Am nächsten Morgen wollen wie den geplanten Ausflug in den Nationalpark El Teide nochmals versuchen. Es ist wie verhext. Kaum haben wir Samara heile hinter uns gelassen und ist der Mirador de Chío in Sicht, als ein rotes Warnlicht im Polo aufleuchtet.
Eine einfache Kontrolle ergibt, dass der Motor kaum noch Öl hat, was sich besonders beim Bergauffahren als ungünstig erweist. Immerhin aber schaffen wir es heile zurück zur Tankstelle in Chío und verlieren diesmal, nachdem knapp zwei Liter Öl nachgefüllt sind, nur eine gute Stunde.
Eindrücke unseres Ausflugs zum Vulkan El Teide
Danach aber schaffen wir es endlich bis zum Mirador de Chío und, nach einem kurzen Fotostopp, weiter bis ins Zentrum des Nationalparks. Endlich kommen wir in die Nähe des Teides. Mit einer Höhe von 3.718 Metern ist der gigantische Vulkan nicht nur der höchste Berg auf Teneriffa, sondern zugleich die höchste Erhebung von ganz Spanien.
Nachdem der Vulkan mitsamt der ihn umschließenden Caldera bereits seit 1954 als Nationalpark ausgewiesen ist, hat ihn die UNESCO 2007 in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Spät, aber zurecht. Denn abgesehen davon, dass die Landschaft rund um den Pico de Teide einmalig ist,
braucht sie aufgrund der vielen Wanderer und Besucher auch einen besonderen Schutz. So achten Wildhüter inzwischen permanent darauf, dass die Wanderer auf den vorgesehenen Wegen bleiben - was leider nicht so selbstverständlich ist, wie man annehmen sollte.
Was man auch nicht unbedingt annehmen sollte: obwohl wir ja immer noch auf den Kanaren sind, empfängt uns ein eisiger Wind, als wir das Auto verlassen. So sehen wir mehrmals Leute, die sich hier oben regelrecht durch die Landschaft klappern. Als wir an Schildern vorbeikommen, die vor Glätte warnen, meldet sich dann auch unser Leihwagen wieder.
Tatsächlich sinkt die Temperatur laut der Anzeige im Polo bis auf lausige 2,5° Celsius. Dem nicht genug, zieht es zu, als wir bei der wegen Wind geschlossenen Teideseilbahn vorbeikommen. Wenig später sind das Wetter und die Sicht so liederlich, dass wir die Tour erneut abbrechen.
Zwei Tage später haben wir dann endlich mehr Glück, bleiben wir von Pech und Pannen verschont und sehen auch nur wenige Wolken am Himmel vorüberziehen.
Einzig der Gipfel des Teides verhüllt sich in seiner ganz eigenen Wolke, die den Kraterrand wie ein Sahnehäubchen umgibt. Zuvor aber halten wir erstmal beim Aussichtspunkt Boca de Tauce.
Nachdem die TF38 in die TF21 mündet und wir nach links Richtung Teide abbiegen, erreichen wir den Mirador Boca de Tauce. Auf mittlerweile 2050 Meter über dem Meer angekommen, befinden wir uns immer noch am Rande des Nationalparks, und sind doch schon mittendrin.
Zumindest, was die Aussicht betrifft. So erhebt sich südlich und westlich von uns eine schroffe Bergkette an der Grenze des Parks. Diese Bergkette umspannt die mit 17 Kilometern Durchmesser riesige Caldera Las Cańadas, aus der sich der Pico del Teide und der Pico Viejo erheben.
Dabei wirkt der Kraterkessel wie ein großer, trocken gefallener See. Zuweilen ist er das auch. So befördern die oft heftigen Niederschläge jede Menge Material von den Hängen der umliegenden Berge in das Hochplateau. Während die größeren Brocken am Rand der Ebene liegen bleiben, wird der feinere Sand und Staub bis in Mitte der Caldera geschwemmt.
Bis ein Windstoß das Sediment aufwirbelt und wie in einem Wildwestfilm über das Plateau fegt. Wir sind begeistert - auch weil just in dem Moment, als wir auf dem Aussichtspunkt ankommen, ein Regenbogen über dem Pico Viejo erstrahlt.
Ein wenig im Schatten des Teides steht der Pico Viejo. Dabei erreicht auch er mit 3.135 Metern eine stolze Höhe für einen Vulkanberg und besitzt mit 800 Metern Durchmesser den größten Krater auf Teneriffa,
der seinen Besuchern eine wahre Farbenpracht von tiefstem Schwarz über Rot und Ocker bis hin zu Türkis bietet. Zudem ereignete sich an der Westflanke des Pico Viejo der letzte große Ausbruch innerhalb der Las Cańadas, bei dem die Narices del Teide entstanden sind.
Da wir uns immer noch beim Boca de Tauce befinden, bietet sich uns eigentlich eine Wanderung hoch zum Kraterrand und vielleicht noch weiter bis zur oberen Station der Seilbahn des Teides an. Andererseits wird die Wanderung im Rother in entgegengesetzter Richtung beschrieben und wäre dann hier der Endpunkt, an dem man seinen Leihwagen abstellen solle. Das alleine wäre ja nicht schlimm.
Aber da der Abstiegsweg außerdem als mühsam beschrieben wird, feste Winterkleidung dringend notwendig ist und man über absolute Trittsicherheit und Erfahrung im unübersichtlichen Gelände verfügen solle, haben wir über diese Tour nicht wirklich nachgedacht. Da genießen wir doch lieber ein paar Tage später die Aussicht auf einen tief verschneiten Pico Viejo.
Brrr, ist das kalt hier! So, wie wir das Auto verlassen, empfängt uns eine steife Brise. Wobei wir ja noch Glück haben. Denn im Gegensatz zu uns erwischt es andere wirklich eiskalt. So beobachten wir eine junge Russin, die bei Temperaturen unter 6° Celsius mit einem Minirock zu den Felsen von Garcia hüpft (wobei der Rock immer wieder bis übers knappe Hösle fliegt, wie meine Eltern beobachten - aber mir sagt ja keiner was).
Während es die junge Frau nicht mal zu stören scheint, holen andere Urlauber Handtücher aus dem Auto oder Reisebus, um nicht zu frieren. Da sind wir doch froh, dass wir Windjacken, dicke Pullis und warme Mützen anhaben, als wir dem Strom der vielen anderen Urlauber zu den Felsen folgen.
Bevor wir jedoch zu den Roque de Garcia hinauflaufen, erklimmen wir den Mirador de la Ruleta auf der linken Seite des Straßenrondells. Denn wie so viele Sehenswürdigkeiten lassen sich auch die Felsen am Fuße des Teides
bzw. an der Grenze der oberen zur unteren Caldera-Hälfte besser aufnehmen, wenn man nicht direkt vor ihnen steht. Außerdem eröffnet sich uns dadurch ein doch beeindruckender Blick über die untere Ebene der Caldera de Las Cańadas.
Während wir beim ersten Stopp etwas Pech mit den Wolken hatten, welche die Sicht zum Teide-Vulkan verdeckten, haben wir beim zweiten Mal Glück, dass wir die Felsen (wie so viele es vor uns getan haben) zusammen mit Vulkan aufnehmen können. Das kann aber auch daran liegen, dass wir beim zweiten Mal früher losgefahren sind.
Denn nur allzu oft ziehen mittags die Passatwolken über das zentrale Bergland von Teneriffa. Damit gilt auch hier: wer etwas erleben will, sollte früh auf den Beinen sein. Ganz abgesehen davon, dass man die Felsen dadurch in Ruhe besichtigen kann - immerhin zählen sie dank des Roque Cinchado, des Finger Gottes, zu den bedeutendsten Naturmonumenten der Insel.