Zwischen der Bergstation Pilatus-Kulm und dem Widderfeld erstrecken sich gemütlich zu begehende Wege und Pfade. Neben den Aussichten zu beiden Seiten des Kamms erfreuen wir uns an zahlreichen Gebirgsblumen. Entlang des Blumenpfads informieren einige Namensschilder über die alpinen Pflanzen. Das macht es leichter, diese später auch an anderen Orten zu erkennen. Vor allem hallt die Wanderung auch durch so kleine Details länger in einem nach. Das gilt insbesondere während des Hochsommers bzw. zur Blütezeit.
Nach unserer Rast am Tomlishorn brechen wir zum Widderfeld auf. Obwohl kaum mehr als eine halbe Stunde seit unserem Aufstieg über den Alten Tomlisweg vergangen sind, füllen die Wolken nunmehr die gesamte Nordwand bis zum Grat Gemsmättli aus. Es ist eine gespenstische Szene, die nicht nur uns begeistert. Auch direkt an der Stelle, an der wir den Grat zuvor erreicht hatten, reicht der Blick nur wenige Meter weit. Dort wieder über den Alten Tomliweg hinunter steigen? Das geht auf gar keinen Fall!
Doch auch der Wanderweg über das Gemsmättli, der nur ganz knapp unterm Grat verläuft, ist alles andere als ungefährlich. Denn mehrmals kommen wir dem First so nahe, dass wir zur andern Seite hinab oder durch ein Loch im Grat ins Nichts hinein schauen können. Apropos schauen: auf einmal entdecken wir einen Steinbock, der von der anderen Seite zu uns hinüber blickt. Schön!
Genauso lohnt sich der Blick nach unten. Mal abgesehen davon, dass man auf dem eh bei jedem Schritt aufpassen muss, wo man hintritt, ist der Grat von Scheuchzers Glockenblumen, Alpen-Frauenmantel sowie niedrig wachsenden Lippenblütlern (um welche Art es sich genau handelt, konnte ich vor Ort leider nicht bestimmen) gesäumt. Schade nur, dass der Wind über dem Gemsmättli zunimmt und jetzt auch von Süden einzelne Wolken zu uns herüber ziehen. So ist auch das Ziel unserer zweiten Wanderung am Pilatus, das Widderfeld (2.076 m) leider von Wolken umgeben.
Nachdem wir den Grat bewältigt haben und ein steiler, windexponierter Abschnitt folgt, brechen wir die Tour ab. Dank der Wolken wird es eh nicht mehr viel zu sehen geben. Außerdem haben wir durch den Abstieg vom Tomlishorn (2.128 m) bis zum tiefsten Punkt des Grats (etwa 1.980 m) und durch das Auf und Ab am Kamm schon wieder weit über 100 Höhenmeter bewältigt. Zusammen mit der Sonne und dem Wind macht das richtig durstig. So freuen wir uns jetzt auf die Ankunft bei Pilatus-Kulm, um dort auf der Sonnenterrasse zwei kühle Rivella zu genießen.
Zwischen dem Tomlishorm und Pilatus-Kulm bildet der Blumenpfad einen der schönsten Höhenwanderwege der Schweizer Alpen. Der mit einem Geländer gut gesicherte Weg ist breit genug, dass zwei Leute bequem aneinander vorbeikommen, und mit Kies und Bitumen geebnet. Bei den steileren Stellen sind Treppen in den Fels geschlagen, sodass der Weg mit Turn- und Freizeitschuhen möglich ist.
Der Weg führt und kurz nach dem Tomlishorn nach einem ersten, sehr sonnigen Abschnitt auf die Nordseite des Bergs. Hätten wir nicht schon vorher die Wolken gesehen, wir hätten wohl nicht schlecht gestaunt, wie unterschiedlich das Wetter in dieser Höhe sein kann. Es ist wie ein Abstecher in andere Welt und fühlt sich an, als wenn man durch einen Kühlschrank läuft, eh es bei der nächsten Kurve schon wieder auf die sonnige Seite des Pilatus geht.
Besonders schön ist der Höhenwanderweg im Juni und Juli, wenn hier oben die meisten Blumen blühen. Neben Alpen-Astern und Gelben Alpen-Stiefmütterchern sowie den schon auf der Rigi entdeckten Bewimperten Steinbrech (diese drei blühen im August) entdecken wir unzählige Arten, von denen wir noch nie zuvor gehört haben, um mit dem Schweizer Mannsschild, dem Dreiblatt-Baldrian oder auch dem Gegenblättrigen Steinbrech nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.
Der normale Spaziergang zwischen dem Tomlishorn über den Blumenpfad bis Kulm dauert rund 30 Minuten. Wer sich für Botanik interessiert, kann hier oben aber auch gut und gerne stundenlang verweilen. So bin ich mir sicher, dass wir noch ein zweites Mal zum Sommeranfang hierher kommen werden, wenn das Bewimperte Sandkraut, die Frühlingsmiere, der Trauben-Steinbrech, verschiedene Arten Enzian und wie sie alle heißen blühen.
Herrliche Bergwanderung auf dem Pilatus. Aufnahmen vom Tomlishorn und Widderfeld bei toller Wetterverhältnissen mit Sonne zur einen und Wolken zur anderen Seite.
Ausgangspunkt | Tomlishorn (2128 m) |
Gehzeit | 2 Stunden |
Distanz | 3,0 km |
An-/Abstiege | ca. 230/280 m |
Grad | T2-3, nur Blumenpfad T1 |
Einkehr | nur bei Pilatus-Kulm, auf der Strecke keine |
Beschilderung | Tomlishorn - Widderfeld - (Umkehr) Tomlishorn - Pilatus-Kulm (2067 m) - Esel (2118 m) |
GPS-Daten | Wanderung Tomlishorn Pilatus Esel.gpx |
kml-Daten | Wanderung Tomlishorn Pilatus Esel.kml |