Golgulsa und die Sunmudo-Kämpfer

Die Tempelkampfkunst und der Felsenbuddha

Nahe der koreanischen Stadt Yangbuk-myeon befindet sich der Tempel von Golgulsa. Vom Blumentempel Bulguksa ist dieser keine 20 Minuten entfernt. Ein Abstecher dorthin lohnt sich. Vorausgesetzt, man ist gut zu Fuß. Schon die Straße, die vom Parkplatz in das Tal führt, steigt kräftig an. Wir lassen uns also Zeit und spazieren gemächlich hinauf zur Schule der Sunmudo Kampfkunst. Auf dem Weg kommen uns einige Sportler in Kampfanzügen entgegen. Die Schule scheint gut Betrieb zu haben.

Zwei, drei Kurven nach der Sunmudo-Schule öffnet sich der Blick auf den Golgulsa Tempel. Von hoch oben blickt der große Felsenbuddha auf uns hinab. Eine monströs anmutende Glaskonstruktion schützt die Maya Tathagata-Skulptur vor Witterungseinflüssen. Ohne diesen Verbau wäre ihr Anblick sicherlich schöner. Doch die Skulptur soll dem Tal noch einige Zeit erhalten bleiben. Korea ist reich an an Granitgebirgen. Hier indes gibt es ein größeres Vorkommen an Kalksteinfelsen, welches für den Grotten-Tempelbau genutzt wurde. Golgulsa ist dabei als erster Tempel seiner Art nach indischem Vorbild entstanden.

Steile Treppen führen hinauf zum Felsenbuddha. Sanft lächelnd blickt die Buddha-Statue in Richtung des Unterwassergrabes von König Munmu. Luftlinie liegt das zehn Kilometer weit entfernt auf einer Felseninsel im Koreanischen Ostmeer. Rund um den Felsenbuddha sind sieben Tempelgrotten erhalten. Der Urtempel dazu entstand bereits vor 1500 Jahren, als buddhistische Mönche aus Indien diesen in den Fels gehauen haben. Möglich war dies, weil Teile des Gebirges aus angesammelter Vulkanasche gebildet wurden. Durch die anschließende Erosion entstand eine Tafoni-Höhle aus Kalkstein, welcher sich leicht bearbeiten und aushöhlen lässt. Während der Joseon-Dynastie wurde der Tempel nach einem Gemälde des Künstlers Jeong Seon umgebaut. Zu dieser Zeit hatte man auch die Maya Tathagata-Skulptur in den Felsen gehauen.

Wir klettern von der linken Seite zum Felsenbuddha hinauf. Und klettern ist das richtige Wort für den kurzen Kraftakt. Über steile Treppen gelangen wir zur großen Tempelgrotte, in der mehrere Buddha-Statuen in verschiedenen Felsnischen sitzen. Etwas schwieriger sind die kleineren Grotten und insbesondere die große Statue zu erreichen. Dazu braucht es Handeinsatz, bevor es geduckt durch eine Felsöffnung bis zur Gebetsplattform vor der Statue geht. Von der rechten Seite wäre der Aufstieg einfacher, allerdings auch weniger spannend und lustig.

Sunmudo-Kämpfer beim Tempel von Golgulsa

Bereits beim Hinaufklettern zum Golgulsa Tempel fallen uns die musikalischen Vorbereitungen für anstehende Festivitäten auf. Tänzerinnen üben mit riesigen Lotusblüten in den Händen, Sunmundo-Kämpfer stellen Stühle auf und verteilen Matten auf dem Boden. Nach unserer Tempelbesichtigung sind die Tänzerinnen mit hübschen Hanboks gekleidet, Kämpfer verschiedener Level besetzen die ihnen zugewiesene Position und eine Schar an Gästen trudelt ein. Wir setzen uns auf die Treppen direkt vor dem Veranstaltungspavillon und haben somit perfekte Sicht auf das Geschehen.

Leider kann uns auch bei Golgusa niemand erklären, was hier gefeiert wird und wie das Fest abläuft. Punkt 12 Uhr Mittags beginnen die Vorführungen zuerst mit den Vorrednern. Offensichtlich wichtige Männer und Frauen halten kurze Reden, die sich allein durch ihre Anzahl dann aber doch arg in die Länge ziehen. Die Luft kühlt langsam ab und die schattige Steintreppe, auf der wir hocken, lässt uns mehr und mehr bibbern. Im Stillen plädiert Lars dafür, dass solche Reden erst im Anschluss an den künstlerischen Darbietungen gehalten werden. Es gäbe den Rednern die Gewissheit, dass sich die verbliebenen Zuhörer tatsächlich für ihre Vorträge und Danksagungen interessierten. Dann endlich beginnen die Hanbok-Frauen mit ihrem Lotustanz. Nach ihnen bieten die Tempelkämpfer ihre Kunst dar.

Sunmudo bedeutet wörtlich Meditation und Kampfkunst. Durch die Kombination von strukturierten Bewegungen und Atemtechniken werden Geist und Körper gestärkt. Diese traditionelle Kampfkunst stammt aus der Silla-Dynastie. Koreanische Mönche haben Sunmudo verwendet, um ausländische Angreifer abzuwehren, insbesondere während der japanischen Invasion. Mit einem »Temple Stay«-Programm bietet die Sunmudo Schule bei Golgulsa ihren Besuchern eine Auszeit vom Alltag oder lässt so manchen komplett aus seinem früheren Leben aussteigen. Uns gibt sie einen Einblick in die beeindruckende Beweglichkeit der ausdrucksstarken Kämpfer und Kämpferinnen der Schule. Ein Abstecher zum Tempel von Golgulsa lohnt sich somit. Und mit ein wenig Glück bietet dieser ein richtig tolles Programm.

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