Zwischen dem Schloss von Duino und Sistiana lädt der Rilkeweg zu einem ausgedehnten Spaziergang oder auch einer kurzen Wanderung ein. Der Name des Wegs ist bewusst gewählt, bewegen wir uns doch auf den Spuren des bekannten Lyrikers. Dabei ist Rilke zunächst nur einer der Künstler, die das Schloss von Duino Anfang des 20. Jahrhunderts als beliebten literarischen Salon auszeichneten.
Dichter, Lyriker, Komponisten, Musiker und sonstige Künstler genossen den Ort, an dem es sich unbeschwert leben ließ. Mit ihnen war auch stets die kaiserliche Familie zugegen. Letztendlich war es jedoch Rainer Maria Rilke, der die Gegend berühmt machte. So ist es nur Recht, dass ihm ein Spazierweg entlang der Steilküste nach Sistiana gewidmet wurde.
Als längerer Gast von Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe, unternahm Rilke ausgedehnte Spaziergänge auf den Klippen, zwischen dem Dorf Duino und Sistiana. Bereits früh trug der Weg somit auch seinen Namen. Doch erst 1987 ließen die Provinz Triest und die Gemeinde Duino-Aurisina (deutsch Thübein-Nabreschin) den Weg ausbauen, befestigen und sichern. Knapp zwei Kilometer wurden mit Kies bedeckt und mit einigen Hinweisschildern ausgestattet. Die gefährlichen Stellen und einige spektakuläre Aussichtspunkte auf den Golf von Triest sind seitdem mit Holzzäunen gesichert.
Der direkte Zuweg vom Schlossgarten zum Rilkeweg ist versperrt. Aus dem Torhaus heraus, orientieren wir uns deshalb rechts und laufen gut 100 Meter entlang der Straße. Wo wir zu einem Zebrastreifen kommen, führt ein Sträßlein zur hinteren Schlosszufahrt und zum Einstieg des Wanderwegs.
Durch den Pinienwald, der mitsamt der Klippen seit 1996 unter Naturschutz steht, folgen wir dem wirklich schön angelegten Weg. Er ist kaum zu Verfehlen. Trotz des aufgeschütteten Kies ist er allerdings nicht unbedingt Kinderwagen geeignet. Es gibt so manch Stolperstelle.
Unterwegs passieren wir immer wieder spektakuläre Aussichtspunkte zum Schloss und über die Steilklippen. Während des Ersten Weltkriegs wurden auf den Klippen von Duino einige Stellungen und Beobachtungsstände errichtet. Sie kontrollierten die im Golf von Triest verkehrenden Schiffe. Die Leitung oblag den Landungstruppen der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine.
Während des Zweiten Weltkriegs diente die Bucht von Sistiana als Stützpunkt von mehreren Unterseebooten der Deutschen Marine. Die alten Stellungen wurden mit Flaks ausgestattet und in eine Flugabwehr-Artillerie umgewandelt. Heute sind die Stellungen traumhafte Aussichtspunkte. In einen der ehemaligen Bunker ist der Zutritt möglich. Durch einen Tunnel geht es auf einen Balkon, direkt in den Klippen.
Nach gut anderthalb Kilometern erreichen wir den Campingplatz von Sistiana. Das Restaurant Refugio Rilke macht auf uns einen einladenden Eindruck. Leider ist es bei unserer Ankunft geschlossen. 500 Meter weiter endet der Rilkeweg beim touristischen Infopoint von Sistiana. Auch dort ist kein Café in Sicht. Wir hoffen, am Hafen fündig zu werden.
Allerdings befinden wir uns noch immer oben auf den Klippen. Beim Aussichtsbalkon des Infopoints führt eine Treppe hinab in den Wald und geht in einen Pfad über. Dieser ist teilweise extrem ausgewaschen. An einer Stelle ist sogar Klettern angesagt. Seile sollen beim Ab- und Aufstieg helfen. Es ist nicht jedermanns Sache, doch wir kommen heile unten an.
Unten befindet sich rechts der nächste Campingplatz. Wir wählen die entgegengesetzte Richtung zum Hafen von Sistiana. Entlang dem Waldrand reihen sich einige Kioske mit Sitzmöglichkeit aneinander. Alle bieten sie Kaffee. Doch nur die letzte der Buden gönnt ihren Gästen den Luxus, diesen in richtigen Tassen zu servieren. Die Aussicht über den Parkplatz ist zwar alles andere als prickelnd. Für eine kurze Pause aber ist es okay.
Nach kurzer Überlegung, ob wir umkehren sollen, geht es noch ein Stück weiter. Gleich neben dem Hafen gibt es einen Zugang zum Strandbad Castelreggio. Die Frau am Eingang scheint nur Sonnenschirme vermieten zu wollen. Sie lässt uns ungehindert passieren. Ein paar wenige Besucher aalen sich in der Sonne oder planschen im Meer. Uns ist es zu kühl. Badeklamotten haben wir eh keine dabei.
Entlang dem Strand erreichen wir die Straße nach Portopiccolo. Auf der hübsch angelegten Promenade laufen wir nur ein paar Meter um einen Felsen und schon erscheinen die ersten Boote und Terrassenhäuser dieses seltsamen, wenngleich schönen Ortes. Wie frisch aus dem Ei gepellt strahlt Portopiccolo irgendwie etwas Unwirkliches aus. Stilvoll, ordentlich, sauber bis steril – egal wo man hinschaut, die Häuser und die Bootsanleger wirken perfekt. Irgendwas fehlt. Ist es Leben?
Vor Jahren hat man hier eine Retortenstadt mit passendem Hafen in einem ehemaligen Steinbruch hineingestellt. Offensichtlich ist es ein Luxusgetto für die Schönen und Reichen. Vorbildlich ist die in den Fels gebaute Tiefgarage. So verschandelt, bis auf eine Bonzen-Werbekarre, kein unschönes Blech das Gelände. Die Piazzetta ist gefliest mit blendend weißen, an Marmor erinnernde Platten. Bei den Arkadengängen gibt es Boutiquen mit Luxusgütern.
Allerdings ist alles geschlossen. Portopiccolo ist eine verwaiste Geisterstadt, die als Kulisse eines modernen, mediterranen Hafens für Hollywood dienen könnte. Es mag sicher Menschen geben, die sich in einer solchen Anlage wohl fühlen. Wir indes mögen es lieber authentisch. Wenn wir schon über einen Hafen zum Meer blicken, dann bitte so wie im slowenischen Piran. Ebenso begeistert uns eine Sicht wie von unserem Hotelbalkon in Cannero am Lago Maggiore.
Mit dem Spaziergang von Duino bis nach Portopiccolo sind wir für einen Tag genug Adriaküste abgelaufen. Wir müssen ja auch wieder auf demselben Weg zurück. Die Gegend und der Rilkeweg sind wirklich schön. Für die Donaumonarchie galt sie als Badeort. Hierfür gibt es entlang der Adriaküste jedoch schönere Gelegenheiten.
Was uns betrifft, so haben wir die Zeit mit Besichtigungen und Wandern genossen. So können wir am nächsten Morgen zufrieden zurück in die Heimat fahren. Das übrigens mit dem Gedanken, in gut einer Woche nochmals nach Italien, dann in die Lagunenstadt Venedig, zu reisen.
Anfahrt: Die A4 Torino - Trieste wird bei Duino zur E70. Wir nehmen die Abfahrt Duino Süd und fahren in den Ortskern von Duino. Entlang der Straßen gibt es einige Parkmöglichkeiten. Sie sind allerdings rar. Alternativ wenden wir in Duino und fahren nach Sistiana. Dort vorbei am Campingplatz, bringt uns die Straße rechts zum Infopoint am Rilkeweg. Auch dort sind die Parkplätze rar.
Ausgangspunkt | Parken in den Straßen von Duino |
Koordinaten | N 45.77324, E 13.60761 |
Gehzeit | 3 Stunden |
Distanz | 9,4 km hin und zurück mit Rundgang in Duino |
Anstiege | ca. 75 HM |
Anforderungen | T2, eine winzige Passage ist durch Seile gesichert, ansonsten einfacher Wanderweg. |
Einkehr | Einkehrmöglichkeiten gibt es beim Campingplatz im Restaurant Refugio Rilke, am Hafen von Sistiana und in Duino. |
GPS-Daten | Wanderung Rilkeweg gpx |
kml-Daten | Wanderung Rilkeweg kml |