Beim Geierfelsen nahe Addis Zemen

Wasserholen ist in Äthiopien Frauensache

In der Nähe von Addis Zemen steht eine Felsnadel markant in der Landschaft. Steil ragt dieser in den blauen Himmel. Auf dieser Granitstele brütet eine Kolonie Geier und gibt ihr somit den Namen Geierfelsen. Ob es dort wirklich Geier gibt können wir nicht näher kontrollieren.

Der Parkplatz befindet sich ein ganzes Stück vor dem Geierfelsen bei einem Brunnen. Täglich halten hier Touristen auf dem Weg zur Königsstadt Gondar. Dafür nehmen die Kinder auf dem Nachhauseweg von der Schule gerne einen Umweg in kauf und schauen, ob es was zu holen gibt.

Beim Brunnen vor dem Geierfelsen

Die Geier lassen sich heute nicht blicken. Es kreist nicht mal einer über dem Tal. Wir verzichten auf einen Spaziergang zur Felsnadel. Aber auch der, von einer österreichischen Hilfsorganisation nahe dem Geierfelsen erbaute Brunnen ist ein Anziehungspunkt für die Menschen aus der Umgebung. Wasserholen ist Frauensache. Diese kommen mit gelben Kanistern zum Teil von sehr weit her, um am Brunnen sauberes Wasser zu holen.

Das gehört zu ihrer täglichen Arbeit und ist sehr belastend. Weltweit verbringen Mädchen und Frauen rund 200 Millionen Stunden am Tag damit, Wasser für ihre Familien zu holen. Es ist eine große Gefahr für sie – und eine Verschwendung ihrer Kindheit. Viele Mädchen werden dabei gehindert, die Schule zu besuchen. Der Brunnen bei Addis Zemen ist eine gewaltige Entlastung für die Frauen. Auch wenn hier grüne Bäume im Tal stehen, ist das Land trocken und karg.

World Vision und die Behandlung einer Augenkrankheit

Hier fallen uns auch das erste mal die Entwicklungshelfer von World Vision auf. Hunger ist zwar kein großes Problem mehr von Äthiopien, dafür aber die Gesundheit der Menschen. So kümmert sich World Vision um die Behandlung einer Augenkrankheit, die durch Keime im Wasser verursacht wird und zur Erblindung führt. Vorbeugen kann man diese Krankheit mit sauberem Wasser und neuen Brunnen.

Beim Verteilen von Seife und Schulbedarf brauchen wir bald Nachschub. Dafür rennt Lars zum Bus. Mit dem »This is not Yours« kann er beim Einsteigen nichts anfangen – Lars auf Abwegen, wo gibt es denn so etwas? - und schon steht er verdutzt im falschen Gefährt. So schnell wird man seinen Mann los. Nein, grinsend wird der Bus gewechselt und noch mehr Seifen finden ihre Abnehmer.

Leider sind uns bereits im Dorf der Amharen die Klamotten zum Verschenken ausgegangen. Ein Mädchen trägt ein Kleid, welches mit bunten Flicken notdürftig zusammen genäht wurde. Trotz der schäbigen Kleidung sind die Kinder fröhlich und lachen. Und mit den Seifen haben sie zumindest für die nächste kurze Zeit saubere Hände und Gesichter.

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