Brooklyn Heights und Bridge

eines der bevorzugten Wohngebiete außerhalb Manhattans

Strahlender Sonnenschein begleitet unseren ersten Spaziergang durch New York. Es ist einfach herrlich und damit der perfekte Tag, um von Brooklyn Heights über die Brooklyn Bridge zu spazieren. Wir kehren dem Rummel beim Charging Bull den Rücken und steuern die nächste Subway-Station am Bowling Green an. Leider ist diese geschlossen.

Doch davor steht ein hilfsbereiter Polizist. Ja, die Bahnen 4 und 5 fahren heute nicht. Aber wir können die Linie R nehmen – von der Court Street Station aus. Ja, New York ist wirklich nur ein Dorf. Und wäre der Eingang zur gesuchten Station nicht so unscheinbar und winzig, hätten wir ihn vielleicht auch auf Anhieb gefunden.

Etwas später tauchen wir jenseits des East Rivers aus New Yorks Untergrund wieder auf und befinden uns mitten in den Brooklyn Heights. Um uns herum ist es richtig idyllisch. Traditionelle Brownstone-Häuser wechseln sich mit bunten Holzhäusern ab, während die Straßen von hohen Schatten spendenden Bäumen gesäumt sind. In den von außen zugänglichen Kellerräumen entdecken wir kleine Läden, vollgepackt mit Blumen, Designerschmuck oder Klamotten.

Gemütliche Cafés laden zu einer Pause ein. Kurz gesagt: Hier kann man sich rundum wohl fühlen. Die Brooklyn Heights wurden 1965 zum ersten historic residental district von New York erklärt. So wie die Straßen des Viertels auf uns wirken ist es verständlich, dass dies eines der bevorzugten Wohngebiete außerhalb Manhattans ist.

Im Hafenviertel

Am Ende der Hicks Street wird es industrieller. Dort verläuft auch der erhöhte Interstate Highway 278 durch den Borough New Yorks. Wir unterqueren diesen und erreichen das touristisch geprägte Hafenviertel Brooklyns. Vor uns brummt die Brooklyn Bridge mit ihren markanten Drahtseilverstrebungen. Während an einer Ecke ein alter Mercedes dem Verfall preisgegeben ist, drängt sich gegenüber eine Menschenschar vor einer Pizzeria und wartet auf ihr Mittagessen.

Nur einen Steinwurf weiter sehen wir die nächste Warteschlange. Diesmal ist es die Brooklyn Ice Cream Factory, bei der die vielen Leute für ein Eis anstehen. Tatsächlich sind die Temperaturen inzwischen deutlich gestiegen. Aber deswegen so lange anstehen? Der Mensch braucht Beschäftigung, auch wenn dies darin besteht, nichts zu tun als auszuharren.

Die nächste Gelegenheit zum Anstehen sehen wir bei der Fähre nach Manhattan. Welch ein Glück, dass wir die Subway genommen haben. So können wir in Ruhe den atemberaubenden Blick auf Lower Manhattan und die Brooklyn Bridge genießen. Entlang der Riverfront Promenade schlendern wir gemächlich zur Brücke.

Immer wieder bieten sich kurze Abstecher auf Stege und Plattformen an, die sich mit blumengeschmückten Restaurants abwechseln. Bei St. Ann's Warehouse erkennen wir eine Filmkulisse aus dem Film Collateral Beauty (Verborgene Schönheit) wieder, den wir beim Hinflug angeschaut hatten.

Main Street Park

Eigentlich wollten wir relativ bald die Überquerung der Brooklyn Bridge in Angriff nehmen. Beim Main Street Park werden wir jedoch von liebevoll gepflegten Beeten mit Blumen, Sträuchern und Bäumen abgelenkt. Damit sind wir bereits der Manhattan Bridge sehr nahe. Sei es drum. Wir sind begeistert über die vielen Grünflächen, auf welche die New Yorker hohen Wert legen. Dann aber ist genug. Über die Washington Street laufen wir zum Aufgang der Brücke.

Da es inzwischen brütend heiß geworden ist, wollen wir uns nur noch geschwind mit Getränken eindecken. Mangels Läden an dieser Ecke hätten wir uns dies vielleicht schon früher überlegen sollen. Bei einem der typischen Imbissstände holt Lars schließlich jedem einen halben Liter Sprudelwasser und darf vier US-Dollar pro Flasche hinlegen. Der Verkäufer erinnert uns an Paris, wo sich die Kioske nahe dem Eiffelturm die Kulisse ebenfalls von den Touristen vergolden lassen.

Brooklyn Bridge

Die Brooklyn Bridge misst eine Länge von 1800 bis 2000 Meter. Die Angaben variieren je nachdem, an welcher Stelle das Maßband angelegt wird. In jedem Fall bietet sich die Brücke für einen Spaziergang an, der einige schöne Ausblicke auf die Skyline von New York verspricht. Bei den Brooklyn Heights nutzen wir einen Aufgang bei der Ecke Washington Street – Prospect Street.

Alternativ ist es auch möglich, einfach den vielen anderen Leuten zu folgen. Denn die Brücke ist ein beliebtes Ziel für Touristen, Jogger, Radfahrer … Und da wir die Brooklyn Bridge an einem Sonntag besuchen, herrscht ein nicht enden wollender Andrang.

Bald schon führt eine Rampe die Fußgänger und Radfahrer auf einen Steg oberhalb der stark befahrenen Straße. Wer Ruhe sucht, sucht hier vergebens. Dafür ist die Aussicht auf Brooklyn und Lower Manhattan herrlich, auch wenn diese des Öfteren von Stahlstreben gekreuzt wird. Das gehört bei Brücken einfach dazu.

Ein gutes Nervenkostüm brauchen an solch einem gut besuchten Tag allerdings die Radfahrer. Fuß- und Radweg sind zwar optisch getrennt, jedoch nehmen das bei Weitem nicht alle Touristen zur Kenntnis. Vor Begeisterung und Selfie-Eifer stapfen sie über die Brücke hinweg, blind für alles außerhalb ihres eigenen Interesses. Und wenn es hinter ihnen bimmelt – ja und?

Zugefrorener Fluss als Hindernis

Dabei standen die Bürger der Brücke anfangs skeptisch gegenüber. Einigkeit bestand nur darin, dass eine Brücke gebaut werden musste. Immer wieder war der East River im Winter für Wochen zugefroren. Das behinderte das Geschäftsleben zwischen Manhattan und Brooklyn. Als Lösung entwarf der Thüringer Brückenbauer Johann August Röbling dieses architektonische Wunderwerk. Glück brachte die Brücke der Familie Röbling allerdings keines.

Bei Vermessungsarbeiten zog er sich eine Verletzung zu, die mit einem tödlichen Wundstarrkrampf endete. Sein Sohn übernahm die Bauleitung für das Großprojekt, zog sich jedoch bei Arbeiten im East River die Taucherkrankheit zu und war fortan teilweise gelähmt. Mit Hilfe seiner Frau gelang es ihm, das Bauwerk zu vollenden. Seine Frau war es auch, welche die Brücke am 24. Mai 1883 als erster Mensch überquerte. Für die nächsten 20 Jahre galt die Brooklyn Bridge als längste und höchste Hängebrücke der Welt.

Elefanten als Belastungstest der Brücke

Allein das Vertrauen in die Ingenieurskunst ließ damals zu wünschen übrig. Zahlreiche Elefanten des Zirkus Barnum mussten vor der Einweihung über die Brücke stapfen, um die Stabilität zu testen bzw. unter Beweis zu stellen. Die Brooklyn Bridge hielt, doch wurde das Unglück eine Woche später durch einen Spaßvogel herausgefordert.

Er rief, die Brücke würde einstürzen, und löste damit eine Massenpanik aus. Zwölf Menschen wurden damals zu Tode getrampelt. Na ja, Elefanten braucht es heute keine mehr für einen Belastungstest. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen, welches auf der Brücke herrscht, gehen wir einfach davon aus, dass die Stahlkonstruktion hohe Lasten zu tragen gewohnt ist.

Bei der U-Bein-Brücke in Myanmar konnten wir davon ausgehen, dass die Spaziergänger nach ein paar hundert Metern weniger werden. Auf der Brooklyn Bridge verhält es sich anders. Hier halten sie alle durch, mal mehr, mal weniger langsam. Abkürzungen gibt es keine, dafür genügend Möglichkeiten zum Faxen machen. Vorsicht ist jedoch beim Anbringen von Liebesschlössern geboten – das kann 100 US-Dollar kosten. Wir entdecken trotzdem welche.

Insgesamt lässt es sich auf der Brücke gut eine Weile aushalten. Besonders bei den Pfeilern, wo Plattformen mit Infotafeln bestückt sind. So vergeht eine gute Dreiviertelstunde, bis wir bei der City Hall ankommen und uns erst einmal eine Pause gönnen. Auch dort herrscht reges Treiben um die Imbisswagen herum sowie bei ein paar Straßengauklern, welche die Aufmerksamkeit argloser Touristen zur Freude der Taschendiebe auf sich lenken.

Brooklyn Bridge und Heights

Eindrücke von der Brooklyn Bridge, aufgenommen von der Riverfront Promenade in Brooklyn Heights. Spaziergang über die Brücke.

Anfahrt zur St. Ann & the Holy Trinity Church

Die U-Bahn-Linien N, R und W bedienen die Subway Station Court Street. Von dort geht es zunächst in westliche Richtung durch die Montague Street zur Hicks Street. Am westlichen Ende der Brooklyn Bridge bestehen Verbindungen zur City Hall Station mit den U-Bahn-Linien 4, 5 und 6. Dort gibt es auch wenigstens eine Fahrradmietstation.

AusgangspunktSt. Ann & the Holy Trinity Church / Court Street
KoordinatenN 40.6944, W 73.9927
Gehzeit1.45 Stunden
Distanz4,9 km
Anstiege40 Hm
GradT1
EinkehrCafés, Restaurants und Stände in Brooklyn und an beiden Enden der Brücke
GPS-DatenSpaziergang Brooklyn gpx
kml-DatenSpaziergang Brooklyn kml

Karte zu unserem Spaziergang durch die Heights

Höhenprofil

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