Südtirol gilt als das Urlaubsparadies für Deutsche in Norditalien. Der Wechsel von klimatisch begünstigten Tälern zu den hoch aufragenden Gipfeln der Alpen und Dolomiten sowie auch die Herzlichkeit der Südtiroler machen den Landstrich zu einer einzigartigen Ferienregion. Wandern, Ausflüge und einige Angebote für die Erholung sind hier auf engstem Raum vereint. Daneben lockt aber auch die gute Erreichbarkeit zahlreiche Gäste aus Deutschland an. Wer im Süden Bayerns wohnt ist mit dem Auto in anderthalb bis zwei Stunden dort. Gut, da wir im Südschwarzwald wohnen, dauert die Anfahrt über die Schweiz etwa doppelt so lange. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, ein durch den Tag der Deutschen Einheit verlängertes Wochenende in Ratschings zu verbringen.
Da Südtirol deutschsprachig ist, fällt auch die Reiseplanung sehr leicht. Mit einer kurzen Wanderung durch die Gilfenklamm und einer längeren Runde um den Saxnerkamm haben wir selbst zwei vielversprechende Touren gefunden. Zu unserer Überraschung sind zwar Anfang Oktober die meisten Seilbahnen geschlossen bzw. rüsten sich bereits für die Wintersaison. Dafür aber befinden sich mit der Bergbauwelt Ridnaun-Schneeberg und dem Schloss Wolfsthurn zumindest zwei schöne Ausflugsziele gleich im Nachbartal.
Hatten wir zunächst gedacht, dass die kurze Auszeit in Südtirol zudem günstig zu haben sei, werden wir bei der Anreise bald eines Besseren belehrt. Zwar besitzen wir durch die Nähe der Schweiz eine Vignette für die Schweizer Autobahnen. Das nötige Pickerl für Österreich aber müssen wir uns extra besorgen. Soweit, so gut. Doch dann kommt der St.-Jakob-Tunnel. Und dann die Brennerautobahn sowie auf der Rückfahrt über Meran nochmals zwei mautpflichtige Tunnel. Verglichen damit ist die in Italien fällige Maut lächerlich.
Zum Glück sind wir zu viert, sodass sich die Kosten auf den einzelnen gerechnet noch im Rahmen halten. Die Kfz-Steuer für die eigenen Bürger niedrig zu halten, indem man andere zur Kasse bittet, ist dennoch fragwürdig. Insbesondere gegenüber Ländern, in denen die Unterhaltung der Straßen und Tunnel komplett über die inländische Steuer finanziert wird. Nur gut, dass die vielen Kurven hoch nach Ratschings und die wunderschöne Landschaft dies bald wieder vergessen lassen.
Weitaus günstiger und obendrein ein landschaftlicher Leckerbissen ist die Anreise über Davos-Klosters und den Flüelapass. Allein das Panorama am Walensee mit dem Leistchamm und den Sieben Churfirsten ist immer wieder schön anzusehen. Auf dieser Route verlassen wir wenige Kilometer nach Bad Ragaz die Autobahn und reisen hinauf ins Hochgebirge nach Davos. Ein Übermaß an Beton trübt leider das Bergidyll des schweizerischen Skiortes. Danach aber führt uns die Passstraße durch eine traumhafte Berglandschaft, die zu mehreren Stopps einlädt. Nur eine Handvoll Häuser und ein Bergsee zieren den Straßenverlauf durch die fantastische Hochgebirgslandschaft.
Die Route über den 2383 Meter hohen Flüelapass verläuft durch ein lawinengefährdetes Gebiet, weshalb der Pass nicht wintersicher ist. Bei winterlicher Sperrung kommt der Vereinatunnel zum Einsatz, wo der Verkehr per Autozug von Klosters im Prättigau nach Lavin jenseits der Bergkette im Engadin gebracht wird. Wir jedoch sind froh, die schöne Aussicht genießen zu können, und nehmen dafür gerne die engen Kurven hinab ins Inn-Tal in Kauf. Durch das Etschtal fahren wir anschließend mautfrei bis in die Kurstadt Meran und ab dort hinein in das Tal der Passer. So benötigen wir lediglich eine Vignette für die Schweiz. Und die kommt für uns als Anrainer sowieso jedes Jahr an die Windschutzscheibe.
Eine wunderschöne, aussichtsreiche Bergwanderung in den Sarntaler Alpen bringt uns auf die Hönigspitz und auf den Hirzer. Wir starten mit der Hirzer Seilbahn und wandern erst gemütlich über den Almenweg zur Stafell Hütte. Dann geht es hinauf ins Hochgebirge, wo es zu der ein oder anderen Kraxelpartie kommt. Diese sind jedoch gut mit Stahlseilen gesichert, sodass wir auf den beiden Gipfeln die Aussicht auf die umliegenden Berggipfel von Südtirol genießen können.
Gehzeit 6 Stunden, 8,4 km, 1050 Höhenmeter bei Schwierigkeit T3
Grüne Täler und Obstplantagen, umgeben von hohen Gipfeln - das Passeiertal in Südtirol ist ein traumhaftes Ziel für Wanderer, Radfahrer, Camper und Genießer. Der Schildhöfeweg bietet schöne Eindrücke im Tal der Passer. Dieser startet in dem kleine Dorf Saltaus und bringt uns zu mehreren Schildhöfen. Er zeut vom Leben einiger Bauern in Südtirol, welche in den niederen Adelsstand erhoben wurden. Durch besondere Privilegien haben sich ihre Höfe zu prächtigen Anwesen gemausert, die noch heute schön anzusehen sind.
Gehzeit 2 Stunden, 5,7 km, 260 Höhenmeter bei Schwierigkeit T2
Auf dem Ratschingser Talweg zum Jaufensteg
Der Ratschingser Talweg ähnelt mehr einem lockeren Spaziergang denn einer Wanderung. Nahezu ebenerdig verläuft dieser in etwa parallel zur Durchgangsstraße und verbindet die Siedlungsbereiche im oberen Ratschingser Tal. Wir sind den Talweg vom Hotel Bergblick aus bis zum Jaufensteg gelaufen. Wer die entgegengesetzte Richtung einschlägt, kommt an Bichl vorbei bis nach Innerhausern und Plattner. Ab dort führen zunehmend steilere Wanderwege weiter flussaufwärts.
Gehzeit vom Hotel zum Jaufensteg und zurück 1.30 Stunden, 5 km, 75 Höhenmeter bei Schwierigkeit T1
Gilfenklamm und Burgruine Reifenegg
Die Gilfenklamm zählt zu den spannendsten Schluchten in Südtirol. Über Treppen und Brücken wandern wir ab dem Jaufensteg durch die enge Klamm bis an deren unteren Ausgang. Im zweiten Teil der Rundwanderung steigen wir auf Naturpfaden hoch zur Burgruine Reifenegg. Weiter bergan stoßen wir auf die Jaufenpassstraße, der wir rechts über Burghof zurück zum oberen Einstieg in die Gilfenklamm folgen.
Gehzeit 1.30 Stunden, 4,8 km, 255 Höhenmeter bei Schwierigkeit T2
Rundwanderung ab dem Parkplatz oberhalb der Römerkehre um den Saxnerkamm. Im ersten Abschnitt wandern wir über den Rinner Sattel zur Rinneralm und auf bequemen Wegen zur Wasserfalleralm auf der Nordseite des Gebirgszugs. Ab dort wechseln wir auf den Bergweg zur Äußeren und Inneren Wumblsalm. Bei der entlegenen Hütte beginnt der lange Anstieg über das Schlotterjoch bzw. Schlattacher Joch und das Glaitner Hochjoch zum Saxner.
Gehzeit 6 Stunden, 14,2 km, 750 Höhenmeter bei Schwierigkeit T2-3
Rosskopf | Hausberg von Sterzing
Nach der Fahrt mit der Seilbahn wandern wir ab der Bergstation über die Kastellacke zu den malerisch gelegenen Vallmingalmen. Dort laden mehrere Kaser zur Einkehr ein, eh es zurück durch den Bergwald auf den Ostgrat des Rossbergs bzw. Monte Cavallo geht. Für die Rückkehr zur Talstation haben wir den langen Talweg genommen. Bei schönem Wetter lohnt es sich jedoch, längere Zeit oben zu bleiben und dann mit einer der Gondeln wieder mühelos hinunter zu schweben.
Gehzeit 4-4.30 Stunden, 12 km, 440/1100 Höhenmeter bei Schwierigkeit T2
Die Wanderung durch die Burkhardklamm eignet sich ideal als Ergänzung zum Besuch des Bergbauwelt von Ridnaun. Zugleich ist die Klamm auch bei Nebel oder tief hängenden Wolken den Ausflug wert, da die Felsen, das Wasser und Laub der Bäume dann in einem mystischen Licht erstrahlen. Am oberen Ende der Klamm bietet sich die Verlängerung bis zur Aglsbodenalm an.
Gehzeit 1.30-2 Stunden, 5,2 km, 350 Höhenmeter bei Schwierigkeit T2