Flussbettwanderung Bras de la Plaine

Abenteuerliche Wanderung durch die Schlucht

Als wir das erste Mal von La Plaine des Cafres über die D27 hinunter zur Küste gefahren waren, fielen uns in etwa auf Höhe von Le Tampon und dem kreolischen Dorf l'Entre-Deux einige Autos am Straßenrand auf. Zu sehen war bis auf hohe Zuckerrohrfelder nichts. Und doch befindet sich direkt an der Hauptstraße der Zugang in die Schlucht des Bras de la Plaine.

Außer den Parkstreifen entlang der Straße gibt es einen kleinen Platz direkt am oberen Ende des Sentier de l'Entre Deux. Doch selbst wenn dort frei sein sollte, ist es besser, auf dem Seitenstreifen zu parken. Zu groß ist die Gefahr, später eingeparkt zu werden. Bis man dann wieder weg kommt, können durchaus mehrere Stunden verstreichen.

So also laufen wir ein paar Schritte, bis wir den Zugang beim Schild zum »Sentier Dassy« erreichen. Direkt danach gelangen wir an den Waldrand und knickt der zunächst breite Wanderweg links ab. Obwohl wir uns auf dem ersten Stück immer noch nahe der Straße befinden, ist die D27 bald vergessen. Stattdessen sind wir ringsum von Natur umgeben und öffnet sich in der nächsten Kehre der Blick über die Schlucht des Bras de la Plaine.

Die bewaldeten, zum Fluss steil abfallenden Felsen geben einen ersten Vorgeschmack auf die bevorstehende Flusswanderung. Allerdings hat der spektakuläre Ausblick auch einen Beigeschmack. Denn nach dem Abstieg werden wir am Ende der Flusswanderung alles wieder hinaufkraxeln müssen. Wie das später aussehen kann, lässt eine Schulklasse erahnen, die uns schnaufend und ächzend entgegen leidet.

Nach der Rechtskurve verjüngt sich der Weg, wird steiler und felsiger. Während sich im oberen Bereich Agaven links und rechts des Pfads an den kargen Grund klammern, verläuft der größte Teil des Abstiegs im Wald. Die steilste Passage wird hier durch eine Reihe Kehren entschärft. Sowie wir diese hinter uns gelassen haben, nimmt der Sentier Dassy Kurs auf die Pont de la Liane.

Wer bei der Brücke geradeaus weiterläuft, kommt zu einer zweiten Brücke, über die der Sentier Dassy mit l'Entre-Deux verbunden ist. Wir indes biegen gleich nach einer Bananenplantage und noch vor der Pont da la Liane rechts ab und nutzen den schmalen Pfad hinunter ans Flussbett. Damit verlassen wir den Sentier Dassy und wandern nun immer flussaufwärts in die Schlucht.

In der Schlucht des von Basaltgestein eingekesselten Flusses

Am Bras de la Plaine angekommen, lohnt es sich, erst einmal innezuhalten und sich umschauen. Sei es, um die herrliche Landschaft mit den bis zu 300 Meter hohen Felswänden um uns herum zu bewundern. Sei es, um nach dem Abstieg eine erste kurze Rast einzulegen. Oder sei es auch nur, um zu sehen, wie wir den nächsten Abschnitt am besten meistern.

Denn auch wenn in den Karten ein Wanderweg eingetragen ist, so ist in der Schlucht kein Verlauf zu sehen. Stattdessen gilt es nun immer wieder, die Flussseite an möglichst geeigneten Stellen zu wechseln, um voran zu kommen. Wasserfeste Trekkingsandalen sind obligatorisch. Genauso wie kurze Klamotten, da im Bereich von Stromschnellen tiefere Bereiche lauern.

Leider erweist sich das Vorankommen an den Stellen, wo wir die Seite wechseln müssen, als mühsam. Das gilt insbesondere für Annette, die sich aufgrund ihres geringeren Gewichts stärker gegen den Druck des Wasser stemmen muss. Nachdem wir eine markante Basaltsäulenformationen passiert haben, beschließt sie, dass sie zu langsam vorankommt und ich den weiteren Weg in die Schlucht alleine gehen soll. Ich gehorche.

Auf mich allein gestellt, kann ich den Fluss damit auch an tieferen Stellen durchqueren als zuvor. Zudem nutze ich flach überspülte Kiesbänke, um schneller voranzukommen. Anstrengend bleibt es, immer wieder durchs Wasser laufen zu müssen. Auf der anderen Seite entschädigen einen die Felswände, welche die Schlucht weiter flussaufwärts immer wieder einengen und an vielen Stellen Höhlen und Überhänge bilden.

Nachdem ich einen Bereich mit auffallend vielen abgerundeten Felssteinen gemeistert habe, rücken die Felswände deutlich enger zusammen. Beeindruckt, wie sich der Bras de la Plaine hier senkrecht ins Lavagestein geschnitten hat, lasse ich die Kulisse auf mich wirken. Wenn es der Wasserstand erlaubt, bleibt man auf dieser fast tunnelartigen Passage gleich im seichten Wasser, anstatt irgendwelche trockenen Pfade zu suchen. Wo sich der nach oben offene Tunnel wieder öffnet, beschreibt der Fluss eine Biegung.

Wie im Lehrbuch dargestellt, ist am Gleitufer eine graue Sandbank entstanden. Auf der Prallseite indes hat der Fluss eine deutlich weiter in den Fels ragende Höhle frei gespült und eine ganze Reihe der charakteristischen Basaltsäulen frei gelegt. Leider wird das Wasser nach der nächsten Verengung tiefer. Es ist zwar noch möglich, von der Basalthöhle einen weiteren geraden Abschnitt zu laufen. Als ich sehe, wie andere Wanderer in der nächsten Kurve vor mir hüfttief im Wasser stehen, ist dann auch für mich Zeit umzukehren.

Beim Rückweg zeigt sich, wie gewaltig der Unterschied ist, ob man gegen oder mit dem Strom durchs Wasser läuft. So bin ich ganz überrascht, dass ich nicht einmal die halbe Zeit brauche, um zurück zu Annette zu gelangen. Entsprechend leid tut mir eine Frau, der ich kurz vor meiner Ankunft bei Annette versehentlich eine viel zu kurze Zeit genannt habe, die sie angeblich bis zur Sandbank bzw. der Basalthöhle benötigt. Umso mehr Zeit nehmen wir uns dafür, um die Schlucht noch eine Weile auf uns wirken zu lassen, bevor wir wieder gemeinsam hinauf zur D27 steigen.

Bis nach oben stehen damit die gut 300 Höhenmeter an, die wir zu Beginn so locker hinunterlaufen konnten. An sich wären die auch gut zu schaffen. Allein der wenige Schlaf, mein rascher Aufstieg auf den Piton des Neiges, vor allem aber die Erkältung, die ich mir am Grand Galet eingefangen habe, machen den Aufstieg zur Tortur. Nach einer gefühlten Ewigkeit aber erreichen wir wieder die Kehre, bei der wir zu Beginn der Tour den tollen Blick über die Schlucht hatten. Danach ist es zum Glück nicht mehr weit bis zur Straße, wo diese unerwartet anstrengende, aber schöne Tour endet.

Video Flussbettwanderung durch den Bras de la Plaine

Eindrücke unserer Flussbettwanderung durch den wild rauschenden Bras de la Plaine im Süden der Insel La Réunion.

Anfahrt und Anforderungen der Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die RN1 Saint-Louis - Saint-Pierre. Südlich von Saint-Louis bzw. südlich vom Riviere Saint-Etienne auf die D26 abfahren, im nächsten Ort rechts halten bzw. auf die D27 wechseln und der Beschilderung Richtung Trois Mares les Hauts folgen.

AusgangspunktParkplatz am Rand der D27
KoordinatenS 21.2488, E 55.4881
Gehzeit3.30 - 4.30 Stunden
Distanz7,2 km
Anstiege300 HM
GradT3 (durch Wasser, Trittsicherheit erforderlich)
EinkehrKeine, Rastmöglichkeiten am Bach
GPS-DatenWanderung Bras de la Plaine gpx
kml-DatenWanderung Bras de la Plaine kml

Wanderkarte zum Bras de la Plaine

Höhenprofil

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