Silbergras beim Sangumburi Krater

Vulkanbesteigung geht auch bequem und einfach

Knapp eine Dreiviertelstunde dauert die Fahrt um den halben Hallasan herum bis zum Parkplatz des Sangumburi Oreum. Er befindet sich im Inselinnern und zählt zu den beliebtesten Reisezielen auf der Insel Jeju. Den Baekyaki Oreum Vulkankegel konnten wir besteigen, ohne dafür zu bezahlen. Dieser hier ist jedoch besonders und kostet somit Eintritt. Wir lösen also ein Ticket und spazieren durch das kunstvolle Eingangstor, das von zwei Harubangs beschützt wird.

Der Sangumburi Krater ist mit einem Museum, Imbiss und Toilettenhäuschen gut erschlossen. Kaum haben wir all dies passiert, erkennen wir, warum der Krater so beliebt ist. Bei den meisten Vulkanen ist der Krater nur über einen steilen Anstieg zu erreichen. Der Sangumburi hingegen ist einer der am leichtesten zugänglichen Krater auf Jeju. Ein breiter Fußweg führt sachte bergan bis an den Kraterrand. In weniger als fünf Minuten ist der Berg somit bezwungen. Vorausgesetzt natürlich, man lässt sich nicht von dem hier üppig wachsenden Chinaschilf ablenken, dessen Rispen im Wind tanzen. Wegen ihrer silbrig leuchtenden Blütenstände ist dieses auch als Silbergras bekannt.

Der kurze Spaziergang führt uns zu einer Aussichtsplattform. Hier wird man mit einer herrlichen Rundumsicht belohnt, einschließlich atemberaubender Panoramablicke bis ans Meer sowie zum Mount Halla. Zu unserem Glück spielt das Wetter nun auch wieder mit. Oder wie mein Lars sein liebstes Sprichwort umdichtet: »Der sonnige Vogel schnappt sich den Krater!« Mit seiner enormen Größe und perfekten Form liegt uns der Krater des Sangumburi Oreum zu Füßen. Der Umfang der Kraterlinie beträgt 2.070 Meter. Das ist größer als der Krater des Hallasan. Wegen der perfekten kreisrunden Form wird er auch gerne Fußballstadion genannt, dessen Spielfelder und Tribünen vom Wald besetzt sind.

Der Sangumburi Oreum ist eine Maar

Angesichts der geringen Höhe des Sangumburi Oreum ist die Tiefe des Kraters mit 130 Metern doch gewaltig. Hier erkennt man den Unterschied zum Hallasan oder zum Ilchulbong. Die beiden wuchsen durch lange Eruptionsprozesse immer höher. Beim Sangumburi handelt es sich indes um eine Maar, ähnlich der Vulkane in der Eifel. Diese trichterförmigen Mulden entstehen meist bei einem einzigen Ausbruch. Es kommt zu einer Wasserdampfexplosion, der Vulkan speit etwas Lava und erlischt sogleich wieder. Zurück bleiben die Mulde, in der sich anschließend das Regenwasser sammelt, und ein Ringwall, der sich hier so wunderbar leicht erklimmen lässt.

Heute ist der Sangumburi Oreum ein Trockenmaar. Ansonsten würden wir vom Rand auf einen See hinabblicken. Die Vegetation innerhalb des Kraters ist vielfältig. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Bedeutung ist das Innere des Kraters für Besucher geschlossen. Bis auf den Tiefpunkt ist der Krater dicht mit Bäumen und Sträuchern gefüllt. Hier wachsen Magnolien, Kiefern und Ahorn. Sie alle machen das Maar für Südkorea einzigartig, weshalb es zum Naturdenkmal Nr. 263 des Landes ausgewiesen wurde.

Die Legende des Sangumburi Krater

Natürlich rankt sich um den Sangumburi eine Legende. Diese erzählt von Maljatddal, der Tochter einer der Götter von Jejudo. Sie verliebte sich in Hangam. Leider verweigerte ihr Vater sein Einverständnis für diese Verbindung. Das junge Paar rannte davon und lebte daraufhin im Krater des Sangumburi. Nach einigen glücklichen Jahren verließ Maljatddal den Ort, während Hangam zurückblieb, um die vielen Tiere im Krater zu versorgen. Die Menschen auf Jejudo ehren Hangam als Hüter der Tiere der Insel sowie als Hüter der Jäger. In der Vergangenheit führten sie in Sanbumguri Schamanenzeremonien durch, um die Götter und Hangam um eine gute Jagd zu bitten. Heute erinnert eine kleine Hirsch-Skulptur an Hangam, welche stolz auf einem Felsblock thront.

Es gibt mehrere Rundwege auf dem Gelände des Sangumburi. Einer davon führt um ein Feld mit traditionellen Jeju-Gräbern. Ähnlich der Königsgräber von Daereungwon in Gyeongju, sind es Erdhügel, nur viel kleiner und von einer Steinmauer umgeben. Der Hauptanziehungspunkt jedoch ist eindeutig das meterhohe Chinaschilf. Diese Süßgräser stehen während unseres Besuchs in voller Blüte, was natürlich die Menschenmassen anlockt. Überall posieren junge Frauen für das perfekte Selfie vor dem Silbergras. Die Aussicht auf den Krater verkommt während dieser Zeit zur Nebensache. Zum Glück aber verteilen sich die Leute gut auf den vielen Wegen. Somit können wir den Spaziergang mit Aussicht in die herrliche Natur in vollen Zügen genießen.

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