Saint-Paul und der Pirat La Buse

Auf der Cimetière Marin

Nach der kurzen Wanderung am Cap Noir bietet sich ein Besuch von Saint-Paul an. Die Stadt mit seinen knapp über 100.000 Einwohnern ist sicher an Markttagen einiges interessanter als an den Tagen ohne Markt. Alleine der Geschichte wegen aber lohnt sich ein Abstecher zum Kai.

Im Zuge der zweiten Inbesitznahme der vom portugiesischen Seefahrer Pedro Mascarenhas entdeckten Maskararen gingen die Franzosen am 29. Juni 1642 hier in der Bucht »La baie du meileur Anrage« an Land. Die ersten Siedler ließen sich hier dauerhaft nieder. Saint-Paul ist somit die älteste Stadt von La Réunion und wurde damit auch die erste Hauptstadt der Insel.

Nachdem wir die aus der Kolonialzeit stammenden Kanonen entlang des Kais besichtigt haben, fahren wir weiter zum Cimetière Marin, dem wohl eindrucksvollsten und schönsten Friedhof von La Réunion.

Bereits der Eingang erinnert durch die Schrift eher an eine Grabstätte der Addams Family. Dazu kommt die malerische Lage an einem schwarzen Strand. Es ist die perfekte Ruhestätte für Piraten.

Unser Interesse weckt der Pirat La Buse. Immerhin war mein Geburtsname Buse. Ein ferner Verwandter von mir? Wohl eher weniger. Olivier le Vasseur liebte die Freibeuterei und schlug das Amnestie-Angebot des Gouverneurs der Insel Bourbon aus, ein anständiger französischer Bürger zu werden. Somit brachte er es zum erfolgreichsten und berüchtigsten Pirat seiner Zeit. Bereits zu Lebzeiten wurde er deshalb La Buse, der Bussard, genannt. Die fetten Piratenjahre in der Karibik waren vorbei, weshalb er nach Madagaskar ging. Von hier aus unternahm er Raubzüge in das umliegende Meer und deren Inseln. Unvorstellbare Reichtümer sammelten sich an, bevor er sich 1729 als Lotse in der Bucht von Antongil verdingte.

Dort erkannte ihn ein Kapitän der ostindischen Kompanie und lieferte ihn als Gefangenen nach Bourbon aus. Am 7. Juli 1730 wurde er nach kurzem Prozess zum Tode durch Hängen verurteilt. Sekunden bevor er am Galgen baumelte, warf La Buse ein geheimnisvolles Dokument in die Menge und rief: »Wer diesen Plan lesen kann, dem gehört mein Schatz«. Kopien von dem Plan sind in den Archiven der Insel sicher verwahrt. Der Schatz mit dem sagenhaften Gold konnte allerdings nie gefunden werden. Ob die sterblichen Überreste des Piraten wirklich auf dem Friedhof beigesetzt sind, ist ebenfalls ungewiss. Denn dieser entstand erst 1788, 58 Jahre nach Hinrichtung des Bussards.

Aber nicht nur Bösewichte sind auf dem Friedhof beigesetzt. Wie ein Denkmal steht das Grab des französischen Lyrikers Charles Leconte de Lisle mitten auf dem Friedhof. Zuerst auf Montparnasse in Paris beigesetzt, wurden seine sterblichen Überreste 1977 seinem Wunsch entsprechend, nach La Réunion überführt.

Zudem werden bis heute noch Leute hier bestattet, bei denen davon auszugehen ist, dass sie nicht der klassischen Piraterie gefrönt haben. Daneben fällt auf dem Friedhof ein Frangipani auf. Von diesen Bäumen versprechen sich die Inselbewohner ein langes Leben. Von allen Frangipani, die wir auf der Insel gesehen haben, trägt er die meisten Blüten. Scheinbar geben Piraten einen guten Dünger ab ...

Neben dem Friedhof lädt ein hübsches Strandlokal zu einem Mittagessen ein. Nachdem wir uns mit Salat und Hähnchen gestärkt haben, ist Lars ganz überrascht, als er einen winzigen Milchkaffee in Größe eines Espresso bekommt. Ja, andere Länder, andere Sitten. Zum Glück beschränkt sich das »petit« auf den Kaffee, sodass wir nach dem Essen satt zum Aussichtspunkt vom Cap La Houssaye fahren können.

Es ist das südlichste Ende der Bucht von Saint-Paul und nach dem bretonischen Seefahrer Guillaue La Houssaye benannt. Eigentlich sollte man hier ein Fernglas dabei haben, da hin und wieder Wale zu sehen sind. Wir indes haben an diesem Tag schon wieder so viel gesehen, dass wir auch ohne Walbeobachtung zufrieden zum Hotel Le Nautile zurückfahren können.

Video Piratenfriedhof Cimetière Marin bei Saint-Paul

Eindrücke vom Cimetière Marin, auf dem sich das Grab des legendären Piraten La Buse (Der Bussard) befindet.

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