Eine Wanderung hoch auf den Hallasan wäre natürlich eine richtig tolle Sache. Wie wir es vom Pico in Portugal oder dem Teide in Spanien kennen, steht auch Südkoreas höchster Berg fernab vom Festland auf einer Insel. Für die Gewalttour auf den Gipfel wäre ein Laufpensum von 9,6 Kilometer mit 1200 Höhenmeter zu bewältigen. Allerdings müssten wir später alles wieder herunterlaufen. So werden für die Tour insgesamt 9,5 Stunden veranschlagt. Um den Gipfel zu erklimmen, hätten wir also schon am frühen Vormittag aufbrechen müssen. In dem Fall wären wir bei Schlechtwetter gestartet, wovon freilich abgeraten wird.
Bis zum Nachmittag hat sich das Unwetter aufgelöst und strahlt die Sonne wieder vom strahlend blauen Firmament. Einzig ein paar Dekowolken verdecken hin und wieder die Sonnenstrahlen. Somit wagen wir einen Abstecher in den Hallasan Nationalpark. Alsbald erreichen wir das 1100 Altitude Wetland, ein Feuchtgebiet, sechs Kilometer östlich des Hallasan-Gipfels. Neben einer Gedenkstätte gibt es hier einen Aussichtspavillon sowie den bequem zu laufenden Discovery Trail. Der Hallasan-Gipfel ist von hier aus jedoch nicht zu sehen. Wir blicken lediglich auf die Krater Isreong Oreum und Bollae Oreum. Oreum bedeutet dabei, dass es sich um parasitäre Kegel handelt. Es sind kleine Vulkannebenkegel, welche sich entlang der Hallasan-Hänge gebildet haben.
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Die westlichen Hänge des Hallasan weisen eine sanfte Neigung von acht bis zehn Grad auf. Auf 1100 Meter über dem Meeresspiegel erstrecken sich zahlreiche ebene Oberflächen. Es haben sich günstige Geländebedingungen gebildet, welche das Wasser halten, anstatt es abfließen zu lassen. Mehr als 16 dieser Feuchtgebiete verteilen sich über den Nationalpark. Sie alle sind besonders geschützt und eng miteinander verflochten. Das 1100 Altitude Wetland genießt den Schutz gemäß den Richtlinien der Ramsar-Konvention, da es das ganze Jahr über Wasser führt. Es ist Lebensraum für verschiedenste Tiere und Pflanzen. Damit finden hier Biologen ein ideales Gelände, um die biologische Vielfalt zu untersuchen.
Auf einem knapp 600 Meter langen Holzsteg ist das Sumpflandschaft für Besucher zugänglich. Über 1800 verschiedene Pflanzen- und 4000 Tierarten leben im Hallasan Nationalpark. Darunter sind nur wenige Säugetiere, dafür aber weit über 3000 verschiedene Insekten. Im Frühling breitet sich ein farbenprächtiger Blütenteppich der Azaleen aus. Jetzt im Herbst verfärbt sich das Laub und fällt bereits langsam ab. In wenigen Wochen wird hier der Winter einziehen und den Hallasan in Eis und Schnee hüllen.
Bis auf ein paar zwitschernde Vögel sehen wir keinerlei Tiere auf unserer Runde. Wir blicken in den Sumpf, wo Kugeln aus Vulkangestein herumliegen. Sie stammen aus der Lava des Bollae Oreum. Drum herum hat sich eine Torfschicht gebildet, in der organische Stoffe gebunden sind. So können die Pflanzen gut gedeihen. Die Aussicht beim 1100 Altitude Wetland hält sich indes in Grenzen. Die Runde auf dem Steg sind wir trotz mehrerer Fotostopps relativ schnell abgelaufen. Um an diesem Tag doch noch etwas Spektakuläreres zu sehen, fahren wir ein zweites Mal zum Sangumburi Krater. Wegen dichten Nebels hatten wir tags zuvor darauf verzichtet. Nun aber sieht es besser aus und sind wir zuversichtlich, das sich das Wetter auf der Ostseite des Hallasan ähnlich verhält.