Pont Suspendu und Sainte-Rose

La Réunion ist keine sonderlich große Insel. Ohne Staus in den größeren Städten könnte man sie in ca. fünf Stunden einmal komplett umrunden. Davon ermutigt, haben wir uns vorgenommen, die gesamte Ostküste mit dem Grand Brûle an einem Tag zu erkunden.

Die Nordostküste der Île de la Réunion

Mit dem Rückweg über die Berge bei Plaine-des-Palmistes wäre das sicher eine schöne Runde geworden. Doch schon auf der Anfahrt zur Diana Dea Lodge sehen wir die Hinweise, dass es an der Küstenstraße eine Vollsperrung wegen Bauarbeiten gibt. Damit müssen wir umplanen und klappern zunächst die Nordostküste ab.

Die Pont Suspendu aus dem Architekturbüro von Gustav Eiffel

Der Zufahrtsweg von der Diana Dea Lodge durch die Zuckerrohrfelder nach Sainte-Anne wirkt beim zweiten Mal schon gar nicht mehr so endlos lange wie bei der Hinfahrt. Zudem bleiben wir vom Gegenverkehr verschont, sodass wir zügig vorankommen und bald auf die Küstenstraße treffen. Zwischen Sainte-Anne und Sainte-Rose macht diese einen Schlenker ins Landesinnere, um das Flussbett des Rivière de l'Est zu überqueren. Schon von der Straße aus ist die Pont Suspendu, die alte Hängebrücke, zu erkennen. Für den Autoverkehr hat sie seit 1979 ausgedient. Heute ist sie nur noch für Fußgänger passierbar. Wer von Norden kommt, kann aber mit dem Auto bis zu einem Platz direkt bei der Barriere parken.

Die Brücke stammt aus dem Architekturbüro von Gustav Eiffel, der auch für die Planung des nach ihm benannten Eiffelturms verantwortlich war. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1894 war sie mit einer Spannweite von 110 Metern die längste Hängebrücke der Welt. Durch die filigrane Metallkonstruktion, die Holzdielen als Brückenbelag und die Brückenköpfe aus Naturstein ist sie wunderschön in die Landschaft integriert. Damit steht sie im Kontrast zur neuen Autobrücke, die parallel verläuft. Schade, dass die Beton-Ingenieure heute mehr auf das Praktische schauen, während die Optik eher vernachlässigt wird.

Sainte-Rose und die Lavakirche Notre Dame des Laves

Nach dem ersten Abstecher fahren wir nach Sainte-Rose. Im Ortsteil Piton erreichen wir die Notre Dame des Laves. Die Kirche wurde bei einem Ausbruch des Piton des Fournaise am 5. April 1977 wie durch ein Wunder vom glühenden Lavastrom verschont. Die Lava, welche die Kirche zum Berg hin umschließt, gilt als Botschaft des Himmels. Das reichte aus, um die zuvor wenig beachtete Kirche zu einer beliebten Pilgerstätte zu machen. Interessant ist, dass die Decke wie eine Lavagrotte konstruiert wurde. Als hätte der Architekt gewusst, was dem Gebäude blüht.

Neben der Kirche stand früher die Vierge au Parasol, die Jungfrau mit dem Sonnenschirm. Die kleine Statue sollte damals die umliegenden Häuser vor den Gefahren des Vulkans schützten. Allein der Erfolg ließ zu wünschen übrig. Anfangs blieb sie, im Gegensatz zu den Häusern, zwar selbst noch vor der Lava verschont. Irgendwann aber wurde auch sie beschädigt, weshalb sie auf den sicheren Platz bei der Kirche gebracht wurde. Dort fiel sie schließlich einem Bösewicht zum Opfer, der sie enthauptete. Heute ist sie spurlos verschwunden.

Nahe der Kirche steht ein privater Obst- und Gemüsestand. Wir nutzen die Gelegenheit und holen uns ein paar Minibananen. Lars versucht sich mit seinen paar Sätzen Französisch und fragt, was sie kosten (C'est combien?). Blöd nur, dass der Verkäufer nicht einfach mit »un Euro« antworten kann sondern ein langes »Oh meine sehr geehrte Dame, mein sehr geehrter Herr. An diesem sonnigen Tag auf unserer wunderschönen Insel der Zusammenkunft kann ich Ihnen diesen super-lecker schmeckenden Bund Bananen für den winzigen Betrag von nur einem Euro überlassen.

Aber bitte verraten Sie nicht meinem Nachbarn, dass ich sie in seinem Garten geerntet habe« in seiner Sprache erwidert. Alles klar? Nein, wir verstehen kein Wort, müssen aber lachen und bekommen unsere Bananen. Zugleich macht die Szene deutlich, warum sich so viele Leute von einem Besuch in Frankreich abschrecken lassen. Dazu können wir nur sagen: Bitte keine Hemmungen. In der reicht es aus, sich zu bemühen, um Franzosen glücklich zu machen. Daran hat auch nichts geändert, dass Lars inzwischen genug Französisch gelernt hat, um auch kurze Antworten auf seine gut überlegten Fragen zu verstehen.

Picknickplatz an der Anse des Cascades

Ein Stück weiter ist der Picknickplatz an der Anse des Cascades das letzte Ziel, welches wir vor der Straßensperre ansteuern können. Hier treffen sich Angler und Taucher und landen ab und an Fischerboote, die ihren Fang an Land bringen.

Ein kurzer Spaziergang führt uns zu den Wasserfällen, nach denen die Bucht benannt ist. In die entgegengesetzte Richtung lädt der Sentier des Pêcheurs – der Pfad der Fischer – zu einer Küstenwanderung ein.

Wir laufen ein Stück über die Lavabrocken. Aus der Lava wachsen Pandanus oder auch Schraubenbäume und bieten ein wenig Schatten. Da es an der Küste ungemütlich und stürmisch wird, kehren wir jedoch bald wieder um und gönnen uns beim Kiosk einen Kaffee, während der Wirt für uns ein paar der bunten Vögel mit Futter anlockt.

Danach müssen wir uns auch schon auf den Weg ins Gebirge machen. Bevor wir zur Passstraße abbiegen, legen wir noch einen kurzen Stopp bei der Kirche von Sainte-Anne ein. Dieser barocke und kitschig wirkende Sakralbau ist das Werk des elsässischen Pfarrers Père Dobemberger. Das bei seiner Ankunft noch schlichte Gebäude ließ er während seiner Amtszeit zwischen 1922 und 1940 völlig umgestalten. Schulkinder und Gemeindemitglieder halfen ihm dabei, Ornamente aus Früchten, Blumen und Figuren zu gießen und an den Außenwänden der Kirche anzubringen. Heute ist offensichtlich, dass sich der Pfarrer bei der Umgestaltung von Tamilischen Tempeln inspirieren ließ.

Video Ausflugsziele an der Nordostküste von La Réunion

Rundfahrt durch den Nordosten von La Réunion mit Aufnahmen der vom Architekturbüro Eiffel geplanten Pont Suspendu und der Lavakirche Notre Dame des Laves.

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