Noch immer im tiefen Süden von Äthiopien halten wir als Nächstes bei einer Ansammlung von wunderschön gewachsenen Satansäpfeln (Calotropis, Apple of Sodom). Es ist der südlichste Punkt unserer Rundreise und es ist affig heiß. Aber die Pflanze scheint dies zu mögen. Um die Blütenstände drängen sich apfelähnliche Balgfrüchte.
Jeder einzelne Satansapfel soll an die 150 Samen enthalten. Genaueres Nachschauen unterlassen wir jedoch. Denn sie sollen außerdem giftig sein. Und bei den mangelnden Möglichkeiten zum Hände waschen gehen wir lieber auf Nummer sicher. Da aus dieser Gegend der erste Mensch stammt, handelt es sich wohl um Evas Apfel.
Nach dem Stopp bei den Satansäpfel schwenkt die Straße nach Norden. Auf dem weiteren Weg Richtung Konso halten wir nochmals bei unserem Wüstenrestaurant von der Hinreise. Die Temperatur ist seit dem ersten Besuch um einiges gestiegen.
Bunte Vögel sitzen mit weit offenem Schnabel hechelnd im Gebüsch und warten darauf, dass jemand das leichte Rinnsal aus dem Wasserhahn lässt. Der Weg bis Konso ist weit und wir sind froh, dass unser Auto klimatisiert ist, auch wenn ich das sonst nicht mag.
In der Nähe von Konso besuchen wir ein Dorf der gleichnamigen Volksgruppe. Es wirkt etwas ärmlich und statt der üblichen Steinmauern sind die Hüttenwände korbähnlich mit Ästen geflochten. Die Familie besitzt mehrere Hütten, wobei einige als Unterstand für die Tiere dienen. Die Konso sind erfahrene Ackerbauern und anders als bei den Südvölkern ist die Auswahl an Frucht und Gemüse einiges größer.
Auch handwerklich sind sie geschickt und weben Stoffe, gerben Leder, verarbeiten Holz oder Metall und stellen Tongefäße her. Durch den Tourismus haben natürlich auch sie eine weitere Einnahmequelle gefunden. Allerdings sind sie nicht halb so aufdringlich wie die indigenen Völker.
Die Kinder zeigen nur wenig Scheu vor uns. Ein kleiner Junge schnappt sofort nach meiner Hand und bleibt bis zum Ende unseres Besuchs eng an meiner Seite. Egal, das kenne ich inzwischen. Die Mutter, eine junge Frau mit typischem Konso-Doppelrock, schleppt ein weiteres Kind mit sich herum, während sie uns durch ihr Heim führt. Neben den Wohnhäusern und Ställen zeigt sie uns auch die typischen sanitären Anlagen.
Wasser, eine Quelle oder gar sanitäre Anlagen besitzen die Konso keine. Als Toilette finden wir im Feld neben den Häusern lauter nebeneinander gegrabene Löcher, die nach dem Benutzen mit Erde zugeschüttet werden. Es ist ein Paradies für Fliegen. Aber irgendwie müssen sich die Konso ja behelfen. Immerhin lernen die Kinder dadurch von Klein auf, wie wichtig es ist, Ordnung zu halten und sich bestimmte Dinge gut zu merken.
Die Kanta Lodge überrascht uns mit einem üppig blühenden Garten. Neben Bougainvillea freuen wir uns über Hibiskus, Lantanen und Geranien. Schön anzusehen sind auch die Rundhütten, die in Reihen auf dem Gelände der Lodge stehen. Wir hingegen werden in einem grünen Gebäude mit Zimmern auf zwei Etagen untergebracht.
Da die meisten Hütten keine Sicht auf den See unterhalb der Kanta Lodge bieten, ist dies allerdings nicht weiter tragisch, zumal auch das große Gebäude an zumindest zwei Seiten mit blühenden Pflanzen und Sträuchern versehen ist.
Die Ernüchterung folgt im Zimmer: es geht kein Licht und auch kein Wasser. Das heißt, es geht schon. Aber der Hahn überm Waschbecken spuckt nur Wasser, wenn man die Dusche anmacht und der Spülkasten vom Klo füllt sich so langsam, dass man es erst nach längerer Beobachtung wahrnimmt. So hat dann auch bald der Manager, dann ein Angestellter der Lodge alle Hände voll zu tun, um die Installationen halbwegs zum Laufen zu bringen.
Immerhin kann er bald mit Licht arbeiten, da die Stromversorgung rund 20 Minuten nach unserer Ankunft wieder funktioniert. Die Kanta Lodge sieht sich als schlichte Öko-Lodge. Sie legt viel Wert auf die Umwelt. Damit wird natürlich Solarstrom und Biogas verwendet. Heute hat der ganze Tag die Sonne geschienen. Daran kann der Stromausfall nicht gelegen haben.
Als Besonderheit befindet sich innerhalb der Kanta Lodge ein kleiner Bauernhof mit Rindern, Schafen und Hühnern. Somit sind für das Frühstück Milch und frische Eier gesichert. Auch das gehört zum Öko-Konzept der Lodge.
Ansonsten ist das Areal schnell erkundet und gibt es hier nichts zu tun, womit wir bald auf der hübsch angelegten Terrasse landen. Diese bietet jedoch einen schönen Ausblick auf die Terrassenhänge von Konso und dem darunter liegenden See. Bei kühlen Getränken genießen wir hier ein paar ruhige Momente.
Über das Essen können wir nichts berichten, da wir am Abend noch von unserem eigenen Koch versorgt werden (warum auch immer). Damit ist die Lodge nur fürs Frühstück zuständig. Dieses wird im Restaurant als Büfett bereit gestellt und besteht auf der einen Seite aus Kaffee,
Milch und Tee sowie Toast, etwas Butter und Marmelade, und auf der anderen Seite aus Rührei und Omelett. Dazwischen klafft eine riesige Lücke, welche mit großzügig verteilten Besteck kaschiert wird.