Über die Grampian Mountains fahren wir weiter Richtung Pitchlochry. Mit jedem Kilometer wird es deutlicher, dass wir uns in den Highlands befinden. Bald befinden wir uns in einer beachtlichen Höhe und werden anstelle von Regen vom heftigen Graupelschauer überrascht. Etwas ungläubig blickt Lars auf die Temperaturanzeige, die nach 14 Grad beim Schloss Balmoral jetzt nur noch Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt anzeigt.
Ob unser Auto mit Winterreifen ausgerüstet ist? Keine Ahnung, aber während wir uns noch Gedanken über die Bereifung machen, reißt der Himmel auch schon wieder auf und öffnet sich vor uns eine sattgrüne Berglandschaft im Sonnenschein. Landschaft haben wir heute aber genug gesehen und wollen langsam in Edinburgh ankommen.
Über die Forth Road Bridge überqueren wir den Meeresarm Firth of Forth und haben dabei eine beeindruckende Sicht zur roten Eisenbahnbrücke von Edinburgh. Wir haben es fast geschafft und da die Läden inzwischen geschlossen haben, hat sich der samstägliche Verkehr zur Stadtmitte bereits beruhigt.
Unser Hotel in Edinburgh ist schnell gefunden und zum Glück sehen wir auch gleich eine freie Parklücke direkt neben dem Eingang. Kurz Einchecken im Hotel, wohnlich einrichten und schon kann es losgehen zum ersten Stadtspaziergang.
Unser erster Eindruck von Edinburgh ist ernüchternd: was für ein Saustall. Mülleimer sind umgekippt, überall flattern Servietten, Zeitungsseiten und Prospekte herum. Offensichtlich haben die Schotten besseres zu tun, als aufzuräumen.
Vielleicht warten sie aber auch nur ab, dass der Wind all das Zeugs in eine andere Ecke bläst? Egal, wir schlendern am nahe gelegenen Rotlichtviertel vorbei und sind erstaunt, wie schnell wir den Grassmarket erreichen. Das ist ein toller Vorteil, wenn man ein Hotel mitten in der Altstadt nimmt.
Die Hauptstadt Schottlands ist mit Sicherheit ein touristisches Highlight. Mittelalterliche, düstere Gassen mit Kopfsteinpflaster, georgianische Prachthäuser aus Sandstein und herrliche Schaufenster, wie wir sie bei Harry Potter aus der Winkelgasse her kennen – es ist klar, dass sich hier Schriftsteller inspirieren lassen. So sind hier neben Dr. Jekyll und Mr. Hyde schon so einige Gruselromane entstanden.
Um diesem Grusel Leben einzuhauchen, werden Touristen in der Abenddämmerung auf Ghostwalks geführt. Oder sie laufen wie wir alleine über die alten Friedhöfe. Das ist gut möglich, da Schottlands zweitgrößte Stadt sehr übersichtlich ist, sodass die Orientierung leicht ist und wir uns finden schnell zurechtfinden.
Aus dunkler Vergangenheit stammt auch der Grassmarket. Hauptsächlich wurde er ab 1477 als Marktplatz für Vieh- und Pferdehandel genutzt. Dafür wurde hier auch der erste Trinkwasserbrunnen Edinburghs gebaut. Bekannt wurde der Grassmarket aber auch durch den »Galgen von Edinburgh«.
Ein großes Kreuz erinnert an den Platz der Hinrichtungsstätte und die über 100 Covenant-Anhänger, die hier den Tod fanden. James Andrews war im Februar 1784 der letzte Verurteilte, der auf dem Grassmarket hingerichtet wurde. Doch auch damit lässt sich Werbung machen, wie der Name des nahegelegenen Pubs »The Last Drop« beweist.
Pubs gibt es auf dem Grassmarket, wie auch in den Gassen drum herum einen neben dem anderen. Trotz der hohen Preise sind diese am Samstagabend sehr gut besucht, und das nicht nur von Touristen. Gut, wer da schon einen Tisch reserviert hat.
Wir haben es nicht. Nach mehreren Versuchen finden wir jedoch in einer kleinen Pizzeria am Grassmarket noch ein freies Plätzle und können den ereignisreichen Tag mit leckerem Essen und schottischem Dunkelbier ausklingen lassen.
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