Abschied beim idyllischen Hora-See

Gedanken zur Reise im Terrassenrestaurant

Auf der Rückfahrt in die Hauptstadt Addis Abeba kann man sich ruhig Zeit lassen. Denn hat man die Museum gesehen, gibt es in der Hauptstadt von Äthiopien kaum etwas, was einen längeren Spaziergang gerechtfertigt. Damit bietet sich der südlich von Addis Abeba gelegene Hora-See als Zeitvertreib gut an. Die Offizierskaserne ist gleich daneben und es handelt sich um Militärgelände.

Strenge Überwachung ist somit obligatorisch. Das heißt, dass wir uns anmelden müssen. Doch es lohnt sich. Denn das auf dem Gelände gelegene Terrassenrestaurant bietet neben Snacks und Getränken einen schönen Blick direkt auf den idyllischen See an. Zugleich schützen große Bäume vor zu viel Sonneneinstrahlung. Vom Besuchersteg lassen sich schließlich die Fische im See beobachten.

Hora-See - ein Naherholungsgebiet für gestresste Äthiopier

Der Platz und die grüne Natur um den Kratersee herum dient als Naherholungsgebiet der von der Großstadt gestressten Äthiopier. Gewiss handelt es sich dabei weniger um das ärmere Stadtvolk. So sitzen die gestylten und schönen Frauen in nobler Garderobe beim Tratsch. Währenddessen singen und spielen die Kinder wohlbehütet in einer Art Miniclub. Aber auch bei Kindern aus der besser gestellten Gesellschaftsschicht von Äthiopien zieht eine Gruppe Touristen die Aufmerksamkeit auf sich.

Schnell habe ich wieder spielende Kinder an meiner Hand. Diesmal saubere und hübsch gekleidete Mädchen mit süßen Zöpfen. Ja, für das Ego von blonden Frauen ist Äthiopien ein tolles Land. Mit anderen Worten: sind Haare und Haut hell genug, eignet sich das Land bestens, um das ganz persönliche Selbstwertgefühl zu steigern. Klingt vielleicht etwas eingebildet. Aber jede Frau, die es ähnlich erlebt hat, wird bestätigen: es macht irre Spaß und gibt ein tolles Gefühl!

Abschied von Äthiopien

und um einen Speckgürtel ärmer

»Komm nach Äthiopien und sei sieben Jahre jünger.« Dem Werbeslogan von Äthiopien können wir gerne ergänzen: »Verlasse Äthiopien und sei einen Speckgürtel ärmer.« Klingt hungrig, ist es aber nur bedingt. Denn von der Menge gibt es sicher genug zu essen, dass kein Urlauber hier abnehmen müsste. Tatsächlich aber brachten wir nach der Rückkehr daheim vier bzw. drei Kilogramm weniger auf die Waage.

Gründe für die Ad-hoc-Diät gibt es mehrere: Zu Beginn war es das Frühstück, dem wir in so manch einem Hotel nur wenig abverlangen konnten. War es gleich zu Beginn die geschmacklich sehr fremde Kost im Wabe Shebelle, folgte dem eine allzu übersichtliche Auswahl in Gondar und in Debark. Auch die abgezählten Pfannenkuchen beim Camping in Jinka und Turmi waren sicher nicht geeignet, um neue Pfunde anzulegen.

Im Süden kam dann die Wärme hinzu, bei der wir generell weniger Appetit verspüren. Hauptursache für den Gewichtsverlust aber war, dass mehrere Mittagessen unserem Entdeckungshunger zum Opfer fielen und wir lieber die Orte erkundet haben. So in Debark oder bei der Fahrt nach Axum - wo wir beim Halt in Adarkay schon aufgrund der hygienischen Zustände aufs Essen verzichtet haben. Zuletzt waren es die immer wieder leckeren Säfte, die zwar sättigen, aber nur wenig Kalorien besitzen.

Voller denn je zuvor waren dafür die Speicher unserer Kameras. So habe allein ich während der drei Wochen rund 4.000 mal den Auslöser meiner Spiegelreflex gedrückt. Waren es im Norden vor allem die vielen Kirchen, die reichlich lohnende Motive boten, so waren es im Süden die Begegnungen mit den Naturvölkern, bei denen ich oft ganze Serien geschossen habe. Alle paar Tage standen damit umfangreiche Sicherungen der vielen Aufnahmen auf dem Programm.

Bleibt die Frage, ob Äthiopien unsere Erwartungen erfüllen konnte? Nun, schon die Reisevorbereitung machte deutlich, dass wir in dem Land einige ganz neue Erfahrungen machen werden. Viele alte Kirchen, eine eigene Religion, der immer noch wilde Süden klingen aus der Ferne vielversprechend. Auch von dem Bullensprung der Hamer hatten wir gelesen. Doch so richtig greifbar wird all dies doch erst, wenn man die Sachen vor Ort hautnah erlebt.

Etwas enttäuschend ist natürlich der Anblick des Rest-Nilwasserfalls, wie auch, dass einige Fotostopps im Süden zu einer »Foto, Foto-Bettelei« ausgeartet sind, bei der Dazukommende teils für zusätzlichen Unmut gesorgt haben. Auf der anderen Seite hatten wir nicht damit gerechnet, den Blutbrustpavianen im Simien-Gebirge so nahe kommen zu können. Auch die Atmosphäre von Lalibela wirkt erst, wenn man in die Welt der Felsenkirchen eintaucht.

Die Höhepunkte unserer Reise waren jedoch die Sachen, die sich nicht fest planen lassen - wie der spontane Freudentanz eines Vaters in der Sinai-Kirche in Lalibela - oder an die man einfach nicht glaubt. So ist es das eine, vom Bullensprung zu lesen, das ganz andere aber, an einem solchen Fest tatsächlich teilnehmen zu können. Auch wenn die Hamer (Frauen und Männer) unbedingt die Sitte des Frauen auspeitschen überdenken sollten.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Arbore. Hier hätten wir nie geglaubt, muslimischen Frauen zu begegnen, die zwar ein Kopftuch tragen, sich ansonsten aber kaum von den anderen Völkern im Süden unterscheiden. Alles zusammen, haben wir ein Land ein Stück weit kennengelernt, das uns mehr neue Eindrücke als jedes andere eröffnet hat. Damit spielt es keine Rolle, mit welchen Erwartungen wir nach Äthiopien geflogen sind.

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