Cueva Candelaria – Felsenhöhle und Schmugglerbucht

Wanderung von Tijarafe zur Piratenbucht

Weit unterhalb von Tijarafe, direkt am Meer, liegt eine geheimnisumwobene Schmugglerbucht. Bekannt als Cueva Candelaria, finden wir dort eine faszinierende Felsenhöhle. Weiß getünchte Häuser schmiegen sich an den Höhlenwänden. Vor ihnen rollen tosende Wellen in die versteckte Bucht.

Es ist ohne Zweifel ein außergewöhnlicher Ort. Eine abwechslungsreiche sowie auch anstrengende Rundwanderung führt uns direkt an die gewaltige Steilküste von La Palma. Dabei queren wir gleich zweimal den tief in die Landschaft geschnittenen Barranco Jurado.

Ein Regenbogen über Tijarafe

Gut eine Stunde dauert die Fahrt von unserem Feriendorf Los Cancajos nach Tijarafe. Der Ort liegt genau auf der anderen Seite der Caldera de Taburiente. So ist es kaum verwunderlich, dass sich das Wetter während der Fahrt grundlegend ändert. Lacht bei unserem Aufbruch in Cancajos die Sonne vom blauen Firmament, so stauen sich westlich der Caldera dunkle Wolken. Vielleicht fahren wir einfach unter ihnen hindurch und ist bei Tijarafe alles wieder gut? Nein, ist es nicht. Als wir in der Ferne das Bergdorf erkennen, spannt sich gerade ein Regenbogen darüber hinweg. Das ist sicherlich schön anzusehen, verheißt aber nichts Gutes.

Dafür erweist sich die Parkplatzsuche in Tijarafe als sehr einfach. Entlang der Durchfahrtsstraße gibt es genügend Möglichkeiten. Sowie das Auto steht, schüttet es, was das Zeug hält. Durch die verregnete Scheibe blicken wir auf das Bodegón San Antonio. »Lass uns doch zuerst gemütlich Kaffee trinken gehen!« schlägt Lars vor. Super Sache! Kurz darauf sitzen wir in der kleinen Bar vor zwei Tassen Cappuccino und beobachten einige Palmeros, die sich schon morgens das ein oder andere Gläsle Wein gönnen – disfruta la vida!

Abstieg durch den Barranco Jorado

Tatsächlich lässt der Regen bald nach. Sollen wir es wagen? Natürlich, alles andere wäre untypisch für uns. Optimistisch verlassen wir das Dorf in südlicher Richtung. Gegenüber der Bushaltestelle von Tijarafe passieren wir einen ersten Aussichtsplatz. Noch immer spannt sich ein Regenbogen über den Ort.

Allerdings lichtet er sich langsam. Das sind doch tolle Aussichten! Wir folgen der weiß-rot-gelben Markierung in Richtung El Jésus. Rund 150 Meter führt diese an der Hauptstraße entlang, um dann links auf einen breiten Erdweg zu leiten. Sekunden später setzt der Regen wieder ein.

»Gut, dass ich die kurze Hose angezogen habe, sonst wäre jetzt die lange nass.« versprüht Lars seinen charmant-sarkastischen Optimismus. Er ist ein Meister dieses Fachs. Dadurch bin auch ich ein Meister – im Weghören und Verdrängen. Wir bleiben stur auf dem Weg. Vorbei an ein paar Häusern stoßen wir auf ein Sträßchen, folgen diesem ein paar Schritte und biegen dann links auf den nächsten Pfad ab. Bald geht der Pfad in den gepflasterten Camino Real de la Costa über. Auf ihm geht es zunächst bis El Jesús. Vor uns liegt der Barranco Jorado, über den wir einen fiesen Sprühregen hinwegziehen sehen. Viel Spaß also beim Abstieg.

Der Camino Real de la Costa überquert nochmals die Hauptstraße LP-1. Ein Steinwurf weiter ist das Schild, hinab in den Barranco Jorado, gut sichtbar. Es gleicht einem Zugang wie in eine andere Welt. Waren wir eben noch an der stark befahrenen Küstenstraße, umgibt uns nun eine wilde Natur voller Pinien und Agaven. Auf beiden Seiten ragen schroffe Basaltwände in die Höhe, während wir selbst auf den Grund der Schlucht gelangen.

Über den Grat des Rinoceronte nach El Jesús

Anders als in der Masca-Schlucht auf Teneriffa verläuft der Pfad hier nicht bis hinunter ans Meer. Der Barranco Jorado ist offenbar zu unwegsam. Bei einem Wasserrohr führt der Pfad wieder bergan auf den hineinragenden Grat des Rinoceronte, dem Nashorn. Der Grat bietet eine traumhafte Aussicht in die unteren Bereiche der Schlucht. Sowie natürlich auch auf den Regenbogen im Hintergrund.

Das immer wieder herrliche Himmelsphänomen stimmt uns auf die nächste Dusche ein. Oder wir huschen einfach unter die nächste Dattelpalme und warten kurz ab. Dann aber geht es hinauf zur Ermita del Buen Jesús. Beim Wegekreuz trennen sich die Wege. Während der Camino Real de la Costa nach El Time führt, wollen wir ans Meer zur Playa del Jurado.

Eine seltsame Wasserversorgung auf La Palma

Wir folgen der gelb-weißen Markierung den Betonweg hinab. Nach 100 Metern nehmen wir den Pfad, der in der Kurve links abzweigt. Dieser führt uns bergab, vorbei an Gärten, Villengrundstücken und auch netten Baracken. Der Pfad quert einmal die Straße. Auffallend sind die Wasserleitungen, die offen durch die Landschaft verlegt sind und von einem Hochbehälter aus verschiedene Grundstücke versorgen. Im ländlichen Bereich von La Palma müssen sich die Grundeigentümer ein Wasserrecht kaufen. Über diese Leitungen erhalten sie dann etwa einen halben Liter Wasser pro Minute.

Und das durchweg. Das beständig fließende Wasser muss aufgefangen und für den Verbrauch zwischengespeichert werden. Hierzu dienen Wasserbottiche aus Beton neben den Häusern. Meist sind sie nicht einmal abgedeckt. Wasserknappheit ist bisher ein Fremdwort für La Palma, womit sich die Insel deutlich von den östlichen Kanareninseln abhebt. So wird hier eher sorglos mit dem kostbaren Gut umgegangen. Bei einer hübschen Villa endet der Pfad und fällt die seltsame Wasserversorgung der Insel besonders auf.

Bananenanbau – keine Schönheit, aber profitabel

Wir laufen die Zufahrt zur Villa hinab und treffen dann wieder die Straße. Dieser folgen wir zunächst rechts leicht bergauf, bis nach 300 Metern links ein Betonweg abzweigt. Hier steht ein noch junger, aber bereits auffallender Drachenbaum. Der Betonstraße folgen wir gut einen halben Kilometer bergab, bis zwischen den Mauern der Bananenplantagen ein weiterer Betonweg rechts abzweigt. Hier hat man einen guten Blick in die durch Mauern windgeschützten Bananenfelder.

Neben dem Tourismus ist der Bananenanbau noch immer ein profitabler Wirtschaftszweig auf La Palma. Wer genau hinsieht, erkennt allerdings auch, dass die Böden ausgelaugt und die Pflanzen nur mit Kunstdünger am Leben gehalten werden. Die Pflanzen benötigen zudem Unmengen an Wasser. Hinzu kommen Pestizide und Fungizide – Chlorphosphorverbindungen schaden der Natur und im Besonderen den geschützten Eidechsen. Einige Plantagen sind mit Netzen überspannt. Das ist nicht schön, senkt aber die Verdunstung und damit den Wasserverbrauch. Außerdem bewirken sie, dass weniger Gift in die Umwelt entweicht.

Steinschlaggefahr im Barranco del Jorado

Die Betonstraße endet nach ein paar Metern und ein Pfad führt entlang der Abbruchkante des Barranco del Jorado. Wir orientieren uns rechts, passieren eine überdeckte Bananenplantage und gelangen zum Mirador über der Schlucht. Gegenüber sehen wir den Zickzackweg des späteren Aufstiegs.

Doch zuerst schlängelt sich der Pfad ab dem Mirador hinab in den Barranco. Der Untergrund ist von Geröll bedeckt, steil und rutschig. Jeder Schritt erfordert hier ein erhöhtes Maß an Umsicht. Zudem besteht bei dem bröckeligen Fels Steinschlaggefahr.

Wir passieren mehrere Betonfundamente und zerfallene Metallstützen. Sie dienten einst dem Warentransport per Seilbahn. Denn auch wenn der Weg beschwerlich ist, so war Jorado mal ein Hafen, der die West- mit der Ostseite der Insel verband. Bevor Mitte des 20. Jahrhundert Straßen gebaut wurden, galten die hügeligen Landwege als Problem für den Güterverkehr. Für die Siedlungen direkt an der Küste konnten hierfür natürliche Höhlen genutzt werden. Doch bereits 1920 entstanden Steinhäuser, welche als Lager dienten.

Eine Wochenendsiedlung an der Playa del Jorado

Der Abstieg ist etwas mühsam, aber machbar. Angekommen in der kleinen Bucht der Playa del Jorado treffen wir auf mehrere Hütten aus Naturstein. Alles wirkt ein wenig chaotisch zwischen dem großen Geröll des Barrancos. Und auch die bunten Gummischwimmbecken für Kinder, die zerknüllt in manchen Ecken liegen, bieten kein schönes Bild.

Wo früher Waren zur Versorgung der Westseite der Insel gelöscht wurden, befindet sich heute eine Wochenendsiedlung. Während der heißen Sommer bildet sie einen beliebten Zufluchtsort der Palmeros. Wild schlagen die Wellen des Atlantiks auf das schwarze Gestein. Hier möchte ich nicht schwimmen gehen.

Die Bucht eignet sich jedoch für eine Verschnaufpause. Eine zutrauliche Katze gesellt sich zu uns und hofft auf ein paar Happen. Leider haben wir nur Kekse, die dem Katzenmagen sicher nicht guttun. Aber sie freut sich über ein paar Streicheleinheiten, eh wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel machen.

Dazu müssen wir erst wieder gut 150 Höhenmeter die Schluchtwand hinaufklettern. Der Zickzackweg über den Häusern ist zum Glück gut ausgebaut, sodass man leicht hinaufgelangt bis zum oberen Parkplatz der Candelaria. Direkt darüber lädt der Mirador de Morro de las Salinas mit seiner Plattform zu einer schönen Panoramasicht ein. Einzig die Cueva Candelaria hält sich noch versteckt hinter den Steilklippen.

Cueva Candelaria – die versteckten Häuser der Schmugglerbucht

Wir folgen den steilen Kehren der Calle la Molina hinab bis zum Parkplatz der Schmugglerbucht. Die Parkfläche markiert die Endstation für die Fußfaulen. Ein schöner Weg, gut gesichert mit Seil-Geländer, bildet die letzte Etappe zur Cueva Candelaria. Wir laufen um den Felsen herum und finden uns erneut in einer völlig anderen Welt, inmitten einer riesigen Felsenhöhle. Kleine Häuser mit blauen Türen und Fensterläden sind in die Höhle gebaut. Es ist eine faszinierende Atmosphäre am rauschenden Meer. Dabei können wir von Glück reden, dass wir diese Kulisse so erleben dürfen.

Vom Schmugglernest zum Wochenenddomizil

Man sagt, dass beim Porís de Candelaria früher Piraten und Schmuggler gehaust hätten, woher sich der Beiname der Bucht ableitet. Später wollte das Küstenschutzamt dieses ehemalige Schmugglernest abreißen lassen. Die Siedler konnten sich jedoch durchsetzen und ihr liebgewonnenes Domizil vor der Zerstörung retten. Anders als bei der Playa del Jorado sind hier die kleinen Hütten gepflegt. Auch hier tummeln sich einige Katzen und jagen Mäuse und sonstiges Kleingetier. Sie sind hübsch und gepflegt und werden offensichtlich gut versorgt.

Der anstrengende Aufstieg nach Tijarafe

Wir verweilen eine Zeitlang in der Cueva Candelaria. Langsam scheint die Nachmittagssonne immer weiter in die schmale und sonst so schattige Bucht. Aber wir müssen uns auf den Weg zum Aufstieg machen, denn dieser ist gewaltig. Wir laufen ein Stück des Zuwegs vom Parkplatz zurück bis an das Wegkreuz, das nach Tijarafe führt. Der Pfad ist wunderschön. Hier wachsen junge Drachenbäume und jede Menge Kanaren-Wolfsmilch. Weiter oben gesellen sich Kanaren-Kiefern und Dattelpalmen hinzu. Vor allem aber geht es sehr steil bergauf.

Nach zweieinhalb Kilometern und gut 500 Höhenmetern kreuzen wir einen Fahrweg und erreichen die ersten Häuser von Tijarafe. Der gelb-weiß markierte Pfad war bisher immer gut zu finden. Nun wechselt dieser ab mit den Zufahrten von kleinen Villen. Bald stößt der Inselrundweg GR 130 von links auf unseren Weg. Wir sind fast oben in Tijarafe und folgen dem GR 130 bis in den Ort hinein. Vorbei an einem Garten gelangen wir kurz darauf auf die Ortsstraßen.

Nach den landschaftlichen Eindrücken eröffnen sie uns eine schöne Sicht auf die bunten Häuser von Tijarafe. Bei einer großen Dattelpalme erreichen wir die Hauptstraße LP-1. Wir folgen dieser um die Kurve herum und spazieren dann links die mit Balustraden eingefasste Straße hinauf. So erreichen wir den alten Ortskern und mittendrin den wunderschönen Kirchplatz. Ein ruhiger und idyllischer Ort, um sich vom langen Aufstieg und einer wundervollen Tour wieder zu erholen.

Video zur Schmugglerbucht und der Cueva Candelaria

Weit unterhalb von Tijarafe liegen eine geheimnisumwobene Schmugglerbucht und die Cueva Candelaria. Verwunschene Häuser direkt am Meer regen die Fantasie an. Damit finden wir hier eine spannende Wanderung auf La Palma.

Tourinfos zur großen Wanderung zur Piratenbucht

Die Fahrt geht über Los Llanos hinauf zum Mirador El Time. Wir folgen der LP-1 bis in den Ort von Tijarafe. Dort gibt es am Straßenrand genügend Parkmöglichkeiten.

Vom Charakter her ist dies eine anstrengende Küstenwanderung mit steilen Ab- und Aufstiegen. Beim Barranco Jorado herrscht Steinschlaggefahr! Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und eine gute Kondition sind Vorraussetzung für das Abenteuer. Wer die schweißtreibende Tour in Kauf nimmt, wird mit einer wunderschöne Steilküste und urigen Siedlungen belohnt.

AusgangspunktParken am Straßenrand von Tijarafe
KoordinatenN 28.71305, E -17.9552
Gehzeitmind. 6 Stunden
Distanz11,1 km
Anstiege920 HM
GradT3
Einkehrkeine, es gibt lediglich einige Bars und Restaurants am Startpunkt in Tijarafe
GPS-DatenWanderung Schmugglerhöhle gpx
kml-DatenWanderung Schmugglerhöhle kml

Wanderkarte zur Tour an die Schmugglerbucht

Höhenprofil

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