Durch 13 Tunnel nach Los Tilos

Wanderabenteuer zu den Quellen Marcos und Corderos

Am Tag nach der Caldera de Taburiente steht die Wanderung durch die 13 Tunnel nach Los Tilos an. Somit erleben wir zwei Tage voller Abenteuer auf La Palma. Die Wanderung zu den wasserreichen Quellen Marcos und Corderos gehört zu den eindrucksvollsten Touren der Insel.

Durch den Höhenunterschied geht es durch verschiedene Vegetationszonen, angefangen bei den Kiefernwäldern bis hinunter zum dunkelgrünen Lorbeerwald. Obendrein sorgt das gute Dutzend düsterer und teilweise patschnasser Tunnel für ein unvergessliches Wanderabenteuer.

Die Anfahrt nach Los Tilos

Auf bereits bekannter Route fahren wir in Richtung Norden bis hin zum Fischerdorf San Andrés. Kurz vor der Brücke »Puente de los Tilos« zweigen wir links ab nach Los Tilos. Zuerst geht es anderthalb Kilometer durch eine Einbahnstraße. Dann gelangen wir auf die Zufahrt des Centro de Visitantes, die uns immer tiefer in das grüne Tal bringt.

Die Zufahrt ist angenehm zu fahren. Immerhin nutzen auch die Ausflugsbusse diese Route. Kurz vor dem Ende der Straße erreichen wir einen Parkplatz mit einem auffallenden Holzhäuschen. Hier bleibt das Auto stehen und wir lassen uns erst einmal überraschen.

Mit dem Kleinbus zum Casa del Monte

Wie beim Taburiente erfolgt die Zufahrt zum Ausgangspunkt auch bei dieser Tour durch einen Shuttle. Der erste dieser Kleinbusse ist bereits reserviert. Je nach Besucheraufkommen macht das Sinn, denn die Fahrt dauert fast eine Stunde. Längere Wartezeiten sind damit keine Seltenheit. Wir können den nächsten Kleinbus nehmen. Pro Person kostet der Spaß 15 Euro. Sowie der Bus gefüllt ist, geht die Fahrt bis fast zurück zur Küstenstraße. Erst bei Verada de las Lomadas biegen wir in den Wald ab. Gleich darauf endet die Straße.

Über eine extreme Holperpiste schaukeln wir immer höher in die äußere Flanke des Taburiente. Im Rückspiegel beobachtet der Fahrer seine Gäste, dass bloß keinem übel wird. Gleichzeitig quasselt er mit seinem Sitznachbar in einer Tour. Er kennt die Strecke mit all ihren Schlaglöchern, Geröllfeldern und hineinragenden Zweigen auswendig. Äußerlich scheinbar unaufmerksam bringt er uns doch sicher zum Casa del Monte. Die Anreise dorthin ist bereits ein kleines Abenteuer.

Entlang der Levada durch den Kiefernwald

Am Rande der Haltestelle bzw. Wendeplattform verläuft ein Betonkanal. Schilder am Wegrand weisen darauf hin, dass diese Wanderung gefährlich und somit »Experten« vorbehalten ist. Da sind wir hier ja richtig. Den vorgeschriebenen Helm haben wir freilich nicht dabei. Natürlich wagen wir die Tour trotzdem und folgen links dem Kanal hinein in den Kiefernwald. Zwischen den Kiefern wächst Baumheide und Faya, der Gagelbaum. Das Bild, das sich uns auf den ersten Metern zeigt, erinnert an Madeira. Links plätschert die Levada entlang der Felswand. Und rechts vom Pfad fällt das Gelände teilweise senkrecht ab.

Eine Tour durch die finsteren Tunnel

Auf dem ersten Abschnitt ist die Wanderung äußerst gemütlich. Der Pfad verläuft ebenerdig entlang der Levada und ist einmal mehr mit Kiefernnadeln überdeckt. Nach einem halben Kilometer stehen wir vor dem ersten Tunnel. Hier kommen unsere Stirnlampen zum Einsatz, die etwas Licht in den sonst düsteren Gang bringen.

Neben der Levada-Mauer gibt es nur einen schmalen Gang. Zudem ist der Tunnel recht niedrig. Wo immer Gesteinsspitzen von der Decke ragen, ist Vorsicht geboten. Unachtsamkeit wird mit Kopfschmerzen quittiert. Das erklärt dann auch die Helmpflicht.

Der zweite Tunnel ist mit 15 Metern rasch durchschritten. Dafür hat der dritte Tunnel eine Länge von 347 Metern und ist somit einer der längsten. Auf dem Boden steht das Wasser knöcheltief. Dafür verläuft der Gang ein gutes Stück unterhalb der Levada, womit wir aufrecht hindurchlaufen können.

Erst am Ende steigt der Weg wieder hoch zur Levada und zwingt uns dazu, den Tunnel gebückt zu verlassen. Im Gänsemarsch geht es auch durch den vierten Tunnel, der extrem niedrig, dafür aber auch nur 22 Meter lang ist. Zwischen den Tunneln öffnet sich immer wieder eine fantastische Aussicht in den Barranco del Agua.

Die offene Passage zum fünften Tunnel führt durch eine malerische Kehre. Es ist richtig hübsch, wie sich die Levada durch die Landschaft schlängelt. Der Tunnel ist dann wieder etwas länger. Allerdings lassen einige Durchbrüche Licht ins Dunkel. Die folgenden Tunnel sind dann eher kurz und unproblematisch.

Das elfte Bauwerk schließlich gleicht fast einem Kunstwerk. Mehrere Durchbrüche fluten den Innenraum mit Licht. Die Levada windet sich durch diesen hindurch, während die Öffnungen schöne Aussichtsbalkone bilden. Wir schauen auf die Wasserfälle der Marcos-Quelle, die breit über den zwölften Tunnel hinwegrauschen.

Unter der Marcos-Quelle

Von überall kommt das Wasser

Wie ungemütlich kann ein Tunnel sein? Die Tunnel Nummer eins bis elf sind ordentlich zweigeteilt: eine Seite ist für die Fußgänger, die andere fürs Wasser. Im zwölften aber strömt das Nass links und rechts der Trennmauer. Außerdem tropft es von der Decke. Wir ziehen Regenjacken an und verstauen die Kameras im Rucksack. Vorsichtig balancieren wir über das handbreite Mäuerlein.

Die ersten Meter klappt das ganz gut. Dann aber kommt von der Seite ein zweiter Kanal. Zudem ist die Tunneldecke undicht, über welche der Wasserfall munter hinweg plätschert. Von überall kommt nun Wasser und schwappt über unseren Behelfssteg hinweg. Es bleibt nur Augen zu und durch. Was nass wird, das wird halt nass.

Wieder unter freiem Himmel stellt sich heraus, dass auch die letzten Meter halb so wild sind wie zunächst befürchtet. Klar wird man etwas nass. Aber deshalb einen Regencape oder Gummistiefel mitzunehmen, wäre übertrieben. Es ist warm und die Funktionsklamotten trocknen ja relativ schnell wieder. Unsere hohen Wanderschuhe haben ebenfalls gehalten, was sie versprechen, und die Füße sind trocken geblieben. Die Marcos-Quelle verteilt sich breit über den Hang. Wir laufen daran vorbei und nehmen den Treppenweg nach oben.

Abstieg durch den Barranco del Agua

Die wenigen oberen Rastplätze sind bereits belegt. Wir werden später andere Möglichkeiten finden. Wieder ist der Pfad eben und bringt uns zum 13. Tunnel. Dieser ist zwar niedrig, aber trocken. Ein paar Schritte nach seinem Ausgang befindet sich die Corderos-Quelle, die nur leicht vor sich hin plätschert. Ein gelb-weiß markierter Treppenweg bringt uns neben der Quelle hinab auf den Grund des Barranco del Agua.

Die Schlucht ist der natürliche Weg für das Wasser der beiden Quellen Marcos und Corderos. 1502 wurden die ersten Kanäle gebaut, um die landwirtschaftliche Entwicklung in den tieferen Lagen voranzutreiben. Im 16. Jahrhundert leitete man das Wasser in die Zuckerrohrplantagen. Heute werden damit die Bananenplantagen und Taro-Felder bewässert.

Das wenige Wasser, welches noch in den Barranco gelangt, scheint im Untergrund verborgen zu sein. Auf dem Schluchtgrund, den wir nutzen, ist alles trocken. Dafür hat sich der Charakter der Wanderung inzwischen komplett geändert. Vor uns liegt ein Geröllfeld, eingepfercht zwischen hohen Felswänden.

Hier liegen bis zu mannshohe Felsbrocken herum. Um die gilt es nun herum oder drüber hinweg zu klettern. Auch hier sind die besten Durch- und Übergänge weiß-gelb markiert. Sich in dieser schmalen Schlucht zu verlaufen, ist unmöglich.

Brombeer- und Efeuranken hängen an den Felswänden hinab. Dazu schaukelt der Farn sanft im Wind, der durch das Tal bläst. Es wirkt so mystisch und ruhig hier. Doch die Idylle trügt. Bei Unwetter sollte man diesen Ort tunlichst meiden. Dann gibt es keine Möglichkeit, dem Wasser zu entrinnen. Bei unserer Begehung scheint die Sonne und nach gut 800 Metern verlassen wir die Gefahrenzone auch schon wieder. Wir erreichen eine Brücke, zu der wir hinaufsteigen, um dann den Barranco del Agua zu überschreiten.

Bequem zum Mirador de los Espejos

Entlang dem linken Schluchthang erfolgt der nächste Abschnitt auf einem bequemen Waldweg. Nach 500 Metern stehen wir beim Mirador de los Espejos. Bei diesem Aussichtspunkt geht es weniger um einen spektakulären Blick in die Schlucht. Diese Höhe markiert die Grenze zwischen dem höher gelegenen Kiefernwald und dem primitiven Urwald, dem Lorbeerwald von La Palma. Im Übergangsbereich ist so ziemlich alles vertreten, was der Wald zu bieten hat. Wir blicken auf die Baumwipfel der Pinien. Dazwischen wachsen der Gagelbaum und die Baumheide. Die ersten wärmeliebenden Lorbeerbäume trauen sich auch schon hier hoch.

Im Lorbeerwald von Los Tilos

Zwei Kilometer weiter kommt die nächste Holzbrücke über den Barranco del Agua. Wir blicken noch einmal in die schmale, tiefliegende und trockene Schlucht, bevor wir über mehrere Stufen eine Lichtung erreichen. Eine Infotafel beschreibt den Lorbeerwald als ein Überbleibsel des Tertiärs. Seinen Ursprung hat der Wald in den aus dem Mittelmeerraum stammenden Wäldern des Tertiärs.

Während die Eiszeit die Lorbeerwälder des europäischen Kontinents vernichtete, blieben die Kanaren verschont. Hier in den subtropischen Gefilden von La Palma fühlt sich der Lorbeer bei einer hohen Luftfeuchtigkeit und ausgeglichenen Temperaturen wohl. Hoffen wir mal, dass dies auch in Zukunft so bleibt und Tiere hier einen Lebensraum und Rückzugsort finden.

Im kanarischen Lorbeerwald gibt es achtzehn verschiedene Lorbeergewächse. Eines davon ist der Tilo, der Namenspatron des Waldes, der mit bis zu 30 Metern eine stattliche Höhe erreicht. In seinem Schatten haben sich eine Vielzahl von Farnen, Moosen und und andere schattenliebende Gewächse angesiedelt. Wirbellose, Fledermäuse und Vögel finden hier ihren Lebensraum.

Die Lorbeertaube ist sogar autochthon und zugleich endemisch. Das heißt, sie hat ihren Ursprung auf den Kanaren und kommt auch nur hier natürlich vor. Auf La Palma hat die bis zu 38 cm große Taube ihren Verbreitungsschwerpunkt. Aufgrund seiner Einzigartigkeit wurde Los Tilos im Jahre 2002 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Heute ist die gesamte Insel La Palma als Biosphärenreservat anerkannt und geschützt.

Abstecher auf den Espigón Atravesado

Wir erreichen den Forstweg nach Los Tilos. Ein Wegweiser zeigt auf den Abstecher zum Espigón Atravesado. Diese 300 Meter gönnen wir uns. Ein schmaler Pfad und eine Natursteintreppe führen hinauf zu einem winzigen Aussichtsplatz mit Wetterstation. Von hier aus haben wir einen grandiosen Rundblick über das dichte Blätterdach des dunkelgrünen Lorbeerwaldes. Es ist ein wunderbarer Abschluss einer erlebnisreichen Wanderung. Zufrieden mit der Tour trennen uns noch zweieinhalb Kilometer bis zurück zum Parkplatz von Los Tilos.

Die 15 Euro pro Person für den Shuttleservice haben sich wirklich gelohnt. Wir haben eine spektakuläre und zugleich auch zauberhafte und mystische Wanderung erlebt. Natürlich kann man ab Los Tilos den Barranco del Agua auch empor wandern.

Doch bei knapp 1200 Höhenmetern Aufstieg würde das Erreichen der Tunnel dann mühsam. Und diese sind ja ein Highlight der Insel. Bei schönem Wetter ist die Tunneltour von Los Tilos eines der schönsten Abenteuer, die La Palma zu bieten hat.

Video zur Tunnelwanderung Los Tilos

Eindrücke unserer Tour durch 13 Tunnel nach Los Tilos. Kaum eine Wanderung auf La Palma ist abenteuerlicher. Die Tour führt uns hinab bis in einen schönen Lorbeerwald.

Tourinfos zur Tunnelwanderung beim Lorbeerwald

Über die LP-1 fahren wir nach San Andrés. Bei der Brücke »Puente de los Tilos« zweigt eine Straße ab nach Los Tilos. Dieser folgen wir immer in Richtung Centro de Visitantes. Bei einem Parkplatz mit einem auffallenden Wartehäuschen lassen wir das Auto stehen. Täglich zwischen 9 und 10 Uhr starten dort die Minibusse zum Casa del Monte. Bei hohem Touristenaufkommen sollte evtl. reserviert werden. Die Fahrt kostet 15 EUR pro Person (2020).

Die Wanderung setzt Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus! Der Weg entlang der Levada ist zwar einfach zu Laufen. Es geht jedoch entlang dem Steilhang. Große oder beleibte Wanderer könnten in den engen, teils niedrigen Tunneln Probleme bekommen. Evtl. einen Helm mitnehmen. Der Weg gilt offiziell als gefährlich. Niemals alleine wandern und vor allem nicht bei oder nach starken Regenfällen. Im Barranco del Agua gibt es keinerlei Fluchtmöglichkeit vor anschwellendem Wasser. Wer die Warnungen und Hinweise beherzigt, erlebt jedoch unvergessliche Stunden bei der Abenteuertour.

AusgangspunktParkplatz bei Los Tilos / Mit dem Taxi zum Casa del Monte
KoordinatenN 28.79126, E -17.80001 (Parkplatz)
Gehzeit4,5 Stunden (reine Gehzeit) mind. 6 Stunden einplanen!
Distanz11,6 km
An- und Abstiege+570 HM / -1440 HM
GradT3
Einkehrkeine / einzige Einkehrmöglichkeit beim Besucherzentrum von Los Tilos am Ende der Tour
GPS-DatenWanderung Tunnel von Los Tilos gpx
kml-DatenWanderung Tunnel von Los Tilos kml

Wanderkarte zum Wanderabenteuer

Höhenprofil

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