Rundgang in der Hafenstadt Busan

Gewimmel, Großstadttrubel und ruhige Aussichten

Die letzte größere Autofahrt der Rundreise steht an. Am frühen Morgen genießen wir unser koreanisches Frühstück in der Küche des Bella Guesthouse. Dann aber lotst uns das Navi über die Inselwelt des Hallyeo Meeresnationalparks in Richtung Busan. Es herrscht traumhaftes Wetter. Tags zuvor hätten wir dieses auf dem Berg Mireuksan gut gebrauchen können.

Heute verwandelt es unsere Route in eine Panoramatour vom feinsten. Leider fahren wir auf dem Expressway der Insel Geoje. Da kommt es auch in Südkorea schlecht, wenn man zum Fotografieren rechts ran fährt. Nach der Geoga-Brücke tauchen wir ab in den zweittiefsten Unterwassertunnel der Welt. Der Spaß kostet 7,50 Euro und ist seit Dezember 2010 die schnellste Verbindung nach Busan.

Wo nur soll der Mietwagen hin?

Mit dem Auto in die zweitgrößte Stadt von Südkorea fahren? Nein, dass muss nicht sein. Schon bei der Reiseplanung hatten wir beschlossen, das Auto am Flughafen Mapo von Busan abzugeben und mit dem Taxi in die Innenstadt zu fahren. Unsere nächste Unterkunft ist das Air Sky Hotel nahe dem Flughafen. Wir bringen unser Gepäck erst einmal dorthin und bitten die Rezeptionistin, uns mit der Fahrzeugabgabe zu helfen. Denn was uns fehlt, ist ein genauer Abgabeort für den Wagen. Nach mehreren Telefonaten wissen wir halbwegs, wo wir hinmüssen. Tatsächlich ist der Mapo Public Car Park leicht zu finden und gibt es auf den hintersten Parkflächen noch reichlich Platz.

Einzig der Weg zum Terminal ist etwas weit. Unser Fahrzeugvermieter findet es gar nicht lustig, dass wir soweit weg parken. Schließlich gebe es einen Meet & Greet-Parkplatz gleich um die Ecke seines Schalters. Und eben den hätten wir nutzen sollen. Blöd nur, dass dieser weder in unseren Unterlagen genannt, noch vor Ort gut ausgeschildert ist. Wer nicht kommunizieren kann, muss laufen. Offensichtlich sitzt der junge Mann lieber auf seinem Bürostuhl. Egal, wir sind unseren Mietwagen nach zwölf Tagen wieder los und suchen uns ein Taxi.

Jagalchi Fischmarkt – Meeresfrüchte in großen Mengen

Für 16.500 Won, das entspricht knapp 13 Euro, bringt uns das Taxi an den Jagalchi Fischmarkt in Busan. Die letzten Tage in Tongyeong waren angenehm ruhig. So fühlen wir uns bei dem Gewimmel an Menschen nun leicht überfordert und vor allem orientierungslos. Wir laufen zum Pier, wo es ruhiger zugeht. In der Ferne überspannt die Namhang-Brücke den Meeresarm, links daneben ragt der grüne Bongnaesan in die Höhe.

Eine Wanderung hinauf zum Gipfel des Berges wäre eine gute Möglichkeit, dem Großstadttrubel zu entfliehen. Doch zur Abwechslung wollten wir ja wieder etwas Trubel. Wir belassen es also bei der Aussicht auf Namhang-dong und drehen uns um. Hinter uns steht nämlich das große Gebäude des Jagalchi Fischmarktes. Wir starten somit unseren Rundgang durch Busan.

Der Jagalchi Market in Busan ist einer der bedeutendsten Fischmärkte Asiens. Er erstreckt sich über mehrere hundert Meter entlang des Piers. Unter bunten Sonnenschirmen bieten die Fischfrauen ihre Ware dar. Einige unter ihnen leisten sich richtige Marktstände, während andere die Fische in Körben direkt auf dem Boden ausbreiten. Ein Kontrast dazu bietet das moderne Jagalchi Market Building.

Die geschwungene Architektur mit den blauen Fenstern soll das Meer symbolisieren. Kaum sind wir drinnen, fühlen wir uns tatsächlich ein wenig wie in einem Meer. Es ist nass und es gibt Unmengen an Meeresfrüchten. Gummistiefel wären hier sicher angebracht, und doch befinden wir uns hier auf dem womöglich saubersten Fischmarkt der Welt.

Draußen sorgen bunten Sonnenschirme für Farbe. Hier sind es die Wasserbottiche und Schürzen der Händler, die den Jagalchi zu einem farbenfrohen Markt machen. Akkurat sind die Stände durchnummeriert. Man bekommt hier schier alles, was sich die Haute Cuisine de poisson wünscht. Die Körbe in den gefluteten Becken sind voll mit Muscheln unterschiedlichster Art. Riesige Krebse versuchen, auf ihren langen Beinen zu türmen. Sie sind chancenlos.

Genauso wie die Fische, welche durch ihr Aquarium schwimmen oder in so manchem Korb knapp unter der Wasseroberfläche nach Luft japsen. Wie viele dieser Meerestiere landen heute im Kochtopf? Und wie viele werden am Abend nur als Auslegeware gestorben sein? Vor unseren Augen schnibbelt eine Marktfrau die Extremitäten von Tintenfischen in kleine Stücke. Die Nerven lassen diese weiter zappeln. So sauber der Markt auch sein mag, ich muss hier raus ...

Shoppingvergnügen in der Gwangbok-ro

Durch schmale Gassen hindurch stoßen wir weiter nördlich auf die Gwangbok-ro. Die edle Straße bietet knapp 700 Meter Shoppingvergnügen mit Boutiquen und Designer-Outlets. Es ist keine Fußgängerzone. Doch die Straße schlängelt sich als Pflasterlinie dezent zwischen Mäuerchen und Pflanzkübeln hindurch. Die Autofahrer sind somit gezwungen, langsam zu machen. Andere weichen lieber aus und suchen sich alternative Wege durch die Stadt. Auf einer Bank hockt ein Koreaner mit typischer Selfie-Pose. Natürlich setzte ich mich da mal dazu.

Der Drache im Yongdusan-Park

Unser eigentliches Ziel ist der Busan Tower. Von Weitem ist dieser bereits über die Dächer der Stadt zu sehen. In der Gwangbok-ro gibt es einen Aufgang zum Yongdusan. Zu unserer Überraschung führt eine Rolltreppe den Berg hinauf. Die noble Einrichtung erinnert uns an die Favela Comuna 13 im kolumbianischen Medellín. Oben angekommen, erreichen wir einen kleinen, mit hübschen Buden gesäumten Vorplatz. Ab dort ist Treppensteigen angesagt, bis wir die Parkanlage des Yongdusan erreichen.

Der Yongdusan-Park ist eine mitten in der Stadt liegende, idyllische Parkanlage mit bunten Pavillons und kunstvoll geschnittenem Buschwerk. Mit dem Ausbruch des Korea-Krieges konnten sich hier Flüchtlinge unter sicherem Himmel provisorische Holzhütten bauen. Erst nach einem Brand im Jahre 1954 wurde der Berg in einen Park umgestaltet. Damals wurde er Unam-Park, nach dem Spitznamen des ersten koreanischen Präsidenten Rhee Syng-man, genannt. Als sein Regime unter einem Studentenaufstand zusammenbrach, erhielt der Park 1960 seinen heutigen Namen.

Der große Mann auf der Stele vor dem Busan Tower ist folglich nicht der ehrlose Präsident, sondern der koreanische Volksheld Admiral Yi Sun-sin. Dahinter begrüßt uns ein Drache mit einer Kugel in seinen Klauen. Yongdusan bedeutet Drachenkopfberg. Mit viel Fantasie ähnelt der Berg dem Kopf eines Drachens, der aus dem Meer steigt.

An ihm vorbei gelangen wir zu den Gebäuden des Busan Tower. Es wird Zeit für eine gemütliche Aussicht über eine Stadt. Anders als beim Seoul Tower erwischen wir perfektes Wetter. Flux zwei Tickets für 16.000 Won (um die 12,50 Euro) geholt und schon kann es hoch hinaufgehen.

Die Aussicht vom Busan Tower

Der 120 Meter hohe Busan Tower ist das Highlight des Yongdusan-Park. Anders als beim Top of the Rock in New York oder dem Burj Khalifa in Dubai entfällt hier das nervige Warten bei den Tickets oder am Lift. Weder der Turm noch der Berg, auf dem er steht, sind sonderlich hoch. Doch sie haben genau die richtige Höhe, um eine perfekte Aussicht auf die Hafenstadt Busan zu bieten.

Aus der Vogelperspektive blicken wir auf das Häusermeer der Stadt, das mit seinen hellen, teils bunten Gebäuden äußerst freundlich wirkt. Grüne Hügel ragen mitten in der Stadt empor. Daneben gesellen sich große Wohnparks, die sich allein durch ihre ansprechende Bauform gut in die Landschaft integrieren. Hochhaussiedlungen mit Stil anstatt Betonsilos, so funktioniert Landschafts- und Städteplanung. Wir sind begeistert.

Aussicht zum Naturhafen und der Insel Yeongdo

Auf der anderen Seite öffnet sich der Blick zum Hafen. Die vielen Buchten machen Busan zu einem guten Naturhafen. Geschützt wird dieser von der direkt davor liegenden Insel Yeongdo, auf welcher der Bongnaesan mit seinen Antennen emporragt. Bei der Ankunft im Zentrum kam mir ich noch der Gedanke, dem Trubel zu entfliehen und einfach dort hinauf zu wandern.

Nun blicken wir auf eine Millionenstadt, die von hier oben ruhig und fantastisch wirkt. Die Ruhe mag vielleicht dem Umstand geschuldet sein, dass mit uns gerade mal eine handvoll Leute auf der achteckigen Plattform umherläuft. Wir jedenfalls sind auch davon begeistert und genießen den Aufenthalt im Busan Tower.

Wie beim Seoul Tower gibt es auch hier Tickets, die neben der eigentlichen Fahrt Getränke und Speisen beinhalten. Eines der Angebote verspricht Pommes und Draft Beer unlimited, also Fassbier ohne Ende. Da müssen wir doch sagen, dass dies keine besonders gute Idee ist, falls mal Einwohner der Britischen Inseln kommen oder sonst irgendwelche Schluckspechte, die dann einmal oben sind und nie wieder runter kehren.

Wir indes begnügen uns mit der Aussicht, bis wir uns daran satt gesehen haben. Mit dem schönen Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben, rauschen wir wieder nach unten. Bevor man wieder unter freiem Himmel steht, führt der Weg durch eine schön gestaltete Comic-Szenerie, die zu Andenkenbilder einlädt.

Durch düstere und weniger düstere Gassen nach Chinatown

Wieder im Yongdusan-Park, wenden wir uns jetzt nach Norden. Ein Waldpfad führt hinab vom Hügel zum Busan Modern History Museum. Dort kreuzen wir die Daecheong-ro, bevor wir durch schmale Gassen hindurch schlendern. Es wäre einfacher, entlang der mehrspurigen Jungang-daero zu laufen. Unsere Variante ist teilweise etwas düster, doch interessanter und frei vom Verkehrslärm.

Die Donggwang-gil wirkt zu Beginn ziemlich vergammelt. Sie führt entlang einer Geländekante. Nach ein paar Schritten ist sie über über eine Treppe mit der darunter liegenden Daecheong-ro verbunden. Gepflegte Cafés und kleine Parkanlagen mit Statuen entlang einer gepflasterten Straße geben hier ein schönes Bild ab.

Immer wieder führen Treppenbauwerke zur oberen Straße. Es könnten verspielte Bauwerke von Gaudi sein. Leider endet die hübsche Straße schon nach 250 Metern, weshalb wir wieder hinauf zur Daecheong-ro gehen. Auf dieser bleiben wir nun, passieren kleine Wohnhäuser und teils düster wirkende Geschäftshäuser. Interessant finden wir die Parkhäuser der Stadt. Riesige Hochregallager werden von den Autos angefahren.

Man fährt in eine Art Garage, steigt aus und kann zusehen, wie das Auto automatisch versorgt wird. So etwas nennen wir platz- und zeitsparend. Das sonst übliche umher kurven in den Parkhäusern entfällt schlichtweg. Ganz zu schweigen von eventuellen Parkremplern, drohenden Reifenschäden, der späteren Suche nach dem eigenen Fahrzeug oder irgendwelcher Gefahren, die einem in dunklen Ecken auflauern könnten.

Hilfe, was ist das für ein Chinatown?

Am Ende der Daecheong-ro befindet sich die Nunaya Suppenküche. Für Korea ist es ein extrem düsteres und uraltes Gebäude. In Myanmar wäre es eine normale Garküchenansammlung, bei der wir ohne Vorbehalt gegessen hätten. Hier jedoch werden wir in der Umgebung sicherlich Besseres finden. Wir hoffen auf einen guten Chinesen in Chinatown.

Dieses beginnt nämlich gleich auf der anderen Seite von Nunaya. Wir trauen uns also durch das düstere Gemäuer, ohne weitere Umwege in Kauf zu nehmen. Dann unterqueren wir die Daeyeong-ro und stehen nach anderthalb Kilometern seit dem Yongdusan-Park vor dem Eingangstor von Chinatown Busan.

Rote Lampions, wie man sie von der Chinatown in Bangkok kennen, zieren die gesamte Straße. Einige chinesische Restaurants buhlen mit den Bars um die Kundschaft. Letztere sind zahlenmäßig überlegen, haben nachmittags aber noch geschlossen. Mitten in Chinatown befindet sich ein Infozentrum über das Viertel.

Gegenüber soll ein Mosaik an der Wand den kulturellen Status der Straße stützen. Doch wenn wir ehrlich sind, bedienen die Lampions über uns eher das Rotlichtmilieu der Stadt. Sowohl die Restaurants als auch die Bars der Straße verströmen einen anrüchigen Eindruck.

Vielleicht ist es besser, in der nächsten Straße einen Burger zu essen, anstatt beim Chinesen einzukehren. So beginnt am Ende von Chinatown die Texas Street. Das einzige jedoch, was hier entfernt an Texas erinnert, ist das Eingangstor. Die Karaoke Bars und Havana Clubs sind auch hier nachmittags verriegelt. Etwas deplatziert wirkt die Kyrillische Schrift, welche dem Texaner eher fremd sein dürfte. Auf einer Infotafel lesen wir, dass wir uns in den Touristenstraßen von Busan befinden.

Die Texas Street wurde einst so genannt, weil dort nur Ausländer wohnten. Hätte sie nicht schon einen Namen, würde heute Moscow Street bzw. Московская улица ganz gut passen. Der Hafen von Busan ist einer der jüngsten Partner des Hamburger Hafens. Und was in Hamburg die Reeperbahn ist, wird hier von der Chinatown und der Texas Street ausgefüllt, wenn auch in einer dezenteren Ausführung.

Wir verschieben unsere Essenspause, bis wir woanders ein weniger anrüchiges Etablissement finden. Busan hat uns in kurzer Zeit viel Schönes und Interessantes gezeigt. Wir laufen in Richtung des nahe gelegenen Bahnhofs. Dort hoffen wir einen Taxistand vorzufinden, um wieder zurück zu unserem Flughafenhotel zu kommen.

Rundgang durch die Hafenstadt

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