Al Baleed | Ausgrabungsstätte bei Salalah

Ausgrabungsstätte und Weihrauchlandmuseum im Oman

Am dritten Tag ist Schluss mit Faulenzen. Als erstes Ausflugsziel unserer Oman-Reise wollen wir die Ausgrabungsstätte Al Baleed mit dem antiken Weihrauchhafen sowie dem Weihrauchlandmuseum besuchen. Laut unserem Reiseführer öffnet die UNESCO-Weltkulturstätte um 9 Uhr. In Anschluss ans Frühstück wollen wir uns also ein Taxi organisieren.

Wir überlegen kurz, eines an der Straße anzuhalten, wenden uns dann aber doch an die Rezeption. Diesmal haben wir Glück. Denn nach der Frage, wo wir hinwollen, wird uns erklärt, dass sich unser Reiseführer getäuscht hat. Samstags öffnet Al Baleed erst um drei Uhr nachmittags.

Na toll! Wir tauschen Ausflugsklamotten gegen Bademoden und begeben uns wieder unter unseren Sonnenschirm im Garten. Mit der Zeit werde ich unruhig. Und das ungeachtet der Stille, die auf einmal um uns herum herrscht. Warum ist es so ruhig hier? Oh, ja, die Raben, die beim Frühstück und Mittagessen nach Leckereien Ausschau halten

und anschließend quakend in den Palmen sitzen, sind ausgeflogen. Ich mache Lars Vorwürfe: »Sogar die Raben unternehmen etwas. Nur wir nicht!« Mein armer Mann ist froh, dass es bald Mittag ist und wir endlich aufbrechen können.

Für 7 Rial, also gut 15 EUR, bringt uns ein Taxi zum Museumseingang. Der Fahrer meint, eine Stunde würde genügen. Das wäre dann Al Baleed im Schnelldurchgang. Er soll uns jedoch erst in zwei Stunden wieder abholen. Verglichen mit der Taxifahrt sind die 2 Rial Eintritt,

die als Parkgebühr für das Taxi deklariert werden, ein Schnäppchen. Jetzt müssen wir nur noch darauf warten, dass sich die Türen öffnen. Es wird bis auf die letzte Minute gewartet, hier arbeiten die Omanis offenbar sehr exakt. Aber auch zuverlässig. Punkt 15 Uhr dürfen wir eintreten.

Geschichte des Weihrauchlandes in der History Hall

Der hochmoderne Museumskomplex von Al Baleed, auch Al Balid genannt, zählt zu den besten des Oman. Das »Museum des Weihrauchlands« teilt sich in zwei getrennte Bereiche. In der History Hall werden die geografischen Besonderheiten des Wüstenstaates veranschaulicht. Hierzu zählen zum Beispiel die Rätsel um die Trilithen,

welche wir bei einem späteren Ausflug in natura sehen werden. Zudem sind hier einige archäologische Funde aus Al Baleed, Samharam und Ubar ausgestellt. Es gibt Chinesisches Porzellan, Pfeilspitzen, Inschriften und Skulpturen – also alles, mit dem sich ein Museum einigermaßen sinnvoll füllen lässt.

omanische Seefahrt in der Maritim Hall

Beeindruckender finden wir jedoch die Maritim Hall. In dem weitläufigen Gebäude wird die glorreiche Vergangenheit der Seefahrernation dargestellt. Prunkstück der Sammlung ist eine originalgetreue Nachbildung des Hecks einer Baghla Dhau.

Dies waren die größten Segelschiffe, die auch mehrwöchige Trade-Winds-Reisen von und nach Ostafrika ermöglichten. Seekarten veranschaulichen, wie weit die omanischen Segelschiffe damals über die Meere fuhren. Die omanische Seefahrt war eine fähige Kunst für sich.

Rundgang über das Ausgrabungsfeld

mit dem Club-Car unterwegs bei Al Baleed im Oman

Allerdings sind die Museumshallen kühl und düster, was einen bald ermüdet. Wir interessieren uns mehr für die Ausgrabungsstätte. Da sich die Wege über einige Kilometer erstrecken sollen, folgen wir dem Ratschlag, einen Club-Car zu nehmen. Auch dieser ist mit einem Rial für beide sehr günstig. Schade nur, dass es dem Fahrer an Zeit fehlt.

Flott fahren wir von einer Besonderheit zur nächsten. Hin und wieder können wir kurz aussteigen. Doch sind ein paar Aufnahmen gemacht, drängt er auch schon wieder zur Weiterfahrt. Zum Glück liegen die Zeiten, in denen wir uns hetzen ließen, in grauer Vergangenheit. Doch auch trotz unserem Bemühen, die Rundfahrt zu entschleunigen, dauert die Fahrt gerade mal 25 Minuten.

Hier in Al Baleed befindet sich der älteste Teil Salalahs, dessen Stadtgründung auf das 6. Jahrhundert nach Christus datiert wird. Neuere Funde belegen jedoch, dass die Gegend bereits tausend Jahre früher zur Eisenzeit bewohnt war. Zwei schützende Lagunen begünstigten damals die erste Besiedlung. Trotzdem ließen nachfolgende Generationen die Stadt mehrmals verfallen.

Schlimmer noch: sie missbrauchten die Ruinen als Steinbruch für ihre neuen Häuser. Da sie diese auf der alten Siedlung wieder aufbauten, sind die Ausgrabungen gegenüber anderen Stätten deutlich erschwert. Seit 1996 versucht die Universität Aachen, das Ganze zu entpuzzeln.

Sicher ist, dass die Gegend früher stark vom Weihrauchhandel profitierte. Al Baleed entwickelte sich durch das begehrte Baumharz zu einem der wichtigsten Handelszentren am Arabischen Meer. Doch auch der Handel mit Waren aus Fernost, Indien und Afrika bescherte den Einwohnern durch die erhobenen Zölle märchenhafte Einnahmen. Hier herrschte ein Leben im Überfluss und Wohlstand.

Als Dank wurden verschiedene Moscheen gebaut. Mehr als hundert von ihnen konnten bislang wieder freigelegt werden. Eine außergewöhnlich große Moschee aus dem 11. Jahrhundert entdeckte der Italiener Paolo Costa. Wegen ihrer 144 Stützsäulen wird sie »Moschee der Tausend Säulen« genannt. Ihr architektonischer Grundriss dient bis dato als Vorbild für den Moscheebau in Dhofar.

die Lagune Khor

Inzwischen wurden viele der Ruinen Al Baleeds freigelegt. Nachholbedarf besteht indes bei der Restaurierung und Darstellung. Das Ausgrabungsfeld war sicher ein Ort herausragender Bedeutung. Bei unserem Spaziergang entlang der Ruinen wirkt es jedoch wie ein chaotischer Haufen alter Steine.

Im Kontrast dazu macht die Lagune Khor Al Baleed einen sehr gepflegten Eindruck. Der Wasserlauf erstreckt sich durch weite Teile der Anlage und bietet vielen Vögel ein geeignetes Brutgebiet. Bei unserem Besuch tummeln sich indes nur Reiher und Gänse entlang der Lagune.

Zum Abschluss unseres Rundgangs genießen wir noch eine Weile das goldene Abendlicht über der Anlage. Dann aber gilt es, unseren Taxifahrer wieder zu finden. Wie sah der nochmal aus? Er trug einen Turban auf dem Kopf. Aber das tun sie alle. Zum Glück besitzt der Mann ein besseres Gesichter-Gedächtnis als wir und winkt uns schon von Weitem. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Denn wir zahlen Hin- und Rückweg erst beim Hotel. Und für den Rückweg verlangt er natürlich nochmals sieben Rial.

Zugleich bietet er uns an, uns morgen zu einem schönen Strand in der Nähe zu fahren. Da wir in drei Tagen mit dem Leihwagen unterwegs sein werden, lehnen wir ab. Ansonsten sind solche Fahrdienste der Taxis bei Salalah üblich, wie wir später von anderen Hotelgästen erfahren. Und in solch einem sicheren Land eine gute Alternative zum Mietwagen oder Busausflug. Bislang ist es allerdings nur den Omanis erlaubt, als Taxifahrer zu arbeiten. Das erklärt dann auch, warum Taxifahrten im Vergleich zu anderen Dienstleistungen eher hochpreisig sind.

Mit dem guten Gefühl, etwas erlebt zu haben, genießen wir später unser Abendessen. Trotz des Spaziergangs über das Al Baleed-Gelände wird am Abend wieder getanzt. Diesmal wünschen wir uns von den beiden Sängerinnen das Lied »Vivir lo nuestro« von Marc Anthony und La India.

Sie meinen, sie können kein Spanisch. Ich sehe darin kein Problem. Es versteht sie eh keiner. Und ihr Englisch ist auch nicht immer lupenrein. Wir sind gespannt, was Anne und Nathalie die nächsten Tage daraus machen.

Video von Al Baleed, der Ausgrabungsstätte bei Salalah

Eindrücke der Ausgrabungsstätte Al Baleed bei Salalah. Aufnahmen von der Lagune Khor Al Baleed und der Moschee der 1000 Säulen.

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