Beim Göttervogel von Los Quetzales

Während der Brutzeit im Nationalpark

Schon bei den Mayas und Azteken war der farbenprächtige Quetzal als Göttervogel verehrt. Seine Federn schmückten die Krone des Aztekenherrschers Montezuma als Symbol höchster Macht. Guatemala ernannte den Quetzal zum Nationalvogel und benannte nach ihm sogar die Landeswährung. Der Nationalpark Los Quetzales bietet mit seinen kühlen Nebelwäldern eine gute Gelegenheit, den seltenen Vogel zu beobachten. Besonders eindrucksvoll ist die Brutzeit, wenn das Männchen im Balzflug die Höhle verlässt.

Video zum Los Quetzales Nationalpark

Der Quetzal wird auch Göttervogel von Costa Rica genannt. Bei einem Ausflug in den Nationalpark gelingen uns fantastische Aufnahmen von einem brütenden Pärchen.

Fahrt in die Hochlagen der Cordillera de Talamanca

Kurve für Kurve schlängelt sich die Interamericana nach Cartago steil bergan auf den Cerro de la Muerte, den Berg des Todes. Der Furcht einflößende Name stammt noch aus vergangenen Zeiten. Vor dem Bau der Straße brauchte es einen 15 tägigen Fußmarsch, um von San José auf den Berg zu gelangen. Heftige Wetterumschwünge kosteten damals vielen Menschen das Leben. Auch heute noch gehört dieser Abschnitt der Interamericana zu den gefährlichsten Straßen von Costa Rica. An sich ist kaum eine andere Straße so gut ausgebaut wie diese. Doch dichter Nebel, das hohe LKW-Aufkommen sowie vor allem riskante Überholmanöver führen häufig zu Unfällen. Angesichts dessen sind wir überrascht, wie sorglos die Ticos an uns vorbei rauschen. Es bringt ihnen auch nicht viel, denn schon bald hängen sie hinter dem nächsten LWK fest.

Kolibri-Schwärme bei der Paraíso Quetzal Lodge

Gut 20 Kilometer vor dem Cerro de la Muerte verlassen wir nahe San Garardo de Dota die Interamericana. In der Paraíso Quetzal Lodge haben wir uns einen Superior Bungalow im Regenwald gebucht. Und der Wald gibt sich wirklich Mühe mit dem Regen. Wir sind etwas früh dran und der Bungalow ist noch nicht fertig. So verweilen wir im Restaurant, während es draußen schüttet, was nur geht. Während wir im Trockenen sitzen, schwirren draußen hunderte von Kolibris um mehrere Nektarstationen herum. Unterm Vordach hocken Touristen mit gewaltigen Superteleobjektiven und versuchen, die nervösen Vögel abzulichten. Wir indes gedulden uns bei einem Kaffee, bis der Regen nachlässt. Bis dahin hat dann auch die Reisegruppe ihr Mittagessen beendet und verlässt mitsamt der Superfotografen das Haus.

Plötzlich haben wir die Terrasse für uns alleine. Nur einen Augenblick später sehen wir einen grünen Vogel mit langem Schwanz etwas ungestüm über das Tal flattern. Es gibt ihn hier also: den Göttervogel Quetzal. Leider ist er relativ schnell in den Bäumen verschwunden und durch sein grünes Federkleid nicht mehr zu finden. Was uns bleibt, sind die Kolibri-Schwärme. Laut dem Aushang kann man hier fünf Arten Kolibris beobachten. Mit viel Geduld bekommen wir diese auch zusammen und mehr oder weniger leicht vor die Linse. Da wir zwei Tage in der Paraíso Quetzal Lodge verbringen, bleibt uns genügend Zeit.

Ein Herz mit 1000 Schlägen in der Minute

Es ist faszinierend, diese kleinen Vögel zu beobachten. Ihr Herz schlägt mehr als 1000 Mal in der Minute, ihre Flügel sind kaum langsamer. Dabei sind es die einzigen Vögel, die rückwärts fliegen können. Das erleichtert es ihnen, die verschiedenen Blüten sowie auch die Nektarstationen anzufliegen. Wie bei uns die Bienen sind hier die Kolibris dafür zuständig, die Pflanzen und Bäume zu bestäuben. Damit sie ihrem Job nachgehen, werden die Futterstationen der Lodge regelmäßig entfernt. Das bewahrt die Artenvielfalt in der Umgebung. Und die Vögel sollen ja nicht dauerhaft von der künstlichen Nahrungsquelle abhängig sein.

In den frühen Morgenstunden auf der Suche nach dem Göttervogel

Doch eigentlich sind wir ja wegen dem Quetzal in diese gewaltigen Höhen der Cordillera de Talamanca gefahren. Für den frühen Morgen buchen wir eine Quetzal-Tour, bei der uns die Sichtung der Vögel garantiert wird. Wir sind zum Glück nur eine wirklich kleine Gruppe aus drei Deutschen und vier Franzosen. Und wir müssen sagen, der Guide hat es sehr einfach. Wir haben uns kaum alle um halb sechs am Parkplatz versammelt, flattert der erste Quetzal durch die Lüfte. Es ist sicher der männliche Vogel von gestern. Er fliegt nämlich in den gleichen Wald. Die Gruppe läuft ganz aufgeregt hinterher, mit der Folge, dass die erste Französin bereits nach fünf Minuten auf dem darauf matschigen Hosenboden landet. Das schert den Guide jedoch wenig. Er mimt den Gesang des Quetzales und er scheint es gut zu machen. Der Quetzal antwortet. Leider lässt er sich nicht mehr blicken. Lars macht schon Witze, dass die Antwort von einem anderen Guide käme. Der junge Mann lacht und erzählt, dass sei wirklich schon vorgekommen.

Der Quetzal bei seiner Bruthöhle

Den erstbesten Quetzal bei der Lodge beobachten, das kann ja jeder. Wir fahren mit den Autos zur Tierra de Quetzales. Es ist eine kleine Farm, die ich auch schon für unsere Reiseplanung rausgesucht habe. Die Baracken sind jedoch so heruntergekommen, dass wir uns dort alleine rechte unwohl gefühlt hätten. Aber das gammelige Umfeld scheint den Quetzal wenig zu stören. Der Bereich unterhalb seiner Bruthöhle ist abgesperrt. Ein schlammiger Pfad führt eine Böschung hinauf zu einem Beobachtungsposten mit Tarnnetz. Wir müssen nicht lange suchen, um den Vogel zu finden. Bei einem abgestorbenen Baumstamm schauen zwei verräterische Schwanzfedern aus einer Bruthöhle und wehen wie die Fahnen im Winde.

Warten auf das Weibchen

Ein Chinese harrt hier bereits länger aus. Mit seinem Superteleobjektiv, fast so groß wie er selbst, wartet er auf den Moment. Und wir mit ihm. Wir geben zu, es ist ein Zufall, dass wir während der Brutzeit in Costa Rica sind. Umso glücklicher schätzen wir uns, einfach nur auf diese Schwanzfedern schauen zu können. Wird der Vogel rauskommen? Der Chinese sitzt schon über eine Stunde hier und der Vogel hat einmal das Nest verlassen. Bald bewegen sich die Federn aber mehr als nur vom Wind. Das Männchen dreht sich im Nest und schaut plötzlich aus seiner Höhle. Irgendwo muss das Weibchen sein und nach ihm rufen. Es war erfolgreich bei der Futtersuche und kommt zum Nest zurück. Mit einem eleganten Schwung verlässt das Männchen die Bruthöhle. Nun bringt das Weibchen ein Samenkorn zu seinen Jungen. Was es genau ist, wissen wir nicht. Der Quetzal ernährt sich bevorzugt vom Samen des Wilden Avocado, dem Nectandra sanguinea.

Die Fütterungen in den Morgenstunden

Während das Weibchen in der Höhle am Füttern ist, wacht er auf einem nahen Baum. Mit seiner kleinen Punk-Frisur sieht der Vogel so lieblich und süß aus. Die Zeit der Fütterung dauert einige Minuten, die wir haben, um den Quetzal zu beobachten. Sobald das Männchen wieder in der Höhle sitzt, ist wieder Warten angesagt. In den Morgenstunden stehen die Chancen gut, dass das Weibchen öfters kommt. Wir können gleich drei Fütterungen beobachten. Mit der vierten lässt sich das Weibchen aber so lange Zeit, dass wir langsam aufbrechen. Natürlich mit der Folge, dass wir den Posten kaum verlassen haben und vom Zuweg aus sehen, wie das Männchen wieder aus der Höhle fliegt. Egal, wir sind zufrieden. Im Park von Monteverde konnten wir auch einen Quetzal beobachten. Der saß damals weit oben in den Bäumen. Das was der Vogel uns hier geboten hat, war mehr als traumhaft.

Im frostigen Superior Bungalow der Paraíso Lodge

Zurück bei der Paraíso Quetzal Lodge werden wir bereits mit dem Frühstück erwartet. Die Lodge ist ein schönes Berghaus mit offenem Kamin. Da es immer wieder regnet, verbringen wir relativ viel Zeit auf der Couch vor dem Feuer. Zwischendrin gehen wir Kolibris beobachten und wandern. Auch unser Superior Bungalow ist richtig schön und gemütlich. Doch wir merken, dass wir uns auf rund 2700 Meter Höhe befinden. Es ist wirklich kalt. Zwei Heizstrahler im Zimmer sorgen für etwas Wärme.

Ein Whirlpool lädt zu einem heißen Bad ein. Im Bett können wir unter sicher fünf Wollecken kriechen. So aber müssen wir in der Nacht nicht frieren. Unser Bungalow ist ziemlich weit vom Restaurant entfernt. Ein Allrad ist von Vorteil, sonst muss man den Weg laufen. Bei Regen macht das weniger Spaß, auch wenn immer genügen Schirme herumstehen. Wir genießen die Abende im Restaurant mit leckerem Abendessen, flambiertem Eis als Dessert und einem Mojito vor dem Kamin.

Video zur Paraíso Quetzal Lodge

Eindrücke von der Paraíso Quetzal Lodge im Hochgebirge Cordillera de Talamanca von Costa Rica. Aufnahmen von Kolibris bei der Lodge und Spaziergang über das weitläufige Gelände. Eindrücke von den Bungalows der Paraíso Quetzal Lodge.

Wanderung auf dem Sendero el Quetzal

Direkt bei der Paraíso Quetzal Lodge gibt es einige schön angelegte Wanderwege. Der Sendero el Quetzal startet oberhalb dem Restaurant. Der Eingang zur Tour ist nicht zu übersehen. Ein angenehmer Pfad führt uns vorbei an mit Flechten behangenen Bäumen. Langsam wird der Pfad steiler. Urwaldriesen ragen in den Himmel. Es sind die Heimatbäume der Quetzals, deren angenehme Laute immer wieder zu hören sind.

Ein Flugzeugwrack im Regenwald

Nach einem Kilometer steigt der Weg dann auch schon wieder an. Wir erreichen einen Wasserfall. Es ist der kleine Bergfluss, der weiter oben an der Lodge vorbei fließt. Nur ein paar Meter weiter finden wir ein Flugzeugwrack. Im Jahr 1977 wollte ein einsamer Pilot mit dieser kleinen Maschine von der Hauptstadt San José nach Buenos Aires bei Puntarenas fliegen. Nach nicht einmal der halben Strecke stürzte das Kleinflugzeug hinein in den Regenwald. Es hatte einfach zu wenig Sprit getankt.

Bei der Absturzstelle sind wir dann auch schon wieder im Garten der Lodge. Hübsche Wege führen vorbei an den verschiedenen Gärten und Bungalows zur Berghütte. So kommen wir noch trocken, vor dem nächsten Regenschauer beim Restaurant an. Der Sendero el Quetzal ist ein kurzer, aber lohnender Trail, den man sich auf keinem Fall entgehen lassen sollte.

Ein paradiesischer Mirador im frühen Morgenlicht

Am Morgen unserer Abreise ist der Himmel dann herrlich blau. Es ist das perfekte Licht für den Mirador Paraíso Quetzal. Die Sicht über das grüne Bergland der Cordillera de Talamanca ist traumhaft. Doch der Sonnenschein trügt. Bereits beim Frühstück ziehen die ersten Wolken über den Bergkamm. Gut, dass wir das schöne Morgenlicht noch genutzt haben. Kaum starten wir die Fahrt zu unserem nächsten Ziel, zieht auch schon Nebel auf. In Richtung Cerro de la Muerte verläuft die Interamericana in eine noch höhere Region.

Auf dem Trail Ojo de Agua im Nationalpark

Beim Parque Nacional Los Quetzales legen wir einen Stopp ein. Es ist einer der Naturparks, die weniger für Touristen ausgelegt sind. Laut der Rangerin ist lediglich der Trail Ojo de Agua zugänglich. Ob sich das so richtig lohnt? Wir haben heute genügend Zeit und gönnen uns den Morgenspaziergang. Auf einer Höhe um die 3000 Meter spazieren wir durch den Wald. Wir befinden uns hier in einer Tapir-Gegend, weshalb auf der Interamericana nur eine sehr niedrige Geschwindigkeit erlaubt ist.

Doch solch ein Tier anzutreffen ist äußerst schwierig. Wir sehen lediglich ein ausgestopftes Exemplar im Eingangsbereich der Ranger-Station. Nach etwas mehr als anderthalb Kilometer haben wir das Ende der Strecke erreicht. Wir machen noch ein Beweisfoto, dass wir hier waren. Den Sendero el Quetzal bei der Lodge finden wir einiges schöner. Doch so haben wir vor der langen Fahrt in die Tiefebene Puntarenas noch etwas Bewegung. Wir bekommen aber leider auch einen deftigen Regenschauer ab.

Die beiden Tage in den Hochlagen von Los Quetzales waren wirklich sehr erholsam. Wegen der vielen und vor allem üppiger Regenfälle haben wir jede Menge Zeit mit aus dem Fenster schauen verbracht. Trotzdem hat sich die Fahrt hier hoch gelohnt. Nirgends haben wir bisher so viele Kolibris auf einmal beobachten können. Und dann die Bruthöhle des Göttervogels Quetzal. Alleine das Erlebnis mit diesem wunderbaren Vogel wollen wir nicht mehr missen.

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