Ausflug in den Zürcher Zoo

Ein fast normaler Tag im Frühling

Der Zürcher Zoo lädt seit 1929 zum Tiere kennenlernen und Staunen ein. Auf dem Zürichberg entstanden zunächst einige Volieren und Terrarien. Daneben zogen mehrere Affenkäfige und die Elefantenstallung die Menschen in ihren Bann. Ein Schwerpunkt des Zoos lag somit auf das reine Ausstellen der Tiere. Daneben setzte sich die Zooleitung dafür ein, über die Tiere und deren Verhaltensweisen zu informieren. Denn wie heißt es so schön? Nur das, was man kennt, kann man auch schützen.

Auch wenn der Zoo einige frühe Rückschläge zu verkraften hatte, so ist er seiner Philosophie treu geblieben. So gelang es zwischen den Jahren 2006 und 2020, die Fläche von 15 auf 28 Hektar fast zu verdoppeln. Parallel dazu wurde die Anzahl an Arten und Individuen verringert. Als Ergebnis bieten die Gehege den Tieren weit mehr Platz als es in einem städtischen Zoo zu erwarten wäre. Damit bildet der Zürcher Zoo heute ein Ausflugsziel, das mit unvergesslich schönen Erlebnissen einhergeht.

Allein unter Schweizern

Ja, das Motto unseres Besuchs im Zürcher Zoo provoziert. Und doch haben wir es bewusst gewählt. Wir schreiben den 9. März 2021. In den Städten stapeln sich ToGo-Verpackungen. Die Zeitungen schmücken sich mit Greisen. Und im Radio läuft der Wellerman-Song rauf und runter. Wer hätte gedacht, dass die Verherrlichung des Walfangs nochmal salonfähig wird? Schöner finden wir die Performance der Zoomitarbeiter zu Master Kgs Jerusalema. Es ist eine tolle Idee, mit der sie die Wiedereröffnung des Zoos nach 69 Tagen Zwangspause feiern.

Wir selbst haben Glück. Anders als ein knappes Jahr zuvor sind die Grenzübergänge entlang des Hochrheins geöffnet. Der Haken bei der Sache liegt im Detail. Wer aus touristischen Zwecken in die Schweiz reist, erhält mit der Rückkehr nach Deutschland einen Gutschein für »schöner Wohnen«. Unbehelligt bleibt, wer die Grenze berufsbedingt überwindet. Das gilt auch für Reisejournalisten. Dennoch klopft Annettes Herz bis zum Hals, als wir den Rhein zwischen Waldshut und dem Aargauer Koblenz überqueren.

Anreise von Deutschland zum Zürcher Zoo

Tatsächlich ist weit und breit kein Zöllner zu sehen. Auf den nächsten Kilometern weicht das beklommene Gefühl. Stattdessen verspüren wir Vorfreude, wie sie Kinder vor der Bescherung an Heiligabend haben. Nach ruhiger Fahrt kommen wir schließlich beim Zürcher Zoo an. Schmunzelnd mache ich Annette auf die anderen Fahrzeuge aufmerksam. Sie alle tragen Schweizer Kennzeichen. Dafür begegnen uns seit Wochen wieder Menschen mit Gesichtern. Menschen, die lachen und die das schöne Frühlingswetter genießen.

Ein kleines Stück Zivilisation

Die nächste Überraschung erwartet uns wenige Schritte nach dem Eingang. Am Tag 9 seit der Wiedereröffnung des Zürcher Zoos sind die Häuser zwar noch für den Besucherverkehr tabu. Das Café aber hat den Betrieb bereits wieder aufgenommen. Drin sitzen ist Essig. Mit zwei Bechern Cappuccino können wir uns aber auch mit einer kalten Bank arrangieren. Es sind nur zwei Becher Kaffee. Und doch geben sie uns das gute Gefühl, an dem anzuknüpfen, was wir als gesellschaftliche Teilhabe verstehen. Einziger Wermutstropfen bildet die Maske, die wir auf dem Weg zu den Flamingos aufsetzen müssen.

Von Wasserschweinen und Brillenbären

Gleich nebenan lebt eine Gruppe Capybaras oder auch Wasserschweine. Die Tiere ähneln den Agutis, die wir von unserer Costa Rica-Rundreise kennen. Tatsächlich zählen beide Arten zu den Meerschweinchenartigen. Die in Südamerika verbreiteten Wasserschweine werden mit bis zu 79 Kilogramm allerdings deutlich schwerer. Im nächsten Gehege aalen sich Brillenbären in der Sonne. Gerne können wir den putzigen Tierchen eine ganze Weile zuschauen. Bald aber schallt ein lautes Gelächter zu uns herüber. Es ist ein Lachender Hans. Was lustig klingt, benutzt die weltweit größte Eisvogel-Art zur Revierverteidigung. Ja, da halten wir gerne Abstand.

Auch danach wirkt alles freundlich. Während die ebenfalls in Australien heimischen Bennett-Wallaby, eine Känguru-Art, und südamerikanischen Nandus in und um ihre Gehege spazieren, schaut ein Lama vergnügt zu uns herüber. Letztere sind verwandt mit den Guanakos, die sich über Nachwuchs freuen. Wenige Schritte weiter wird es spannend. Wir erreichen das Löwengehege. Majestätisch und mit prächtiger Mähne wird die Szenerie vom König der Tiere beherrscht. Seine Rolle ist denkbar einfach: er liegt einfach da und pennt. Dennoch empfiehlt es sich auch hier, Abstand zu halten. Großkatzen haben für gewöhnlich tierisch Mundgeruch.

Von Schmutzgeiern, Wölfen und Kleinen Pandas

Beim weiteren Rundgang folgen die Gehege der Greifvögel. Neben Habichtskäuzen und Kanincheneulen entdecken wir einen Schmutzgeier. Entgegen seinem Namen ist die im westlichen Mittelmeerraum heimische Art ein ausgesprochen schöner Geier. An den Wölfen vorbei herrscht plötzlich Aufregung. Von mehreren Zweigen zunächst verdeckt, turnt ein Kleiner Panda durchs Geäst. Normalerweise ist das auch als Roter Panda oder Katzenbär bekannte Tier nachtaktiv. Ob der muntere Kletterer zu viele Nachrichten über Sperrstunden gesehen hat? Wir hoffen es nicht.

Lewa Savanne im Zürcher Zoo

Ein Highlight des Zürcher Zoos ist die Lewa Savanne. Benannt ist der am 6. Juni 2020 eröffnete Bereich nach dem Lewa Wildlife Conservancy in Kenia. Das Reservat ist Teil des Weltnaturerbe der UNESCO und Naturschutzpartner des Zoos. Auf der gut fünfeinhalb Hektar großen Anlage ziehen Breitmaulnashörner, Grevyzebras und Netzgiraffen umher. Diese drei Arten bilden zugleich die Leittierarten. Als weitere Säugetiere leben Erdmännchen und Stachelschweine, Tüpfelhyänen und Nacktmulle, Impalas und Säbelantilopen in der Lewa Savanne. Zusammen mit mehreren Baobabs, einem nachgestellten Flugplatz samt Safari-Flieger finden wir hier einen Ort, der zum Verweilen und die Tierwelt genießen verführt.

Tatsächlich vergeht eine Stunde wie im Flug, bis wir die Zürcher Savanne wieder verlassen. Die frische Luft und die weitläufigen Spazierwege machen Hunger. Ganz besonders gilt das für den Bereich beim Himalaya-Grill, wo uns der Duft von herzhaften Zervelatwürsten entgegenschlägt. Der Himalaya-Grill ist nur einer von neun Kiosken im Zürcher Zoo. Doch uns bietet er seit gut vier Monaten die erste Möglichkeit, Essen zu gehen. Rund herum bieten mehrere, von der Frühlingssonne aufgeheizte Natursteinmauern Sitzmöglichkeiten. So einfach kann ein perfekter Ausflug sein.

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