World Trade Center Site

der Ground Zero von 9/11

Mitten in der Nacht, also 11 Uhr abends, weckt uns das Telefon. Es ist wahrscheinlich wegen Ritas Koffer, doch wir gehen erst gar nicht ran. Und tatsächlich, als wir am Morgen viel zu früh wach sind, blinkt der Anrufbeantworter. Lars rennt zur Rezeption und holt geschwind das Gepäck für meine Mutter.

Ich bringe es ihr nach oben, sodass auch sie sich für unseren ersten vollen Tag in New York ordentlich anziehen kann. Bis ich wieder im Zimmer bin, hat Lars herausgefunden, wie sich die Nachrichten beim Anrufbeantworter abhören lassen. Prima. So können wir nach einem kleinen Frühstück auf dem Zimmer gleich los und das schöne Wetter ausnutzen.

mit der Path nach Manhattan

Die Path-Station befindet sich schräg gegenüber des Hotels und ist schnell gefunden. Nach etwas Rätselraten haben wir die für uns relevanten Automaten identifiziert und Fahrkarten einigermaßen bald gelöst. Doch schon stehen wir vor dem nächsten Problem. Wir wollen zum World Trade Center, aber dieses Gleis ist heute gesperrt. Sonntags fällt diese Zugverbindung aus. Häh? Das ist ja wie bei uns auf dem Lande mit den Bussen.

Weil auch die Anzeige ausgefallen ist, helfen uns erstmals Einheimische weiter. Wir müssen bei der Grove Street umsteigen. Nachdem wir jedoch eine gefühlte Ewigkeit auf die Bahn warten, nehmen wir die erstbeste, die kommt. Zu blöd nur, dass diese nach Midtown Manhattan fährt. Unsere fragenden Blicke wahrnehmend, wird uns erneut von mehreren Personen geholfen und empfohlen, bei der Christopher Street auszusteigen und ab dort zum World Trade Center zu laufen.

Gut, auf geht's ins Großstadtgetümmel von New York! Bei der Christopher Street gibt es nur einen U-Bahn-Ausgang, womit die Gefahr, sich zu verlaufen, schon einmal gebannt ist. Nur wenige Leute steigen mit uns aus. Auch im Freien begegnen uns nur wenige Passanten. Irgendwie hatte ich mir New York anders vorgestellt.

Viele, viele Menschen, die sich auf breiten Gehwegen durch die Straßen drängeln und Verkehrsstau mit jeder Menge gelber Taxis, den Yellow Cabs. Hier jedoch ist alles leer. Ob das am Sonntag liegt? Egal, von der Ecke Greenwich Street und Christopher Street ist das One World Trade Center bereits zu sehen. Und das, obwohl uns etliche Blöcke davon trennen. Dafür ist die Stadt wirklich angenehm übersichtlich.

Wir schlendern also gemütlich entlang der ruhigen Greenwich Street. Ab und zu passieren uns Anwohner mit ihren Hunden, hin und wieder kommt ein Auto. Es ist ruhig hier in Manhattan. Sehen wir am Anfang unseres Spaziergangs hauptsächlich typische Brownstone-Häuser, so werden die Gebäude Richtung Lower Manhattan zusehends betonlastiger und höher.

Zwischendurch entdecken wir einen bronzenen Frosch mit einer Fliege – den Frog & Fly – welcher auf dem breiten Gehweg etwas verloren wirkt. Vor uns erscheint der »Oculus«, der neue Jahrhundertbahnhof, der wie eine weiße Friedenstaube zwischen den Hochhäusern sitzt.

Memorial Plaza

Bei unserem Besuch befinden sich noch zwei der fünf Bürohochhäuser an der World Trade Center Site im Bau. So werden wir um eines davon herum geleitet, um zur Memorial Plaza zu gelangen. Beeindruckend ist der Blick auf das von David Childs entworfene One World Trade Center, welches nun vor uns 541 Meter weit in den Himmel ragt. Mit knapp vier Milliarden Dollar Baukosten ist es bislang der teuerste Skyscrapper der Welt.

Zu seinen Füßen erstreckt sich die Parkanlage der ca. drei Hektar großen Memorial Plaza. Zwei in die Erde eingelassene, quadratische Brunnen bilden die Abdrücke der beiden zerstörten Zwillingstürme. Sie sind so gebaut, dass sich der untere Boden der abgestuften Becken nicht sehen lässt und das Wasser scheinbar ins Nichts fällt.

Die Brunnenbecken sind mit Bronzetafeln umgeben, auf welchen 2983 Namen eingraviert sind. Es sind die Namen der Opfer, darunter auch einige Schwangere mit ihren ungeborenen Kindern, welche bei den Anschlägen am 11. September 2001 ums Leben gekommen waren. Aber auch der Opfer beim Pentagon und des vierten Flugzeugs,

was noch vor seinem Ziel in Washington abgestürzt war, sowie von einem früheren Anschlag auf das World Trade Center wird an dieser Stelle gedacht. Mit über 400 Schatten spendenden Eichen haben die New Yorker hier einen berührenden Ort der Trauer und Ruhe erschaffen.

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