Es ist wohl eine Eigenart von Königen und Kaisern, dass sie sich bisweilen Lustschlösser oder Sommerresidenzen bauen lassen. Sei es zur Entspannung zwischen den vielen Staatsgeschäften oder auch einfach nur, weil sie es können. So auch Kaiser Fasilides, der inmitten eines großen Bassins ein Wasserschloss errichten ließ. Hier liebte es der Kaiser, vom Balkon aus direkt ins Wasser zu springen und zu baden.
Die parkähnliche Anlage nahe Gondar ist mit einer großen Mauer umfasst. Eine niedrige Mauer verläuft zudem um das 70 x 40 Meter große Wasserbecken. Der Weg dorthin führt durch fünf ebenso niedrige Rundbögen. Über eine steinerne Treppe gelangt man dann zum Erdgeschoss der kleinen Burg. Die Restaurationsarbeiten sind seit 2011 zwar abgeschlossen, aber der Rundgang durch die Räume bleibt uns trotzdem verwehrt.
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Aus Denkmalschutzgründen bleibt das Bassin vor dem Wasserschloss des Fasilides normalerweise trocken. Da wir kurz vor dem Timkat-Fest in der Königsstadt Gondar sind, hat das Befüllen mit dem »heiligen Wasser« aus dem nahegelegenen Fluss schon begonnen. Wenn man den richtigen Standort findet, spiegelt sich das Schloss herrlich auf der Oberfläche. Während der Feiertage werden Priester die heiligen Tabot-Tafeln mit den Abbildern der zehn Gebote hierher bringen. Die Tafeln werden in kunstvoll verzierte Tücher gewickelt und von den Priestern auf dem Kopf getragen. Doch das bunte Fest ist nur was für Frühaufsteher. Denn die Zeremonie beginnt in den frühen Morgenstunden, so gegen zwei Uhr.
Prachtvolle Prozessionen und viele weiß bekleidete Gläubige begleiten das Fest. Zur Erinnerung an die Taufe Jesu Christi im Jordan weiht der Bischof das Wasser, indem er sein Tragekreuz hineinhält. Daraufhin springen die Menschen in das Becken, um sich einer erneuten Taufe zu unterziehen. Mit Gesängen und Tänzen werden die Tabot-Tafeln mittags in Prozessionen wieder in die Kirche gebracht. Das Fest geht jedoch weiter, indem nach der Weihe, mehrere hundert junge Männer nochmals in das Wasserbecken springen und die Umstehenden Pilger und Gläubigen mit Wasser besprengen.
Soweit ist es aber noch nicht und wir belassen es bei einem Spaziergang um den Pool aus Naturstein. Dafür können wir den angenehmen Schatten unter den mächtigen Ficus-Bäumen genießen, die sich auf der Mauer festkrallen und diese mit den Wurzeln völlig überwuchern. Diese Ecke von Gondar wirkt mystisch. Erinnerungen an den Tempel Ta Phrom bei Angkor Wat werden wach. Ein schöner Abschluss für diesen Tag.