Der Stuiben bietet einen faszinierenden Rundblick sowohl über die Gipfel der Nagelfluhkette als auch von der Zugspitze bis zum Säntis in der Schweiz. Er ist somit ein Gipfel für Genießer. Dabei ist die Südseite des Stuiben deutlich interessanter als der Aufstieg von Immenstadt durch das Steigbachtal. Am Ostgrat werden trittsichere Wanderer ihre Freude haben.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen in den Alpen.
Wer schon ein paar Touren in der Nagelfluhkette kennengelernt hat, weiß, dass sie alle eines gemeinsam haben: Sie erfordern ein gesundes Maß an Trittsicherheit. Denn anders als die höheren Kalkalpen bestehen sie nicht aus massivem Fels, sondern aus grobkörnigem Konglomeratgestein, das zu mindestens 50 Prozent aus gerundeten Kieseln besteht. Zusammengehalten werden die Kiesel von feinkörnigen Sedimenten. Die Sedimente auf der Oberfläche lassen sich leichter auswaschen.
Als Folge ragen die abgerundeten Kiesel aus der Wand, der sogenannten Fluh, wie Nägel heraus. Daher der Name. Durch die weitere Verwitterung und insbesondere mechanische Belastung durch Tritte werden dann einzelne Kiesel aus dem Nagelfluh herausgelöst. Dabei gilt die einfache Faustregel: Je steiler das Gelände, desto stärkere Kräfte wirken auf die Kiesel und desto wahrscheinlicher ist es, dass sich einzelne Steine unter den Schuhen lösen. Mit anderen Worten: Obacht!
Vom Wanderparkplatz geht es das erste Stück auf dem gelb markierten Weg ins Aubachtal. Damit kommen wir zunächst durch die beschauliche Ortsmitte von Gunzesried-Säge. Nachdem wir das einladend wirkende Nagelfluhhaus Hirsch und seine hübsch angelegte Terrasse passiert haben, verlassen wir den Ort und folgen der wenig befahrenen Straße Richtung Aubachtal.
Auf Höhe der (1) Sennalpe Gerstenbrändle durchschreiten wir die Mautschranke ins Aubachtal und spazieren noch gut 400 m weiter auf dem Autalweg. Wo der Stubenbach in die Gunzesrieder Ach mündet, verlassen wir die Straße (rechts ab) und folgen dem Bergweg über den Fluss an den Waldrand.
Nachdem uns der Pfad erst ein Stück weit Richtung Nordosten geführt hat, schwenkt er nahe einem einzelnen stehenden Haus im Bereich (2) Schönebuch nach Nordwest. Weiter geht es durch den Schönbuchwald. Nach rund anderthalb Kilometer im Wald und einigen Höhenmetern erreichen wir die idyllisch gelegene, unbewirtete (3) Alpe Ornach. Die Kühe auf der Alpe haben sich bei uns neugierig und zahm verhalten.
Fotografen sollten leichtes Spiel bei der Suche nach einem bereitwilligen Motiv haben, allerdings darauf achten, nicht plötzlich zwischen einem Kalb und seiner Mutter zu stehen. Unser Vater bzw. Schwiegervater hat mal einer dieser freundlichen Kühe aus Jux seinen Wanderhut aufgesetzt. Danach konnte man einen Wanderer beobachten, der eine mit Kuh mit Hut verfolgte …
Oberhalb der Alpe Ornach zieht die Steigung spürbar an. Sowie wir einen lockeren Baumbestand über mehrere Kehren durchquert haben, ist die Sicht auf den imponierenden Grat zwischen Stuiben (1751 m) und dem Sedererstuiben (1737 m) frei. Der weitere Aufstieg erfolgt über die Rothen-Alpe (verfallen) und durch steile, artenreiche Bergwiesen hinauf zum (4) Sattel. Zu den im Sommer auffallendsten Pflanzen zählen die Teufelskralle und der Gelbe Enzian.
Der Pfad wird bei nasser Witterung schnell rutschig, ist bei Trockenheit aber gut zu begehen. Auf dem Sattel angekommen bietet sich ein Abstecher zum (5) Sedererstuiben an. Der Nachbargipfel vom Stuiben ist circa 500 m vom Sattel entfernt und bietet dadurch eine tolle Sicht auf den (6) Stuiben. Für den Abstecher reicht eine halbe Stunde. Wer auf dem Sattel indes rechts abbiegt, hat nach ein paar Minuten den höchsten Punkt dieser Runde erreicht.
In Sichtweite vom Gipfelkreuz steht ein Fass. Anstelle der andernorts üblichen Panoramatafeln trägt es eine Panoramascheibe. Dafür können wir uns ruhig einige Minuten Zeit lassen, um uns mit den vielen umliegenden Bergen vertraut zu machen. Bei der Zuordnung der Namen zu den einzelnen Gipfeln helfen die zur Mitte der Scheibe gezogene Linien.
Um einen Gipfel zielgenau anzuvisieren, stellt man sich auf die gegenüberliegende Seite und lässt den Blick geradeaus über den Mittelpunkt der Scheibe und der gewählten Linie über den Rand wandern. Schon sieht man den gewählten Berg direkt vor sich. Vorausgesetzt natürlich, dass das Wetter mitspielt und niemand die Sicht versperrt. Zudem sind auf der Scheibe mit Berlin, Stuttgart, Zürich oder Neapel die Richtungen auch zu etwas weiter entfernten Städten angegeben.
Nachdem wir uns satt gesehen und die Aussicht für eine längere Rast genutzt haben, passieren wir das Gipfelkreuz und folgen dem Pfad auf die Ostseite vom Stuiben. Rund 200 m weiter kommen wir an das obere Ende einer kurzen (7) Kletterpartie. Stöcke sind auf den nächsten Metern eher hinderlich.
Also weg damit, sodass wir mit beiden Händen am Drahtseil sicher nach unten kommen. Da der Stuiben bei Bergwanderern sehr beliebt ist und die Passage ein paar Minuten Zeit beansprucht, ist man hier an den Wochenenden selten alleine. Wer sich etwas unsicher fühlt, kann mit Hilfe rechnen.
Auch unterhalb der Kletterstelle verlangt der Pfad Umsicht und unbedingte Trittsicherheit. Wo er auf die Nordseite des Grats wechselt, überrascht er dafür mit einigen spektakulären Aussichten über die geschichteten Nagelfluhrippen. Es lohnt sich, immer wieder mal innezuhalten und die fantastische Landschaft auf sich wirken zu lassen. Zugleich empfehlen wir, sich den ersten Abschnitt dieser Tourenbeschreibung ins Gedächtnis zu rufen.
So zweigen an ein paar Stellen weitere Pfade vom eigentlichen Weg ab. Zum Teil enden sie nach wenigen Metern unvermittelt vor einer steil abfallenden Kante oder führen einen im Bogen über lockeres Geröll wieder auf den rechten Weg. Im Zweifelsfall ist es besser, die wenigen Meter zurückzulaufen und die andere Variante auszuprobieren. Dann kann man immer noch entscheiden, welche Route einem eher zusagt.
Wo der schmale Weg auf einen anderen Wanderweg trifft, biegen wir rechts Richtung Gunzesried ab. Der weitere Abstieg führt durch ein ausgewiesenes Wildschutzgebiet. Das Betreten und der Aufenthalt sind hier in der Zeit vom 22. Dezember bis 30. April untersagt.
Da wir die Tour ohnehin nur ab Mai bis allenfalls Anfang November empfehlen, können Sie dem Wanderweg gelassen durch das Steiltal vom Wiesachbach sowie den lockeren Bergwald hinunter nach (8) Wiesach folgen. Nach einem kurzen Abstecher zur Kapelle geht es von dort mit der roten Wegmarkierung zurück zum Ausgangspunkt in Gunzesried-Säge.
Sportliche Bergsteiger erleben auf der Nagelfluh-Gratwanderung acht Gipfel der Nagelfluhkette. Diese erstreckt sich auf einer Länge von zwölf Kilometern vom Mittagberg (1451 m) bei Sonthofen im Osten bis zum Hochgrat (1833 m) im Westen. Auf der zwölf Kilometer langen Strecke sind rund 1300 Höhenmeter zu bewältigen.
Die Gehzeit wird bei Nutzung der Hochgratbahn mit durchschnittlich sieben Stunden angegeben. Da sich der Weg durchgängig oberhalb der Baumgrenze befindet, zählt die anspruchsvolle Tour zu den eindrucksvollsten Wandererlebnissen im Allgäu. Als offizieller Einstiegspunkt gilt die Bergstation der Hochgratbahn.
Die Anfahrt erfolgt über die B 19 von Kempten nach Oberstdorf. Bei Bleichach Richtung Gunzesried abbiegen, weiter über die OA 27 bis zum großen Wanderparkplatz in Gunzesried-Säge.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Es bestehen Busverbindungen ab Blaichach bis Gunzesried-Säge.
Ausgangspunkt | Gunzesried-Säge (924 m) |
Koordinaten | N 47.50780, E 10.19440 (Parkplatz) |
Gehzeit | 4.15 Stunden |
Distanz | 9,5 km |
Anstiege | 840 HM |
Anforderungen | T3. Dieser Nagelfluhberg erfordert unbedingt Trittsicherheit und festes Schuhwerk. Der Abstieg über den Ostgrat ist mit Drahtseilen gesichert und dadurch auch für wenig erfahrene Alpinisten mit etwas Umsicht beherrschbar. |
Einkehr | Auf der Strecke keine, in Gunzesried-Säge |
GPS-Daten | Wanderung Stuiben gpx |
KML-Daten | Wanderung Stuiben kml |