
Mit unserer Rundreise durch Siebenbürgen haben wir ein Reiseziel gewählt, welches schon einmal auf unserer Wunschliste stand. Nachdem wir mehreren Städtereisen den Vorrang gaben und der deutsch geprägte Landstrich Rumäniens wieder vom Schirm verschwand, war es Lars, der es wieder nach oben beförderte. Nach einer unerwartet angenehmen Reise durch Moldawien im Jahr zuvor wünschte er sich erneut etwas Ursprüngliches, Ruhiges für den Frühling. Die Rundreise durch Siebenbürgen oder auch Transsylvanien im Zentrum von Rumänien habe dann ich wieder zusammengestellt, während Lars fleißig Wanderführer schrieb.
Damit wusste er zwar, durch welches Land er seine Frau und Schwiegermutter kutschieren durfte. Was ihn dort so alles erwarten sollte, blieb jedoch eine Überraschung. Nur eines war ihm klar: Dracula ist ein Mythos aus den Fantasien von Bram Stocker. Der Schriftsteller hat sich von der Geschichte des rumänischen Fürsten Vlad III. Tepes inspirieren lassen; genauso wie von der Gruft der St. Michan's Church in Dublin. Somit verzichteten wir beim Packen auf Kruzifixe und Knoblauchzöpfe, genauso wie auf Trillerpfeifen zum Verscheuchen von Bären.
Rumänien gehört zu den Ländern, die von vielen noch mit dem eigenen Fahrzeug angefahren werden. 1600 Kilometer und mindestens 16 Stunden Fahrt durch Deutschland, Österreich und Ungarn bis nach Siebenbürgen sind dann allerdings doch ein ganz schöner Riemen für zehn Tage Reisezeit.
Kurzum: Wir nutzen die entspannte Variante mit dem Flugzeug. Gefühlt mitten in der Nacht werden wir somit von unserem Nachbarn abgeholt und zum Flughafen in Zürich gefahren.
Haben wir an alles gedacht? Denn auch wenn wir in ein EU-Land fliegen, gelten für Rumänien etwas strengere Einreisebestimmungen und sind die Grenzkontrollen bis dato vorhanden. Die Anforderungen der Fluggesellschaften weichen jedoch von den staatlichen Regelungen ab.
So werden wir vorab von der Swiss gebeten, unsere Passnummern zu übermitteln. Andernfalls gibt es kein Ticket oder verzögert sich der Check-in am Flughafen. Lars hat wie immer alles schön vorbereitet. So können wir unbekümmert in eine bunt bemalte Bombardier einsteigen.
Eigentlich erwarten wir eine kleine Propellermaschine. Im Wartebereich beim Gate treffen wir nur wenige Menschen an. Und deren Anzahl erhöht sich auch beim Einsteigen nicht wirklich. Will denn keiner nach Bukarest? Sogar eine Stewardess ist irritiert über die 27 Passagiere, die sich eine verhältnismäßig große Maschine teilen können.
Die Stewardess, die uns an Bord empfängt, ist neu und hatte erst eine Woche zuvor ihren ersten Flug. Spontan übernimmt Lars die Rolle des Ausbilders und bekommt prompt die geforderte Schokolade. Einzig der angeblich obligatorische Prosecco für die Reihe 7 ist dann doch zu viel des Guten.
Pünktlich kommen wir in Bukarest an und erreichen auch unsere Koffer alsbald das Flughafengebäude. Jetzt müssen wir nur noch unseren Mietwagen abholen. Hier erleben wir die erste angenehme Überraschung der Reise. Die Autovermietung ist angenehm unaufdringlich und verzichtet darauf, uns irgendwelche Zusatzleistungen aufzuschwatzen. Lediglich mit der Wegbeschreibung zum Rental-Shuttle hapert es,
sodass wir prompt in die falsche Richtung laufen. Nachdem wir kurz durch den Busterminal irren, sucht uns bereits der Vermieter und führt uns nun lieber persönlich zum Shuttlebus, der uns fernab vom Flughafen zur Mietwagenstation, knapp unter einer Autobahnbrücke fährt. Wie sollen wir das später bloß wieder finden? Egal, da können wir uns in zehn Tagen Gedanken darüber machen.
Da wir dieses Mal zu dritt unterwegs sind und wir meine Mutter nicht auf eine enge Rückbank zwängen wollten, haben wir statt des üblichen Kleinwagens ein Auto der Kompaktklasse gewählt. Und das war wohl auch gut so. Der Opel Astra hat so viele Beulen und Dellen, die hätten auf einem Corsa gar nicht alle Platz gefunden. Auch hier ist die Erfahrung mit der Autovermietung angenehm. Denn so wie sich schickt, spaziert der Mechaniker mit seinem Formular um das Auto herum und markiert sämtliche Macken auf seinem Blatt.
Das kann dauern! Eigentlich hätte ein einziger Kreis um die komplette Fahrzeugsskizze genügt und das Gleiche ausgesagt. Dafür aber ist der Astra gut zu fahren. Und kaum ist Lars um den ersten rumänischen Kreisverkehr gerauscht, hat er sich auch schon an die ruppige und flotte Fahrweise der Rumänen gewöhnt und seinen Fahrstil angepasst. Es kann also los gehen in die geheimnisvolle Heimat von Dracula.