Gegen Abend heißt es Abschied nehmen von der Insel La Réunion. Die Route du Littoral führt uns zwischen der Steilküste und dem Meer entlang nach Saint-Denis. Es ist schon gigantisch, was für ein Aufwand hier betrieben wurde, um die Hauptstadt mit dem Süden der Insel zu verbinden. In nur 13-monatiger Bauzeit gelang es den Franzosen, eine vierspurige Autobahn an eine hundert Meter hohe Steilwand zu kleben. Nach ihrer Eröffnung im Jahr 1963 war Saint-Denis deutlich leichter und schneller zu erreichen.
Mit der neuen Straße änderte sich aber auch das Arbeits- und Freizeitverhalten der Insulaner: so war es plötzlich möglich, weiter weg vom Arbeitsort zu wohnen und nahm man längere Fahrten in Kauf, um in einem der Shoppingcenter einzukaufen. Dadurch ist die Autobahn heute völlig überlastet. Da sie obendrein von Steinschlag gefährdet ist, mussten gigantische Schutzvorrichtungen installiert werden, um die Felsen zu sichern. Auch deswegen ist mittlerweile eine neue Straße im Bau, die dann auf Stelzen über das Wasser führen soll. Das ist dann der Bereich, der insbesondere den heftigen Stürmen während der Zyklone widerstehen muss.
In Saint-Denis geraten wir in den alltäglichen Stau. Er ist einer der Gründe, weshalb wir auf eine Besichtigung der Hauptstadt verzichtet haben. Weitere Gründe sind die vielen schönen Orte, die La Réunion sonst zu bieten hat. So haben wir uns in den Talkesseln von Salazie und Cilaos rundum wohl gefühlt. Schöne Wanderungen und danach leckeres Essen bieten einfach mehr Urlaubsgefühl als das hektische Stop-and-go in der Stadt.
Zudem hatten wir Glück mit dem Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise, der seinen Besuchern ein Naturschauspiel aus nächster Nähe bietet. Das ist einfach ein herrliches Erlebnis. Einzig gewöhnungsbedürftig sind die schmalen Straßen und die vielen, vielen Kurven auf der Insel. Für meinen armen Mann war das bergauf, bergab ein ungewohntes Krafttraining für die Arme. Hat ja auch was für sich.
Die Île de la Réunion ist für uns ganz klar eine Wohlfühlinsel. In dem kleinen Stück Europa mitten im Indischen Ozean fühlen wir uns trotz der Entfernung auf Anhieb heimisch. Die Sprachbarrieren durch das Französisch sind wir durch die Nähe von uns zum Elsass gewohnt und auch auf der Insel leicht zu handhaben, da die Leute offen und freundlich sind.
Und trotz dieser vielen schönen Eindrücke ist der Weg zum Flughafen kein Grund für Wehmut. Die Heimreise nach Deutschland liegt noch in kleiner Ferne, da für uns zwei weitere Erholungstage auf den Seychellen anstehen. So also tanken wir guten Muts unser Miniauto voll, bevor wir es ohne großen Aufwand abgeben können und uns Air Austral am späten Abend auf die nächste Trauminsel fliegt.