenthaltsraum gedacht ist, dient die andere als Küche. Inzwischen haben wir auch einen Koch, Giso. Nach einer kurzen Begrüßung richtet er schon mal seine Feldküche ein. Dazu breitet er halbe Berge an frischem Obst und Gemüse auf einer blauen Folie aus.

Kaum steht die Küche, sammeln sich auch schon die Gehilfen aus unserer Gruppe bei ihm und helfen beim Gemüse schälen. In übergroßen Campingtöpfen und einem Gaskocher zaubert uns Giso später super leckere Suppen und Hauptspeisen. Wir sind begeistert, was er trotz der einfachen Mittel alles hinbekommt.

Beim Camping stellt man sich auf eine gewisse Einfachheit ein. So gibt es auf dem Campingplatz selbst keinen Strom. Das spart uns die Suche nach einem Kühlschrank. Aber was sollen wir trinken? Ein kleiner Junge hilft uns. Kaum haben wir zwei Flaschen Cola bestellt, flitzt er auch schon los in den Ort.

Zehn Minuten später haben wir kalte Cola und können sich die Nächsten etwas bestellen. Armer Junge. Es stellt sich als etwas schwierig heraus, ihm beizubringen, erst alle Bestellungen aufzunehmen und dann loszurennen. Aber irgendwann klappt auch das und wir bekommen Getränke kistenweise.

Etwas mühsam sind die sanitären Anlagen. Für den ganzen Platz gibt es eine Dusche, einen extra Wasserhahn unter freiem Himmel und zwei Plumpsklos. Diese befinden sich auf der untersten Terrasse und im Dunkeln bricht man sich fast die Haxen, wenn man dorthin will. Und Dunkel ist dort noch so richtig dunkel.

Wer pingelig ist, wird daran keine Freude haben. Auch für alle anderen sind die wilden Verhältnisse gewöhnungsbedürftig. Wir sind jedoch erst einmal froh, dass wir bei der Hitze duschen können. Sollte die Dusche streiken, gibt es zur Not noch einen nahegelegenen Bach, bei dem die Kinder unsere Jeeps waschen.

Video zum Camping im Süden von Äthiopien

Fahrt nach Jinka und Eindrücke vom sehr gewöhnungsbedürftigen Campingplatz in Jinka. Vorbereitung zum Kochen in der Wildnis.

Nachts kuscheln wir uns in die mitgebrachten, dünnen Schlafsäcke und können dank der Matratzen recht gut schlafen. Bis auf das Krötenkonzert direkt neben dem Campingplatz hören wir fast keine Geräusche.

An das Fiepen der Tiere haben wir uns allerdings genauso schnell gewöhnt, wie an das »pst, pst, give me T-Shirt«, was immer dann durch den Zaun dringt, wenn wir uns kurz vor dem Zelt aufhalten. Insgesamt ist Camping in Äthiopien halb so schlimm. Man gewöhnt sich schnell daran.

Auf dem Wochenmarkt in Jinka

Irgendwie habe ich den falschen Käfer verschluckt und rumort mein Bauch ganz übel. Das soll aber kein Hindernis sein, den Wochenmarkt von Jinka zu besuchen. Es ist heiß und die Sonne brutzelt mir trotz Hut auf den Kopf. Das erste, was ich auf dem Markt lerne: bleibe niemals träumend in der Straße stehen.

Scheinbar herrenlose, aber bepackte Esel drängeln mich rücksichtslos auf die Seite. Wie der Esel beim Silte-Dorf wissen sie, wo die Ware hin soll und bringen diese auf direktem Weg dorthin. Störende Touristen werden da einfach auf die Seite bugsiert.

Viele Menschen sind zum Einkaufen oder Anbieten ihrer Ware unterwegs. Es gibt zwar einige richtige Marktstände, bei denen dann überwiegend Stoffe und Kleidung angeboten werden. Die meiste Ware wird jedoch auf Folien auf dem Boden ausgebreitet.

Und das in der prallen Mittagssonne. Bauersfrauen bieten Gemüse, Hülsenfrüchte und Kräuter an. Zum Abmessen der Mengen nutzen sie einfache Behälter anstelle der andernorts üblichen Waagen.

Große Säcke voll mit Teff und billigster Alkohol in gelben Kanistern

Die Teff-Abteilung wirkt hingegen wie ein Großmarkt. Große Säcke voll mit Teff stehen gestapelt auf dem Platz und werden nach und nach geleert. Währen die Kinder wachsam auf den Säcken sitzen, verhandelt der Vater wild gestikulierend mit einem Kunden.

Daneben gelangen wir zum Alkoholmarkt. In gelben Kanistern wird dort billigster Alkohol angeboten. Gute Kunden dafür sind übrigens die Mursi-Männer. Die von den Touristen eingenommenen Foto-Birr setzen sie leider größtenteils in Alkohol um.

Die Frauen wühlen dafür in einem großen Berg von Schuhen. Dabei wird weniger auf Qualität, als auf Größe und Farbe geachtet. Denn was die bunte Mischung gemeinsam hat, ist das Material: sie sind alle aus Gummi.

Armut erkennt man meist an den Füßen. Und da sind die in Äthiopien produzierten Gummischlappen immer noch besser als barfuß herumlaufen.

Anders als auf dem Markt von Soddo können wir in Jinka ungestört über den Markt bummeln. Die Leute stören sich kaum an den Fotos, die wir machen. Sie kennen es. Wegen der Nähe zu den Stämmen der Mursi kommen hier öfters Touristen vorbei.

Deshalb ist es auch kein Problem, im einfachen Restaurant eine gekühlte Cola zu bekommen. Die brauchen wir nämlich ganz dringend, bevor es zurück auf den Campingplatz geht, wo wir als nächstes eine große Aufregung wegen einer aufgetauchten Schlange miterleben.

Video zum Wochenmarkt | Rundreise durch den Süden Äthiopiens

Eindrücke vom Markttreiben in Jinka, einer Region im Süden von Äthiopien.

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