Über die Hönigspitz auf den Hirzer

Aussichtsreiche Bergwanderung durch die Sarntaler Alpen

Der Hirzer stellt den mit 2781 Metern höchsten Gipfel der Sarntaler Alpen in Südtirol. Durch die Nähe zu Meran und die gute Erreichbarkeit durch die Hirzer-Seilbahn ist er ein beliebtestes Wanderziel. Klassische Touren führen auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 von der Bergstation über die Hirzerscharte auf den Gipfel. Wer fit und einigermaßen schwindelfrei ist, empfehlen wir die Route über die Hönigspitz. 

Ab Saltaus mit der Seilbahn zur Bergstation

Immer wieder gleitet der Putzlappen über die Scheibe. Die Bewegungen sind nicht schnell, aber gründlich. Nach einer Weile betrachtet der Mitarbeiter der Hirzer Seilbahn den Erfolg seiner Arbeit. Dann beginnt er von Neuem. Dreimal wiederholt sich die Prozedur, während wir geduldig vor dem Drehkreuz warten. Schließlich ist es soweit. Pünktlich um 8:30 Uhr ist die Sicht durchs Fenster streifenfrei klar. Das Drehkreuz gibt den Weg frei und Sekunden später schweben wir in der Gondel mühelos hinauf zur Mittelstation nach Prenn. Nach dem Umstieg geht die Fahrt weiter empor zur Bergstation Klammeben auf 1980 Meter.

Die Türen zum Gasthof Klammeben sind am frühen Morgen noch verriegelt. Bei unserer Wanderung auf dem Schildhöfeweg hatten wir jedoch gesehen, wie voll der Parkplatz der Hirzer Seilbahn tagsüber wird. Getreu dem Motto »Der frühe Vogel fängt den Wurm!« haben wir herzhaft, aber zeitig gefrühstückt. Jetzt gehören wir zu den ersten Wanderern, die an der Bergstation die Karte zum Hirzer Wanderparadies studieren. Das Hirzergebiet umfasst von einfachen bis schwierigen Strecken die ganze Bandbreite an Wandertouren. Darunter finden sich auch Vorschläge, welche sich bei genauerer Betrachtung als Streckenwanderungen herausstellen. Wir selbst wollen durch die Sarntaler Alpen über die Hönigspitz auf den Hirzer. Diese Route wird zwar nicht beworben, ist aber zumindest in der Karte eingezeichnet. Also wird sie auch machbar sein.

Über den Almenweg zur Stafell Hütte

Bei der Hirzer Bergstation treffen wir auf den Almenweg. Er ist für Kinderwagen geeignet und führt von einer Hütte zur nächsten. Wer sich gerne durch die Berge schlemmt, bekommt damit reichlich Gelegenheit zum Einkehren. Wer eine Schlemmertour plant, sollte jedoch etwas später am Vormittag starten. Wir wählen den Almenweg Nr. 40, der breit und flach zur Stafellhütte führt. Bis dorthin sind es etwa 20 Minuten. Erste Aussichten geben uns einen Vorgeschmack auf die später herrlichen Panoramen. Wir befinden uns knapp über den Wolken, die am Morgen oft über das Passeiertal hinwegziehen. Im Frühjahr und Sommer muss es hier richtig schön blühen, bei den vielen Sträuchern von Alpenrosen.

Aufstieg über das Wetterkreuz

Die Hütte der Stafellalm ist traumhaft gelegen. Apropos, nachdem wir schon eine Weile unterwegs sind, käme ein Kaffee ganz gelegen. Doch auch hier werden bei unserer Ankunft erst noch die Bänke und Tische für den erwarteten Ansturm gerichtet. So lassen wir nur kurz den Blick über die Alm schweifen, eh wir den Berg in Angriff nehmen. Somit wechseln wir oberhalb der Alm auf den Bergweg Nr. 7. Der Hönig ist hier mit 2h 20' angeschrieben. Der Himmel klart allmählich auf. Einzig eine Wolke bleibt hartnäckig an der Hönigspitz hängen. In Serpentinen geht es für uns somit hinein in den Dunst. Nach 300 Metern erreichen wir ein weiteres Wegkreuz. Von hier aus verläuft der Almenweg bis zur Tallner Alm Kaser. Wir nehmen den Abzweig zum Hönig und passieren kurz darauf ein hölzernes Wetterkreuz. Es soll Wanderer vor Unwetter und Gewitter schützen. Das Wetterkreuz selbst wiederum, wird durch einen Blitzableiter geschützt. Ob es etwas nützt, ist fraglich. Am Boden liegen verkohlte Balken, welche denen des Kreuzes ähneln. Wie oft sie das Kruzifix wohl austauschen?

Entlang der Almwiesen folgen wir einem breiten Grat steil bergan. Schon bald sind wir froh, dass die Wolken die warmen Sonnenstrahlen von uns fern halten. Doch sie lichten sich und der Dunst schwindet. Außerdem hätten wir besser auf den Wanderweg achten sollen. Dieser verläuft im oberen Teil nämlich im gemächlichen Zickzack bis hoch auf den Grat des Hönigs. Wir indes haben uns an der Almumzäunung orientiert, womit wir auf den schweißtreibenden direkten Aufstieg geraten sind.

Oben stoßen wir wieder auf den richtigen Pfad, der fortan zunehmend felsig wird. Der Abschnitt führt entlang eines zum Teil leicht ausgesetzten Grates, sodass erhöhte Vorsicht geboten ist. An manchen Stellen geben Felslücken den Blick frei in den Karkessel zwischen Hirzer und Hönigspitz. Auf beiden Seiten fällt das Gelände steil ab, also immer schön acht geben sein. Es folgen mit Drahtseilen gesicherte Passagen. Diese lassen sich eigentlich gut bewältigen. Einem Paar hinter uns sind diese Stelle weniger geheuer, sie kehren lieber um. Das ist vernünftig. Mit Angst im Nacken macht selbst die schönste Wanderung keinen Spaß.

Eine ruhige Pause beim Gipfelkreuz

Endlich verzieht sich die aufdringliche Wolke. Die Almwiese vom Aufstieg liegt jetzt saftig grün hinter uns. In der Ferne ist die Waldlichtung mit der Stafell Alm gut zu erkennen. Vor uns sehen wir ein Gipfelkreuz. Doch der Pfad führt im Hang, südlich unterhalb von diesem vorbei. Erst ein kurzes Stück weiter erreichen wir einen Abzweig, der uns mit nach einer kurzen Kraxelpartie über einen Kamm zum Gipfelkreuz bringt. Oben angekommen, sind wir mutterseelenallein.

Nach den ersten Gipfelfotos ist es Zeit für das wohl verdiente Vesper. Wir haben eine halbe Stunde weniger gebraucht, als unten angeschrieben ist. Lag das am versehentlichen Direktaufstieg entlang dem Zaun? Oder sind wir noch gar nicht auf der Hönigspitz? Tja, das Gipfelkreuz steht nicht auf der Hönigspitz, sondern auf einem Ausläufer, gut 100 Höhenmeter weiter unten. Egal, von hier haben wir eine traumhafte Sicht zu den Hirzer Almen, hinab ins Passeiertal und bis nach Meran. Gegenüber sehen wir zum Naturpark der Texelgruppe. Es ist ein traumhaft schöner Flecken für eine Pause.

Auf der wahren Hönigspitz

Etwas Bange macht uns einzig der Blick hinüber zur wahren Hönigspitz. Der Grat dorthin sieht von der Ferne halsbrecherisch aus. Wir sehen dort andere Leute wandern, das macht Mut. Außerdem gesellt sich ein Südtiroler mit Tochter und Hund zu unserem Picknickplatz. Er kennt den Weg und versichert, dass die schlimmste Passage bereits hinter uns läge. Guten Muts kraxeln wir den Grat wieder zurück und folgen der Familie in Richtung Hönig. Und ja, ein, zwei knifflige Stellen trennen uns noch von der Hönigspitz. Diese aber sind mit Seilen gut abgesichert. Ein kurzer Abschnitt führt in Stufen über Felsplatten fast senkrecht hinauf. Der Hund braucht dort etwas Unterstützung. Wanderer, die bis hierher kommen, meistern das mühelos.

20 Minuten ab dem Gipfelkreuz ist die Hönigspitz erreicht. Zu erkennen ist diese an den aufgestapelten Steinpyramiden. Von hier blicken wir hinab zu unserem Vesperplatz mit Kreuz, wo sich bereits die nächste Wandergruppe eingerichtet hat. Das Alpenpanorama ist traumhaft. Richtung Osten schauen wir in das Sarntal. Der Hönig selbst bildet hier eine kleine Hochebene. Fast stolpern wir über ein paar Schafe, welche unauffällig zwischen den Steinplatten im Gras dösen.

Einen Grat gilt es anschließend noch zu überwinden. Dieser ist breit genug für Begegnungsverkehr und somit ebenfalls leicht zu meistern. Vor uns liegt nun der Hirzer. Die Almwiese, verziert mit unzähligen Schieferplatten, scheint ein beliebter Rastplatz zu sein. Hier genießen Paare, Familien und Wandergruppen ihre mitgebrachten Leckereien. Andere warten hier auf ihre Begleiter, welche hinauf zum Hirzer sind. Nicht jeder traut sich den Aufstieg zu.

Über den Gebirgsjägersteig auf den Hirzer

An der Oberen Scharte stoßen wir auf den Europäischen Fernwanderweg E5 sowie auch den Gebirgsjägersteig. Wir folgen diesem bergab in Richtung Hirzer. Knapp 200 Meter nach der Scharte zweigt der E5 rechts ins Sarntal ab. Für uns geht es nun wieder bergauf zum letzten Aufstieg, über felsiges und teilweise ausgesetztes Gelände. Eine halbe Stunde ab der Oberen Scharte ist das Gipfelkreuz des Hirzers erreicht. Bei 2781 Metern stehen wir auf der höchsten Erhebung der Sarntaler Alpen. Es gibt allerdings nur wenig Platz auf dem felsigen Gipfel. Außerdem ziehen erneut Wolken am Himmel auf.

Abstieg über den Europäischen Fernwanderweg E5

Nach einer kurzen Pause kehren wir zurück zur Oberen Scharte. Ab dort erfolgt der Abstieg auf dem Europäischen Fernwanderweg E5, der direkt in den Karkessel des Hirzer hineinführt. Im oberen Teil überraschen mehrere Kraxeleien, bei denen auch hier Stahlseile ausreichend Halt bieten. Wir dachten eigentlich, dies wäre eine leichte Passage. Tatsächlich aber haben hier einige Wanderer Probleme. Wir überholen und erreichen über Platten- und Geröllhalden hinweg den im Sommer nur wenig Wasser führenden Sagbach. Kühe weiden auf den Almwiesen. Vor uns sehen wir die Tallner Alm Kaser und die Hirzer Hütte.

Einkehr bei der Tallner Alm Kaser

Die Tallner Alm Kaser wirkt sehr einladend. Wir haben bereits späten Nachmittag und beschließen einzukehren, um den Abend dann lieber in der Hotelsauna zu verbringen. Spinatknödel, Fleischkäse und Bratkartoffeln sind lecker und deftig, gerade richtig nach solch einer tollen Bergtour. Fast schon gemütlich verläuft später der Weg von der Alm bis zur einen Kilometer entfernten Bergstation der Hirzer Seilbahn. Mit dem guten Gefühl, ein tolles Wandergebiet kennengelernt zu haben, schweben wir stolz wieder nach Saltaus hinab. Dabei sehen wir ein Reh, das sich eingerollt hat und im Wald schläft. Noch einer der vielen Glücksmomente von heute. Der Tag hat sich wirklich gelohnt.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Rundwanderung

Wie bei der Wanderung zu den Schildhöfen erfolgt die Anfahrt über die Jaufenstraße SS44 von Meran durch das Passeier-Tal. Durch Saltaus fährt man so automatisch hindurch. Rechts vom Ortseingang befindet sich die Hirzer Seilbahn Talstation mit einer guten Anzahl an Parkplätzen. Bequem und umweltfreundlich geht es auch mit den öffentlichen Verkehrsmittlen im Passeiertal. Der Bus fährt ab Meran im Viertel- und Halbstundentakt.

AusgangspunktParkplatz oder Bushaltestelle Hirzer Seilbahn (500 m)
KoordinatenN 46.72881, E 11.1998
Gehzeit6 Stunden
Distanz8,4 km
Anstiegeca. 1050 HM
GipfelHönigspitz 2698 m
Hirzer 2781 m
AnforderungenT3, einige Passage sind durch Stahlseile gesichert. Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit sind Voraussetzung.
EinkehrEinkehrmöglichkeiten gibt es im Hirzergebiet bei der Stafell Alm, später dann bei der Tallner Alm Kaser, bei der Resegger Alm, bei der Hirzer Hütte oder im Gasthaus Klammeben bei der Bergstation. Unterwegs im Hochgebirge keine.
GPS-DatenWanderung Hönigspitz und Hirzer gpx
kml-DatenWanderung Hönigspitz und Hirzer kml

Karte zur Wanderung in den Sarntaler Alpen

Höhenprofil

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