Wadi Dawkah und Nahiz

beim weltbesten Flecken Erde für Weihrauchbäume

Ab Qairoon Hairitti könnten wir unsere Rundfahrt durch die Qaraberge nach Süden bzw. wieder in Richtung Salalah fortführen. Andererseits trennen uns nur zehn Kilometer über die Autobahn bis zum Wadi Dawkah. Zeitlich passt das gut ins Programm. Auch zu finden ist das Wadi, nahe der Straße, kinderleicht.

Als Stätte des UNESCO-Weltkulturerbes besitzt das Wadi Dawkah einen ordentlichen Parkplatz und Infoschilder nebst kleinem Besucherzentrum. Vor uns erstreckt sich der weltbeste Flecken Erde für Weihrauchbäume. Dennoch herrscht auf dem Gelände gähnende Leere.

Für einen der Gärtner scheinen wir eine willkommene Abwechslung zu sein. Kaum haben wir das Infogebäude erreicht, springt er auf und bietet sich für eine Führung über das Gelände an. Sein Englisch ist brüchig und etwas anstrengend, aber trotzdem informativ. Stolz zeigt er uns die neu gepflanzten Jungbäume. Einige haben er und seine Kollegen aus einem verpflanzten Ast gezogen.

Andere, zart wirkende Bäumchen, stammen aus der Samenaufzucht. Gerade mal ein, zwei Millimeter sind die Samen des Weihrauchbaumes klein, welche der Mann uns in die Hand legt. Sie sind steinhart, eckig und dadurch scharfkantig. Die perfekte Form, damit Kamele sie in ihre Hufe eintreten, um sie so in der Landschaft zu verteilen.

Weihrauchbäume gibt es auch außerhalb Dhofars. Man findet sie im Jemen, in Somalia und sogar in Indien. Doch nur im Wadi Dawkah herrscht das perfekte Klima für die anspruchsvolle und mimosenhafte Edelharzpflanze. Dabei befinden wir uns in einer steinig-kargen Mondlandschaft, in der sonst kaum eine höhere gedeiht. Zugleich befindet sich hier aber auch der Auflösungsbereich der Monsunwolkendecke.

Weitgehend unbedrängt von Konkurrenten fühlt sich die Boswellia sacara hier wohl und liefert edelstes Weihrauchharz, das als Al Hojari bekannt ist. Allerdings fällt die traditionelle Erntezeit in die Monate April bis September. Somit erweist es sich für uns sogar als Vorteil, von einem Gärtner geführt zu werden. Denn er kann uns trotzdem einige Bäume zeigen, aus denen etwas von dem klebrigen und nach Kiefer riechendem Harz austritt.

Im Alter von acht bis zehn Jahren kann an den Weihrauchbäumen das erste Harz geerntet werden. Die meisten der hier stehenden Bäumchen sind Wildwuchs. Künstlich gezogene Pflanzen erzielen meist ein kümmerliches Ergebnis. Jedoch verleitet der Begriff Baum bei den im Wadi Dawkah stehenden Weihrauchbäume zu einer falschen Vorstellung. Mit einer Wuchshöhe von drei bis fünf Metern gleichen sie eher einem Strauch.

Trotzdem produzieren manche der Pflanzen auf die Erntemonate verteilt bis zu 20 Kilogramm Harz pro Jahr. Je später das Harz geerntet wird, umso heller und wertvoller wird es. Dementsprechend kennt der Handel unterschiedliche Qualitätsstufen. Vom goldbraunen über gelbem bis zum weißen Harz wird es immer teurer. Mit den verschiedenen Qualitäten gehen auch unterschiedliche Verwendungszwecke einher. Weißes Harz gilt als Medizin und kann sogar gelutscht werden.

Wadi Nahiz

Nach unserer Bildungstour über die Plantage der Weihrauchbäume kehren wir um, sodass wir nun doch Richtung Salalah fahren. Auf der Strecke würde sich ein Abstecher zum Grabmal des Propheten Hood lohnen. Leider missachtet unser Navi die Verkehrsführung der Autobahn. Die von uns genommene Abfahrt führt östlich der Straße ins Leere. Doch in die entgegengesetzte Richtung windet sich die Straße hinab in das bewaldete Tal des Wadi Nahiz.

Auch wenn wir selbst keine Menschenseele zu sehen bekommen, wird dieses fruchtbare Tal seit Jahrtausenden bewohnt. Es soll hier Höhlen mit Felsenbildern geben. Im gleichnamigen Ort entdecken wir eine stattliche Moschee. Den misstrauischen Blicken der Kamele nach zu urteilen, verirren sich Touristen eher selten hierher. So bleiben auch wir nur kurz, bevor wir wieder hoch zur Autobahn fahren und nach einer ereignisreichen Tour durch das Jabal Qara zurück zum Hilton Salalah fahren.

Video Weihrauchbäume im Wadi Dawkah

Ausflug zu den Weihrauchbäumen im Wadi Dawkah. Eindrücke der einzigartigen Plantage im Grenzgebiet zwischen dem vom Monsun beeinflussten Teil des Oman und der angrenzenden Wüste.

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