Bei der Fahrt von der Heiligen Stadt Axum nach Mekele (Mek’ele), noch vor dem Besuch von Abbe Aftse, kommen wir durch die Gegend von Adua (Adwa). 1895 ging dieser Landstrich durch die Schlacht von Adua in die Geschichte ein. Damals gelang es den Äthiopiern, die italienischen Truppen in dem trockenen Gebiet zu besiegen.
Schlimm war die Niederlage auch für die Kämpfer aus Eritrea. Sie waren mehr oder weniger freiwillig mit den Italienern gemeinsam in den Kampf gezogen. Nun galten als Verräter. Sie durften Adua zwar verlassen und zurück in ihre Heimat, das allerdings erst, nachdem ihnen eine Hand und ein Fuß genommen war.
Die Trockenheit war aber bei Weitem nicht der einzige Grund für die Niederlage der Italiener. Zum Verhängnis wurde den Truppen des bereits abberufenen Kommandeurs, Oreste Baratieri, vielmehr die eigene Taktik. Als sein Nachfolger schon die Reise nach Afrika angetreten hatte, beschloss Baratieri, auf die abessinischen Truppen bei Adua vorzurücken, um scheinbar günstiges Gelände im Handstreich zu nehmen und zu sichern. In der Nacht vom 29. Februar auf den 1. März 1896 starteten die Italiener ihren Vormarsch von vier Stellen aus.
Allerdings verloren einige ihrer Verbände in der Nacht die Orientierung. Als Folge fehlte den Befehlshabern am nächsten Morgen ein genauer Überblick über die Lage. Damit hatten es die geordneten Reihen der Abessiner leicht, einen isolierten Trupp nach dem anderen auszuschalten. Besonders tragisch für die Italiener war, dass sie es selbst waren, von denen die Abessiner sieben Jahre zuvor eine große Menge moderner Gewehre erhalten hatten. Bis heute ist der 1. März ein Feiertag in Äthiopien.
Videos zur Äthiopien-Rundreise ab Addis Abeba.
Zum Glück gehören die Koloniebestrebungen der Europäer in Afrika der Vergangenheit an. So nutzen wir den Stopp für einen kurzen Spaziergang oberhalb des historischen und heute friedlich daliegenden Schlachtfelds. Nach unserem Besuch im Kloster Abbe Aftse kommen wir erneut durch eine Landschaft, die sich am besten mit bezaubernd beschreiben lässt.
Hoch oben im Bergland befinden sich auf den flachen Kuppen Terrassen für den Ackerbau. Auch fallen uns hier zunehmend die Tukuls auf. Tukul bedeutet eigentlich Rundhütte und beschreibt damit die charakteristische Form der Behausungen. Denn die Tukuls in Äthiopien sind Rundhäuser mit festen Wänden und meist kegelförmigem Gras- oder Strohdach.
Mekele ist die Hauptstadt der Region Tigray. Die Stadt war während der Italienisch-Äthiopischen Kriege stark umkämpft. Die Schlacht von Mekele dauerte vom 7. bis 21. Januar 1896 und endete mit einem Sieg der äthiopischen Armee gegen die italienischen Invasionstruppen. Die ersten Angriffe der Äthiopier konnten die Italiener jedoch abwehren. Über 500 Äthiopier starben dabei, während die Italiener nur sechs Opfer zu beklagen hatten. Nach dem Misserfolg suchten die Äthiopier nach einer neuen Taktik, um die Invasoren in Bedrängnis zu bringen.
Die zündende Idee steuerte Taytu Betul, die dritte Ehefrau von Menelik II., bei. Sie wollte die Italiener von der Wasserversorgung abschneiden. Gesagt, getan, die Quellen vor den Toren Mekeles wurden eingenommen und verschüttet. Die italienischen Soldaten mussten ihren Wasserverbrauch reduzieren, indem jeder nur noch einen Viertelliter Wasser und etwas Bier am Tag zugeteilt bekam. Schließlich sahen sich die Invasoren gezwungen, sich aus Mekele zurückzuziehen. Am 22. Januar marschierten die Italiener nach Adigrat ab.
Bei unserer Ankunft in Mekele dämmert es. Nach der langen Fahrt sind wir müde und verzichten auf einen Spaziergang durch eine dunkle Stadt. Das Hotel Axum ist ein Klotz mitten im Zentrum. Doch die Ausstattung der Lobby ist schon mal ganz nett und gepflegt. Wir bekommen ein Zimmer im 6. Stock und haben somit eine tolle Aussicht über die uns unbekannte Stadt. Der Raum selbst ist nicht sonderlich groß und die Wände gehören mal wieder gestrichen. Aber ansonsten ist das Zimmer in Ordnung. Man kann sich darin wohl fühlen, und eine ordentliche Dusche ist zu unserer Freude auch vorhanden. Den Abend verbringen wir im Hotelrestaurant. Es befindet sich in einem benachbarten Gebäude und ist etwas nobler ausgestattet. Damit ist es ein wenig hochpreisiger, was aber nichts macht. Es ist nett dort und das Essen ist lecker.
Etwas anstrengend gestaltet sich das Frühstück. So wie es aussieht, sind wir die einzige Gruppe im Nebenbau und dazu noch eine recht kleine. Alle sind wir pünktlich, einzig das Büfett ist noch nicht aufgebaut. Es kommt schon die Frage auf, ob wir überhaupt richtig sind?
Dem Personal ist es scheinbar egal, dass wir eine ganze Weile unnütz herumsitzen. Dann endlich wird aufgetischt und beeilen wir uns ein wenig. Zumindest ist der Bus schon gepackt und brechen wir trotz der Verzögerung fast pünktlich auf in Richtung der Pilgerstadt Lalibela.