Halb neun: mit der Uhrzeit haben wir die letzten Tage in der Partystadt Vang Vieng schlechte Erfahrungen gemacht. Doch in Vientiane nimmt alles wieder seinen gewohnten Lauf. Wir sind noch am Frühstücken, als Lee, unser Guide für heute, in die Lobby vom Hotel Vayakorn Inn kommt. Super, so können wir sogar früher los als geplant. Bevor es losgeht, prüft er aber noch, ob wir auch diejenigen sind, die er hier abholen soll. Warum der Aufwand? »Ich hab' mal eine Gruppe mitgenommen, die ein anderer Guide im selben Hotel abholen sollte. Wir haben erst unterwegs gemerkt, dass die Gruppen vertauscht sind,« gesteht er. Das möchte ihm nicht noch einmal passieren.
Heute hat Lee ein größeres Tuktuk dabei, das uns an mehrere Orte in der Stadt bringen soll. Der Fahrer kann sogar Deutsch. Es ist keine Seltenheit, deutschsprechende Laoten zu treffen. Kommunistische Länder haben schon immer zusammengehalten. So kamen während der DDR-Zeiten einige Laoten in die damalige Ostzone, um dort zu studieren und zu arbeiten. Nach der Wende hat man diesen Austausch, der auch zur Völkerverständigung beigetragen hatte, eingestellt. Eigentlich schade, da somit neue Beziehungen zwischen beiden Staaten erst wieder neu aufgebaut werden müssen.
Unser erstes Ziel ist der Wat Sisaket, mein Favorit in Vientiane. Bevor wir aber die Tempelanlage besichtigen, werfen wir einen Blick auf den Präsidentenpalast. Das Gebäude im französischen Beaux Art Stil, wie wir es von unserer Städtereise nach Paris her kennen, befindet sich inmitten einem großen und gepflegten Garten.
Eigentlich dient es als Residenz des laotischen Präsidenten. Doch der hat seinen tatsächlichen Wohnsitz woanders. Obwohl das Gebäude die meiste Zeit leer steht, ist es nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Lediglich Staatsempfänge finden darin regelmäßig statt.
Wandelgang des Wat Sisaket
Der Wat Sisaket wurde 1818 unter König Anouvong erbaut und gilt als schönstes und ältestes Kloster der Hauptstadt Vientiane, welches bis in die Gegenwart von Mönchen bewohnt ist.
Der Tempel blieb 1828 von den Siamesen verschont, da sie ihn als Truppenlager nutzten. Somit kann man noch heute einige alte, wenn auch restaurierte Schreinbauten auf der gesamten Anlage besichtigen.
Im Zentrum steht der Sim im Bangkok-Stil des 18. Jahrhunderts. Die Innenwände sind mit Jataka-Szenen verziert und von der Holzdecke hängen geschnitzte Lotuskränze. Das wichtigste des Wat Sisaket sind aber die mehr als 10.000 Buddhastatuen. Viele von ihnen stammen aus Tempeln, die während des Krieges zerstört wurden.
Ein Wandelgang führt um den Sim und beherbergt den Großteil der Statuen. Dabei nimmt der sitzende Buddha meist die Pose der Bhumisparsha Mudra ein. Es ist die Geste der Erdberührung, bei der er die Erde als Zeugin für die Wahrheit seiner Worte aufruft.
Viele der Statuen sind kaputt. Einige davon waren auch Opfer von Kriegen. Bei anderen handelt es sich um minderwertige Verarbeitung und sie fielen einfach zusammen. Je nach Entstehungszeit sind die Statuen aus Holz, Keramik, Stein oder auch in Metall gegossen.
Hinter den großen Statuen stehen je zwei kleine Figuren in tausenden Nischen in der Wand. Bemerkenswert ist ein Hang Hod im östlichen Wandelgang. An hohen Feiertagen dient diese kunstvoll geschnitzte Wasserrinne dem rituellen Übergießen von Buddha-Statuen mit Wasser.
In der westlichen Ecke des Temeplareals steht eine der seltenen Tipitaka-Bibliotheken. Früher wurde dort Palmblattmanuskripte aufbewahrt. Bei unserem Besuch ist sie leider verschlossen, sodass wir gleich weiter zum Haw Phra Kaew laufen, der sich schräg gegenüber des Wat Sisaket befindet. Die Besichtigung der Anlage beschränkt sich auf einen Spaziergang durch den Park.
Das Gebäude, welches als Museum dient, wird gerade renoviert. Ursprünglich war auch dieser Tempel ein Kloster. In ihm wurde ein Smaragd-Buddha aufbewahrt. Das Heiligtum kam 1551 auf friedlichem Weg nach Laos. Erst 1779 erbeuteten die Siamesen den Buddha aus Jade zurück. Heute ist er das National-Heiligtum von Thailand und sitzt im Wat Phra Kaeo von Bangkok.
Eindrücke vom Wat Sisaket in Vientiane, Aufnahmen vom Wandelgang mit den vielen Buddha-Statuen.