Turtle Beach Lodge im Dschungel

Eine Lodge am Schildkrötenstrand der Karibikküste

Die Turtle Beach Lodge, die Lodge am Schildkrötenstrand, ist nur mit dem Boot zu erreichen. Was heißt: hier gibt es keine Autos. Und gäbe es nicht die unermüdlich surrenden Motorsensen, wäre es hier absolut ruhig. Na ja, wenn nicht grade ein Unwetter aufs Dach niederprasselt oder ein paar Brüllaffen ihrem Namen gerecht werden. Aber eben diese können uns hier überhaupt nicht stören, sind wir doch hier, um Affen zu hören, zu entdecken und - im besten Fall - zu beobachten.

Hübsche Bungalows mit viel Frischluft

Nach dem Welcome-Drink geht es dann auch schon ins Zimmer (Nr. 105), einen kleinen, hübschen Bungalow inmitten des großzügig angelegten Gartens. Fensterscheiben gibt es keine. Dafür aber Moskitonetze und Vorhänge vor jedem Fenster und einen Ventilator an der Decke. Die Betten sind gemütlich, für unsere Sachen haben wir reichlich Platz und das Bad ist sauber. Damit gibt es nur einen Nachteil: es gibt keine strikten Essenszeiten, wie Eloy erklärt, sondern wir sollen vorlaufen, sobald die Glocke läutet. Und eben diese ist von unserem Zimmer aus nicht zu hören. Wirklich schlimm (-;

Obwohl ... das Essen gibt es als Büfett, wobei der erste Ansturm bereits ausreicht, um Lücken in die Auswahl zu reißen. Da die Küche bei Hochbetrieb kaum nachkommt, empfiehlt es sich also, rechtzeitig im Restaurant zu sein. Praktisch finden wir dafür, dass Krüge mit Fruchtsaft auf den Tischen stehen, die inklusive sind und auf die man nicht warten braucht. Das Essen ist mit Fisch, Fleisch (Huhn), Reis, Bohnen und ein paar anderen Beilagen und Desserts abwechslungsreich genug. Zumal wir eh nur drei Nächte in der Lodge verbringen. Bei den meisten Gästen sind zwei Nächte sind üblich.

Ein Pool in Schildkrötenform

Sehr schön finden wir den Pool in Schildkrötenform, um den herum einige Liegen stehen. Sind alle Plätze belegt, gibt es als zweite Möglichkeit, sich in eine der Hängematten zu legen. Wobei die Lodge allerdings darauf ausgerichtet ist, dass die Leute etwas unternehmen. So beginnt zwischen Anleger und dem Hauptgebäude ein schlammiger Spazierweg in den Dschungel. Man  kann aber auch am Strand zu einer Lagune laufen. Des Weiteren stehen beim Anleger Kanus und Ruderboote bereit. Sollte es regnen, kann man zumindest Urlaubsgrüße vom Internetraum nach Hause schicken, bevor man sich abends einen Cocktail in der Bar gönnt.

Dschungelwanderung bei der Turtle Beach Lodge

Am späten Vormittag steht die Dschungelwanderung auf dem Programm. Weil dies eine äußerst matschige Angelegenheit ist, stehen Gummistiefel zur Verfügung. Diese sollte man sich allerdings rechtzeitig sichern (und möglichst auch den anderen Teilnehmer seiner Gruppe sagen). Denn weil mehrere Gruppen nach dem Frühstück in den Dschungel waten, kann es zu Engpässen kommen. So muss der Start unserer Wanderung auf 12 Uhr verschoben werden, wodurch es später beim Essen knapp wird.

Sei es drum. Denn bevor es in den Dschungel geht, führt uns Eloy an den Strand bzw. zu einem Haufen zusammen gelesener Kokosnüsse, von denen er mehrere mit der Machete bearbeitet und uns zum Trinken bzw. Essen reicht. Zum Vergleich gibt es etwas später frisch von der Palme gepflückte Kokosnüsse. Der Unterschied ist eigentlich ganz einfach: ältere Kokosnüsse sind besser zum Essen geeignet und die jungen zum Trinken. Wobei es aber auch unterschiedliche Kokosnüsse gibt.

Matsch bis an den Stiefelrand

Ebenfalls noch bevor wir in den Dschungel gehen, erklärt uns Eloy alles Mögliche über Schlangen, welche am gefährlichsten sind, wie sie aussehen und welche es im Nationalpark gibt. Wichtiger sind die Verhaltensregeln. So sollen wir lieber durch Schlamm und Wasser laufen als versuchen, irgendwie über trockene Stellen voranzukommen. Zu diesen flüchten sich bei Hochwasser nämlich die Reptilien. Zu Gesicht bekommen wir jedenfalls keine, sondern werden - trotz Mückenschutz - von Moskitos angefallen.
Den Pfad an sich hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Dass hier und da Wasser steht, ist im Regenwald sicher normal. Aber dass der Matsch unentwegt bis fast an den Stiefelrand reicht (bei so manch einem auch mal darüber), hatte ich nicht gedacht.

Um durch die tiefsten Stellen und Pfützen zu kommen, sind deshalb Holzblöcke ausgelegt. Findet man sie in dem trüben Wasser, klappt das auch ganz gut. Gäbe es da nicht zwei Probleme:
1.) der erste, der durchläuft, wirbelt so viel Dreck auf, dass der nächste schon fast nichts mehr sieht und
2.) wenn man keine Holzstücke mehr sieht, kann das auch einfach daran liegen, dass es sie gar nicht gibt.

Zugleich sind diese beiden Probleme mit Hauptgrund, warum man den Weg laufen sollte. Hier geht es um Gaudi, sich irgendwie durch den Rundgang zu wühlen und (leider) weniger darum, Tiere zu beobachten.
So begegnen wir lediglich einer Kolonie Kahnschnäbel und sehen nur wenige rote Giftpfeilfrösche, bevor wir nahe dem Ausgang Blattschneiderameisen entdecken - und wenig später vor den Moskitos fliehen.

Eine Kanutour durch den Nationalpark Tortuguero

Weit schöner ist es da, mit dem Kanu durch die Kanäle zu paddeln. Vor allem, wenn dies auch noch unverhofft geschieht. So laufen wir am ersten Nachmittag nur zufällig in Richtung Anleger, als mich ein Mexikaner zu Hilfe ruft, um ein Ruderboot ins Wasser zu hieven. Als er uns fragt, ob wir nicht auch ein Boot nehmen wollen, dauert es nur einen Augenblick und wir sind gerüstet: keinen Mückenschutz, keinen Regenschutz, aber Paddel sind schnell zur Hand und los geht’s!

Verglichen mit dem Motorboot ist die Fahrt herrlich! Leise gleitet das Kanu durch das dunkle und ruhig daliegende Wasser, vorbei an Palmen und Wasserhyazinthen. In der Ferne hören wir einen Brüllaffen schreien und ab und zu kracht es im Blätterdach, wenn ein Affe von einem Ast zum nächsten springt. Als wir die Einfahrt zur Turtle Beach Lodge hinter uns lassen und nach rechts in einen größeren Kanal biegen, beginnt es zu regnen. In der Wärme ist dies aber gut zu ertragen.

Klammeraffen turnen durch die dichte Vegetation

Etwa eine halbe Stunde nach Aufbruch werden wir für unser ruhiges Verhalten belohnt: Direkt neben uns turnen zwei Klammeraffen durch die dichte Vegetation. Zufällig geraten wir zwischen die beiden, so dass sie für einen Moment getrennt sind. Während sich der eine nicht an uns vorbei traut, wartet der andere auf ihn. Natürlich nicht, ohne uns verärgert anzuschauen. Das wollen wir natürlich nicht und fahren langsam wieder aus dem Dickicht heraus. Für ein paar Bilder müssen sich die beiden dann aber doch gedulden... (-;

Noch mal übers Wasser mit dem Ruderboot

Am Abend empfiehlt uns Eloy, den größeren Kanal weiter nach rechts zu fahren, um dann über einen schmalen Durchlass zur Lagune zu rudern. Die Fahrt würde sich allein wegen der Kaimane lohnen, die sich dort aufhalten. Auch wären wir da so gut wie alleine, weil die Turtle Beach Lodge abseits der anderen Hotels liegt und der Kanal zur Lagune zu eng und flach für Motorboote wäre.

Gesagt, getan. Schön ist, dass sich das Ruderboot für uns ungeübte Wassersportler leichter lenken lässt als das Kanu - und außerdem bequemer ist. So kommen wir doch zügig voran und finden auch die Abzweigung zur kleinen Lagune.

Mit der sachten Strömung zur Lagune

Danach ist die Fahrt sehr entspannend. Denn zwischen dem breiten Kanal und dem Meer herrscht eine sachte Strömung, die uns langsam mit in Richtung Lagune nimmt. Nicht einmal lenken müssen wir. Die Spitze des Boots zielt zwar ab und zu auf Wurzeln und Stämme, dreht dann aber wieder in die Mitte des Wasserlaufs. So könnte es gerne weitergehen und Annette meint noch, das ist ja wie im Freizeitpark.

Dann kommt ein kleiner Zufluss auf der rechten Seite. Und einer auf der linken Seite. Langsam nimmt das Boot Fahrt auf. Dann kommen nochmals zwei Zuflüsse von rechts und ein weiterer von links. Nun werden wir immer schneller, bis wir schließlich genug Tempo drauf haben, dass sich der Bug nicht mehr zurück in die Mitte bewegt, sondern wir ins Dickicht krachen.
Was vielleicht auch ganz gut ist. Denn hinter uns tauchen zwei Motorboote auf, welche das Hochwasser nutzen, um zur Lagune zu kommen.

Und die Strömung wird immer stärker

Im Dickicht parkend, lassen wir sie passieren. Anderes wäre uns eh nicht mehr möglich gewesen. Denn vor uns mündet bereits der nächste Bach in den Durchfluss. Damit ist klar, wenn danach noch einer kommt, wird die Strömung zu stark.
Also wenden wir und kämpfen uns gegen die mörderische Strömung zurück.
Gemein ist, dass es bei den Zuflüssen Engstellen gibt, durch die wir es kaum hindurchschaffen. Einmal fahren wir trotz heftigen Paddeln rückwärts und wenig später dreht sich das Boot einfach, ohne uns zu fragen...!

Als wir die schlimmsten Stellen bewältigt (und einen Großteil unserer Kräfte verbraucht) haben, kommen uns die Mexikaner vom Vortag entgegen. »Stopp, stopp!«, ruft Annette, um sie zu warnen, da dreht sich auch schon ihr Boot und treibt quer in unseres hinein. Dann sitzen wir fest. Nun gut, wir können die Mexikaner mit unserem Boot irgendwie an die Seite drücken, die Blockade aufheben und an ihnen vorbei rudern. Schließlich sind wir aber doch froh, als die beiden Motorboote von der Lagune zurückkommen und uns arme Ruderer per Anhalter mit in den breiteren Kanal nehmen. Wir hätten es zwar aus eigener Kraft geschafft, wären dann aber wohl platt wie Flunder gewesen. Abgesehen davon, dass wir ja noch zur Turtle Beach Lodge zurückrudern müssen, wo unser kleines Abenteuer endet.

Hoher Wellengang beim Karibik-Strand

Der karibische Strand lässt bereits erahnen, dass hier oft raues Wetter und heftiger Wellengang herrschen. Im oberen Bereich des Strands befindet sich ein wahrer Teppich aus angeschwemmten Ästen, Stämmen, Palmenblättern, Kokosnüssen und allerlei anderem Schwemmgut. Dazwischen liegt leider jede Menge Müll - Flaschen, Kanister, Badelatschen und Kinderspielzeug gibt es reichlich. Beim Spazieren gehen ist daher Vorsicht geboten. Denn will man auf der einen Seite dem Schwemmgut ausweichen, erwischt einen auf der anderen Seite schnell mal eine Welle.

Weil es hier nur wenige Urlauber gibt (und es die meisten gar nicht bis ans Meer schaffen), haben wir dafür den Strand so gut wie für uns alleine und können in aller Ruhe Strandläufer beobachten, wie sie hinter den Wellen und im flachen Ablaufwasser auf Nahrungssuche gehen. Bis sie uns schließlich entdecken und im weiten Bogen übers Meer zum nächsten Strandabschnitt fliegen.

Wie weit man von der Turtle Beach Lodge aus nach rechts laufen kann, wissen wir nicht. Vielleicht eine Stunde, vielleicht auch zwei? Wohl aber merken wir bald, dass es hier tatsächlich nichts gibt außer Strand, Palmen und Meer. Die Lagune, zu der wir eigentlich hinlaufen wollten, befindet sich nämlich links der Lodge...

Die Lagune nahe unserem Bungalow im Dschungel

Aber wir geben nicht auf. Im zweiten Versuch laufen wir dann richtig (Kunststück, zwischen dem Meer und dem Kanal gibt es nur zwei mögliche Richtungen) und spazieren teils über einen karibischen Feldweg, teils über den Strand bis zu einem kleinen Bauernhof. Auch hier kommen wir an etlichem Unrat vorbei, für den sich offenbar niemand zuständig fühlt. Schade eigentlich, denn lässt man die Flaschen und Kanister außer Acht, führt der Weg zur Lagune durch eine wahre Idylle.

Was Annette an dem Bauernhof besonders gefällt, sind natürlich die (Buckel- und Schlappohr-) Rinder - und diese stehen auch noch unter Palmen! Klar, dass wir Motiv festhalten müssen. Doch auch Hühner, Enten und ein Pferd gehören zu dem kleinen Hof. Wer jedoch denkt, dass man sich hier völlig abseits jeglicher Zivilisation befindet, irrt. Es reicht ein Blick in den offenen Wohnraum, um das Gegenteil zu zeigen. Dort nämlich flimmert ein Fernseher.

Wenige Meter hinter dem Hof führt ein Trampelpfad hinunter zur Lagune. Von den Kaimanen ist nichts zu sehen. Wohl aber wundern wir uns, wie ein paar Urlauber samt Strandbuggy auf die andere Seite der Lagune gekommen sind? Offenbar ist die Gegend doch nicht so einsam, wie es zuerst scheint.
Viel machen kann man hier allerdings nicht. Zu sehen gibt es nicht viel, einen Weg weiter entlang der Lagune gibt es nicht und das dunkle Wasser lädt auch nicht gerade zum Baden ein - mal ganz abgesehen davon, dass man sich das Wasser eventuell mit einem Kaiman teilen müsste. Für einen kleinen Verdauungsspaziergang aber reicht es allemal.

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