Wanderung auf den Leistchamm

Mit einer Höhe von 2001 Metern erhebt sich der Leistchamm eindrucksvoll nördlich des Walensees. Zugleich befindet sich der höchste Ammlerberg in direkter Nachbarschaft zu den berühmten Churfirsten. Der Aufstieg ab Arvenbüel ist zwar technisch anspruchsvoll und erfordert eine gute Kondition am Berg. Dann aber können wir uns auf eine spektakuläre Aussicht sowohl in die Tiefe auf den See als auch zu den umliegenden Bergketten freuen.

Wanderung ab Arvenbüel

Bei unserer Ankunft in Arvenbüel erwartet uns ein strahlend blauer Himmel. Damit herrschen optimale Bedingungen für den Aufstieg auf den Leistchamm. Eine ganze Reihe an Parkplätzen macht deutlich, dass hier ein beliebter Ausgangspunkt für Bergtouren ist. Da diese gebührenpflichtig sind, empfiehlt es sich, ein paar Franken in Münzgeld mitzunehmen. Denn die Automaten akzeptieren weder Scheine noch Kreditkarten und geben auch kein Wechselgeld.

Auf dem Toggenburger Höhenweg

Ab dem Großparkplatz beim Hotel Arvenbüel finden wir auch schon den ersten Wegweiser zum Leistchamm. Während der Rother Wanderführer den Aufstieg über den Moorweg wählt, wählen wir die Variante über den Toggenburger Höhenweg. So ist es in Arvenbüel auch ausgeschildert, was einem den Gang durch das in den Morgenstunden noch besonders feuchte Moor erspart.

Obwohl es zum Leistchamm eigentlich fast nur bergauf geht, kommen wir nach Arvenbüel zuerst durch eine Senke, die uns ca. 30 Höhenmeter mehr beschert. Außerdem informiert uns ein Schild darüber, dass wir uns in einem Pilzschutzgebiet befinden: zwischen dem 1. und 10. im Monat ist es generell untersagt, Pilze zu sammeln, genauso wie in der Nacht oder in Gruppen mit mehr als drei Personen. Warum das so sein muss, sehen wir am nächsten Waldrand, wo ein Ehepaar am 12. des Monats (immerhin) ihre Tüten mit den begehrten Delikatessen füllt. Hoffen wir mal, dass sie sich an die angegebene Höchstmenge von 2 kg pro Person halten.

In sanften Kurven hinauf zum Alp Looch

Bereits auf den ersten Metern lohnt es sich, ab und an stehenzubleiben und den Blick zurück über die Gebirgskette südlich des Walensees schweifen zu lassen. Es ist ein herrliches Panorama, das sich entlang der Grenze der Kantone Glarus und St. Gallen erstreckt. Doch auch der Blick nach vorn, wo der Weg in sanften Kurven von Arvenbüel (1.273 m) hoch zum Alp Looch (1.535 m) führt, lässt Wanderherzen höher schlagen. Denn auch wenn sich die Hänge des Leistchamms noch im Schatten befinden, macht die Landschaft der Ferienregion Heidiland hier oben alle Ehre.

Nach einer knappen Stunde erreichen wir Alp Looch. Direkt am Toggenburger Höhenweg lädt ein Berggasthof zur Einkehr ein. Da auch der Rückweg der Wanderung hier vorbeiführt, herrscht vor allem nachmittags reger Betrieb auf der hübsch gelegenen Sonnenterrasse. Ein kleines Stück vor dem Gasthof verlassen wir den Fahrweg und wechseln auf den Pfad, der unterhalb der Wirtschaft über die Alm und Looch (1.560 m) hinauf in den Wald führt. Da wir bis hier in der Sonne laufen, kommen wir auf diesen ersten 300 Höhenmetern ganz gut ins Schwitzen. Sich von den Beinen der Funktionshose zu befreien lohnt sich aber nicht unbedingt, weil es schon auf dem nächsten Stück bis zum First (1.663 m) wieder einiges kühler als auf der Alm ist.

First mit Sicht auf das Säntis-Massiv

Auf dem First (1.663 m) angekommen, eröffnet sich uns ein neues Panorama. Diesmal ist es das Säntis-Massiv, das die Szene bestimmt. Während die Pyramidenform des Hauptgipfels, die vom Bodensee aus zu sehen ist, allseits bekannt ist, kennen die Südseite des Säntis nur wenige. So sagt ein junger Mann neben uns, dass er den Säntis so noch nie gesehen habe; und das, obwohl schnell klar wird, dass er sich in den Schweizer Alpen bestens auskennt.

Doch warum soweit in die Ferne schweifen? Direkt unterhalb der Passhöhe bekommen wir einen guten Einblick in den geologischen Aufbau des Leistchamms. Helle und dunkelgraue Schichten wechseln sich an der Flanke des Bergs in unterschiedlichen Stärken ab und zeigen, wie sich der Meeresboden gehoben hat. Für Hobbygeologen ist das sicher spannend.

Griffiges Schuhwerk ist Trumpf

Direkt an der Abbruchkante der Flanke erwartet uns der erste steile Anstieg der Wanderung. War die Wanderung bis zum First noch mit einfachem Schuhwerk gut möglich, braucht es bald griffige Sohlen, um gut voran zu kommen. Denn oberhalb der Kante verläuft der Pfad erst über schräge Platten, bevor mehrere glitschige und zugleich steile Stellen kommen. So berichtet uns eine Frau, dass sie kaum weiter gekommen ist, weil ihre Wanderschuhe nicht mehr die besten seien. Wer den Aufstieg bei nassem Wetter mit Turnschuhen wagt, wird nicht umhin kommen, immer wieder die Hände zu Hilfe zu nehmen (ja, auch solche sind hier unterwegs).

Aufstieg zum Gipfel des Leistchamms

Nachdem wir die schmierigen Stellen gemeistert haben und auf freies Gelände kommen, sind es noch rund 190 Höhenmeter bis zum Gipfel des Leistchamms. Auf den Grasmatten bzw. mehreren Trampelpfaden kommen wir auf diesem letzten Teilstück sicher und zügig voran. Einzig der Wind, die bereits geleisteten Höhenmeter wie auch die gleichbleibende Sicht mit dem Glattchamm zur Linken und dem Grashang vor einem machen den Aufstieg mühsam.

Zweieinhalb Stunden nach Aufbruch in Arvenbüel stehen wir oben auf dem Leistchamm. Reihen sich links von uns die sieben Churfirsten auf, haben wir direkt vor uns eine atemberaubende Sicht hinab auf den Walensee. Es sind 1600 Meter, welche die Felsen des Leistchamms steil in die Höhe ragen. Für mich heißt das, Abstand von der der Kante halten. Denn den Tiefblick sollte nur wagen, wer absolut schwindelfrei ist. Wegen dieser Abbruchkante sollte man sich auch gut überlegen, ob man Kinder mit herauf nehmen will. Denn Unfug kann hier schnell zum Unglück werden.

Auch ohne Gasthaus ein tolles Wanderziel

Obwohl es keinen Lift am Leistchamm gibt und damit auch kein Berggasthaus, ist er ein beliebtes Ausflugsziel. So sind schon ein paar Wanderer vor uns auf dem Gipfel angekommen und werden es während unserer Rast zusehends mehr. Da sich alle recht ruhig verhalten und damit beschäftigt sind, sich vom Aufstieg zu erholen oder das Panorama in sich wirken zu lassen, wirkt dies jedoch nicht störend. Zumindest, solange es noch freie Plätze auf dem schmalen Kamm gibt. Denn als wir 40 Minuten wieder hinuntersteigen, kommen uns immer wieder Wandergruppen entgegen.

Video zur Wanderung ab Arvenbüel auf den Gipfel

Herrliche Wanderung ab Arvenbüel bei Amden auf den Leistchamm. Spektakulärer Tiefblick auf den Walensee.

Ein Abstecher zum Flügenspitz

Nach dem Abstieg vom Leistchamm über die Grasmatten und die immer noch schmierigen Stellen darunter wechseln wir beim First auf den Wanderweg zum Flügenspitz. Auch wenn sein Gipfel (1.703 m) nur 40 Meter höher als der First ist und er vom Leistchamm aus unspektakulär aussieht, lohnt sich dieser Abstecher, da ein wirklich schöner Wanderpfad dorthin führt. Also wenn man die versumpften Kuhfladen auf den ersten Metern nicht beachtet...

Nein, der Reiz sind die vielen Silberdisteln, der Gemeine Augentrost und der Deutsche Enzian, die hier oben alle reiche Bestände bilden und auch noch im September blühen. Wer allerdings denkt, dass 40 Meter höher als der First bedeutet, dass bis zum Flügenspitz auch nur 40 Höhenmeter zu bewältigen sind, hat die kleine Senke direkt vor dem teilweise etwas steilen Aufstieg zum Gipfel übersehen. Wer schon oben auf dem Leistchamm war, wird hier zumindest noch mal ganz gut ins Schwitzen kommen.

Ameisen als Empfangskomitee auf dem Flügenspitz

Am Gipfel angekommen, wollen wir eigentlich unsere zweite Pause einlegen. Leider aber werden wir von fliegenden Ameisen empfangen, die ein längeres Verweilen unangenehm machen. Es sei denn, man hat nichts dagegen, wenn sie einem im Haar hängen bleiben, an den Armen und Beinen hoch krabbeln oder auch mal in den Hals beißen. Autsch! Wenige Meter unterhalb ist der Spuk zum Glück vorbei, sodass wir uns doch noch etwas erholen können, bevor wir wieder hinab nach Alp Looch und weiter nach Arvenbüel wandern.

Moorweg zwischen Alp Looch und Arvenbüel

Vom Flügenspitz müssen wir wieder ein paar Meter zurücklaufen, eh wir den Schildern nach Alp Looch folgen können. Verlief der Hinweg zum First über trockenes Terrain, müssen wir nun durch ein Moor laufen, das den Weg an mehreren Stellen völlig versumpft hat. Mit etwas Geschick und kleinen Umwegen aber schaffen wir es, mit (fast) trockenen Schuhen bis nach Alp Looch.

Nachdem wir ein zweites Mal die Wirtschaft in Alp Looch passiert haben, wechseln wir weiter unterhalb bei einer Hütte mit Misthaufen und Geranien (auf der Talseite) auf den im Winter als Schneeschuhweg ausgewiesenen Moorweg. Von der Entfernung nach Arvenbüel macht dies kaum einen Unterschied - wenn überhaupt. Allerdings bekommt man hier nochmals einen anderen Blick in die Landschaft unterhalb des Leistchamms.

Auch wenn der Wanderweg durch das Hoch- und Niedermoor besser zu laufen ist als die Strecke vom Flügenspitz nach Alp Looch, saftet es auch hier ganz gut unter den Schuhen. Machen wir uns einen Spaß daraus und genießen den Wechsel zwischen Wald und offenen Bereichen des Moors vor der traumhaft schönen Kulisse der umliegenden Berge. Sechs Stunden inklusive unserer beiden Pausen nach unserem Aufbruch am Großparkplatz von Arvenbüel kommen wir wieder bei unserem Auto an. Damit endet eine wunderschöne Wanderung oberhalb des Walensees, die wir gerne weiterempfehlen können.

Video zur Tour auf den Flügenspitz und über den Moorweg bei Arvenbüel

Wanderung ab Arvenbüel nahe Amden auf den Leistchamm. Abstieg über den Flügenspitz. Wandern im Heidiland der Ostschweiz.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die A3 Zürich - Chur. Bei Weesen bzw. Ausfahrt 45 abfahren und der Beschilderung über Amden bzw. die Bersgstraße zu den Parkplätzen in Arvenbüel folgen.

AusgangspunktArvenbüel (1273 m)
KoordinatenN 47.14720, E 9.17350
Gehzeit5 Stunden
Distanz10,4 km
An-/Abstiegeca. 950 m
AnforderungenT3, bei Nässe sehr glitschig, der Aufstieg zum Leistchamm-Gipfel erfordert Trittsicherheit. Teleskopstöcke sind von Vorteil.  
EinkehrBergrestaurant Alp Looch
BeschilderungAb Arvenbüel über den Toggenburger Höhenweg Richtung Leistchamm (2.101 m) wandern. Beim Rückweg ab First den Wegweisern zum Flügenspitz (1.703 m) folgen, dann weiter über Looch. Beim Bauernhof unterhalb von Looch auf die Route über das Moor Richtung Arvenbüel wechseln.
GPS-DatenWanderung Leistchamm gpx
kml-DatenWanderung Leistchamm kml

Wanderkarte Leistchamm und Flügenspitz

Höhenprofil

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