Der Rempart de Bellecombe ist eine markante Abbruchkante am Piton de la Fournaise. Ein viel begangener Weg dorthin startet rechts neben der Einfahrt zur Gîte du Volcan. Ab dort führt ein schmaler Pfad über unwegsames und scharfes Vulkangestein beständig bergauf. Eine zweite Möglichkeit, eine Tour dorthin zu starten, bietet der Parkplatz am Ende der Route du Volcan. Auf der Passhöhe treffen die beiden Wege aufeinander.
Eindrücke von einer herrlichen Wanderung entlang der Kante Rempart de Bellecombe über den Piton de Partage bis zum Nez Coupé de Ste-Rose.
Da wir dort übernachten, starten wir unsere Tour zum Rempart de Bellecombe und dem Piton de la Founaise am Parkplatz der Gîte du Volcan. Bei der Berghütte befinden wir uns bereits auf einer Höhe von 2250 Metern über dem Meer. Auch wenn es früh morgens relativ kühl ist, brennt die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Sonnenhut und hoher Sonnenschutz sind also obligatorisch.
Beim Pas de Bellecombe befindet sich auch das »Eingangstor« zum Vulkanboden. Aber was ist denn das? Ein stabiles Stahltor verwehrt uns den Zugang. Auf dem Vorsprung rechts daneben warnt ein Schild vor einem überhängenden und instabilen Felsen. Wir sind in Frankreich und da die Franzosen passionierte und unbremsbare Kletterer sind, braucht es mehr als ein klappriges Gartentor, um sie am Durchgang zu hindern. Ein Warnschild gibt außerdem Verhaltenshinweise für die Gipfeltour.
Und das in Französisch, Englisch und Deutsch. Super! Einzig der zusätzliche Aushang ist lediglich in Französisch gehalten. Da steht etwas von »l`activation de la phase d`alerte« - was in etwa aktivierte Alarmphase bedeutet, und das Ganze garniert mit irgendwelchen Paragraphen. Also gut, wir verspüren weder Lust auf eine saftige Geldbuße noch auf Brandblasen an den Füßen. Damit gehorchen wir und klettern nicht über das Tor.
Eigentlich hätten wir von dem Vulkanausbruch des Fournaise wissen können. Aber da wir bei unserer Ankunft keine Fragen hatten (und auch nicht wussten, was während der Zeit auf der Insel wichtig werden könnte), sahen wir keinen Anlass, den Reiseleiter vor Ort zu treffen. Folglich fehlte diesem die Möglichkeit, uns mit den aktuellsten Infos zur Vulkantätigkeit auszustatten.
So sind wir jetzt etwas enttäuscht, dass wir auf die Gipfelbesteigung verzichten und umplanen müssen. Aber gut, eine Alternative ist direkt auf der Passhöhe angeschrieben. Anstatt zum Gipfel wählen wir eine Tour entlang des Rempart de Bellecombe, einer Abbruchkante, zum Nez Coupé de Ste-Rose.
Das Schöne an dem Pfad ist, dass wir den Piton de la Fournaise immer im Blick haben. Zudem ist der Hang, an dessen Grat wir wandern, mit Baumheide und anderen Schatten spendenden Büschen bewachsen. Vorsichtig können wir an vielen Stellen bis an die Kante vortreten.
Der alte Vulkanboden liegt 150 Meter unter uns, wo wir auf den nahen Krater des Formica Leo, den »Ameisenlöwen«, schauen. Der kleine Krater hat einen Durchmesser von weniger als 100 Metern und besteht aus pulvrigem, roten Lavasand.
Weiße Farbtupfer auf dem Vulkanboden sowie rund um den Formico Leo bilden die Markierung des Gipfelweges auf den Piton de la Fournaise. Sie liegen sehr eng beieinander. Denn bei Nebel kann es in der unwirtlichen Gegend schnell gefährlich werden, sollte man vom Pfad abkommen und sich verlaufen. Offensichtlich halten sich die Leute an die Absperrung. Auf der von hier oben gut zu überblickenden Ebene ist keine Menschenseele zu sehen. Dafür steigen hinter dem Fournaise Rauchschwaden nach oben.
Unser Weg ist gut ausgelatscht und ebenso gut besucht. Ein Anstieg führt uns auf den Piton de Partage, den mit 2361 Metern höchsten Punkt unserer Wanderung. Eine unschöne Antennenanlage dient als weithin sichtbarer Orientierungspunkt. Die eingezäunte und gegen Absturz gesicherte Aussichtsfläche bietet uns eine herrliche Sicht auf verschiedenste Krater und Lavaströme des Piton de la Fournaise. Gerne nutzen wir dies für eine Pause.
Die meisten Besucher beenden ihre Tour am Piton de Partage. So begegnen wir kaum noch anderen Wanderern, als wir dem schmalen Weg weiter folgen. Der nun teilweise unwegsame Pfad schlängelt sich immer weiter in die dichter werdende Botanik. Heidebüsche, kleine Tamarinden, Bambus und vieles andere Grün säumen den Pfad. Wo immer es die Vegetation zulässt, öffnet sich links die Sicht über die Savannenebene des Rivière de l'Est.
So wandern ein ganzes Stück weit immer abwärts, bis uns schließlich ein kurzer, aber steiler Anstieg hinauf zum Plateau des Nez Coupé de Ste-Rose bringt. Hier, an der »abgeschlagenen Nase der Heiligen Rose«, sollten wir eigentlich bis hinunter aufs Meer sehen können. Eine dicke Packung Wolken, die den Hang vom Le Grand Brûle hinaufzieht, hat jedoch anders entschieden.
Da wir für Gipfeltour mehr Zeit gebraucht hätten, können wir uns an diesem schönen und ruhigen Ort eine längere Pause gönnen. Während ein kleines Stück Wiese zu einem Picknick einlädt, erleben wir ein Wolkenspiel, dass uns mal in dichtem Weiß einhüllt, um Augenblicke später wieder eine herrliche Aussicht auf den Piton de la Fournaise und zurück auf den Rempart de Bellecombe freizugeben.
Der Rückweg verläuft über die selbe Strecke, wobei wir inzwischen davon überzeugt sind, mit der Tour zum Plateau des Nez Coupé de Ste-Rose eine richtig schöne Alternative zum Cratère Dolomieu gefunden zu haben, auch wenn dieser zugänglich ist. Denn während sich der Kessel bei Sonnenschein schnell aufheizt und das Vorankommen erschwert, führt die Wanderung zu den Nebengipfeln durch schattenspendendes Strauchwerk.
Auch lässt sich die Mondlandschaft unterhalb des Hauptgipfels viel besser überblicken, wenn man selbst etwas höher steht. Zusammen mit dem vielen Grün und der Sicht über die benachbarte Ebene der Rivière de l'Est hat sich die anfängliche Enttäuschung bei uns tatsächlich zu einem landschaftlichen Höhepunkt gewandelt. So sind wir schon am Umkehrpunkt gewiss, dass wir uns auch später gerne daran zurückerinnern werden.
Die Anfahrt erfolgt über die RN3/N3 von Saint-Benoît nach Saint Pierre. Zwischen La Plaine des Cafres und Bras des Calumets auf den Chemin du Champ de Foire abbiegen und nach dem Kreisel über die Rue Alfred Picard bzw. links ab dem Chemin Forestiere du Volcan der Beschilderung hoch zum Vulkan folgen. Nachdem die Straße in eine Schotterpiste übergegangen ist, entweder der Straße bis zum Parkplatz am Pas de Bellcombe folgen (alternativer Startpunkt) oder zuvor links zur Gîte du Volcan abbiegen.
Ausgangspunkt | Parkplatz oberhalb der Gîte du Volcan (2250 m) |
Koordinaten | S 21.2178, E 55.6866 |
Gehzeit | 4 - 5 Stunden |
Distanz | 10,1 km |
Anstiege | ca. 800 HM |
Anforderungen | T2, die Pfade erfordern etwas Trittsicherheit. Wichtiger ist es jedoch, genug zu trinken mitzunehmen und vielleicht auch eine Picknickdecke. |
Einkehr | keine, Rastmöglichkeiten auf dem Piton Partage und Nez Coupe de Sainte Rose |
GPS-Daten | Wanderung-Nez-Coupe-de-Sainte-Rose.gpx |
kml-Daten | Wanderung-Nez-Coupe-de-Sainte-Rose.kml |