Asienstimmung in Chinatown New York

chinesisches Schach im Columbus Park

Nach dem Spaziergang über die Brooklyn Bridge überlegen wir, mit der Subway nach Chinatown zu fahren. Wir verwerfen den Gedanken jedoch wieder. Der Fußweg führt uns sicherlich an anderen, interessanten Dingen vorbei. So ist es dann auch beim African Burial Ground National Monument. 1991 wurden dort bei Bauarbeiten die Überreste von über 400 Afrikanern entdeckt.

Auf dem Areal sollen an die 20.000 Menschen begraben worden sein. Rund die Hälfte davon waren Kinder. Den Untersuchungen zufolge waren sie an Unterernährung gestorben. Doch auch die Erwachsenen erlebten selten mehr als 30 Jahre. Das Denkmal besitzt die Form eines Schiffsbugs. Es soll die grausame Reise der verschleppten Sklaven von Afrika in ihre Zielgebiete symbolisieren.

Sowie das gewaltige Gerichtsgebäude hinter uns liegt, sehen wir einen Block weiter die ersten chinesischen Schriftzeichen auf den Werbeplakaten. Das muss dann wohl Chinatown New York sein. Wir spazieren durch die Centre- und Baxter Street. Leider ächzt das Viertel unter dem hohen Verkehrsaufkommen.

So kommt trotz der Schriftzeichen und gelegentlichem chinesischen Schmuck nur wenig Asienstimmung auf. Einige Häuser sind zwar mit schönen Feuerleitern versehen. Doch im Allgemeinen ist die New Yorker Chinatown sehr westlich geprägt. Im Vergleich dazu hat uns die Chinatown in San Francisco deutlich besser gefallen.

Wir versuchen unser Glück im Columbus Park. Der von hohen Bäumen beschattete Platz wirkt schon eher chinesisch. Kaum angekommen, drückt mir ein Chinese einen Stab mit einem langen Band in die Hand und fordert mich auf, damit Kreise zu bilden. Gute Sache gegen den Mangel an Bewegung.

Wie viel sind wir heute schon gelaufen? Aber gut, während sich die einen sportlich betätigen, grübeln die anderen über chinesischem Schach. An einem Blumenbeet finden wir ein Schild, dass die Parkbesucher ermahnt, nicht in die Blumenbeete zu spucken. Auch das ist typisch chinesisch.

Mott Street von Chinatown

Direkt hinter dem Park beginnt die Mott Street. Sie bildet das ursprüngliche Areal der Chinatown. Hier befand sich einst das chinesische Männergetto, welches nur mit Erlaubnis verlassen werden durfte. Ungewollt haben die Stadtväter damit einen optimalen Nährboden für kriminelle Energien geschaffen. Bald bildeten sich mafiaähnliche Geheimgesellschaften, sogenannte Tongs, welche Freudenhäuser, Spielsalons und Opiumhöhlen betrieben und kontrollierten.

Immer wieder brachen blutige Bandenkämpfe aus, welche dem Knick in der Doyers Street den Namen »Blutiges Eck« verliehen. Das quirlige Treiben täuscht über die bis in die Gegenwart reichenden Probleme hinweg. Denn noch immer treiben dubiose Tongs ihr Unwesen in Chinatown. Als Hauptgeschäft schleusen sie heute billige Arbeitskräfte aus China in die Vereinigten Staaten ein, wo sie dann gnadenlos ausgebeutet werden.

Wir bleiben trotzdem in der Mott Street, welche bei unserem Spaziergang für den Straßenverkehr gesperrt ist. Überall laden Tische und Stühle zum Verweilen ein, Garküchen bieten Gegrilltes an, daneben wird Schach auf der Straße gespielt. Uns zieht es indes in eines der Restaurants.

Auch wenn es davon reichlich in Chinatown gibt, sind die meisten voll besetzt und es bilden sich Schlangen vor den Eingängen. Wir entscheiden uns für ein Restaurant, in dem ausschließlich Chinesen sitzen. Dort finden wir auf Anhieb Platz, werden sehr nett bedient und auch das Essen schmeckt richtig lecker. Was wollen wir mehr?

Kommentare und Rückmeldungen

VG Wort