Paläste, Klöster, Hafenanlagen und natürlich ein wehrhaftes Castillo – Santa Cruz de la Palma ist eine charmante Kolonialstadt. Unterstrichen wird dies durch die malerische Lage zwischen dem Barranco Las Nieves und dem Vulkan La Caldereta. Seit über 500 Jahren ist Santa Cruz die Haupt- und Hafenstadt sowie auch das kulturelle Zentrum der Insel. Viele der alten Gebäude befinden sich in einem guten Zustand. Die Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu erreichen. Ein Stadtrundgang auf den Spuren der spanischen Eroberer und Ausbeuter lohnt sich also.
Playliste zu unseren Wanderungen auf La Palma mit Eindrücken unserer Touren auf der Insel.
Santa Cruz zählte einst zu den bedeutendsten Hafenstädten Europas. Die Eroberung der Insel im Jahr 1493 fand zeitgleich mit der ersten Entdeckungsreise von Kolumbus über den Atlantik statt. Schnell erkannte man die Möglichkeiten, welche die Ausbeutung der Neuen Welt mit sich brachte. Bereits 1510 waren sämtliche Gebäude fertiggestellt, die für den Hauptknotenpunkt im Handelsverkehr zwischen Amerika und Europa notwendig waren.
Heute ist es ruhig und beschaulich in der Hafenstadt. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Suche nach einer Parklücke beim Hafen gerne zu einem Geduldsspiel entwickelt. Wir überlegen bereits, unsere Irrfahrt durch die Stadt abzubrechen.
Dann aber finden wir in der oberen Stadt, nördlich der Schulen, einen nahezu verwaisten Parkplatz. Hier zu parken ist für die meisten Stadtbesucher wohl zu unbequem. Uns soll es recht sein. Wir sind das Auf- und Ablaufen gewohnt.
Konvent San Francisco in Santa Cruz
Die Calle Francisco Vega Moneoy geht steil bergab. Am Ende der Gasse befindet sich ein Spielplatz unter Dattelpalmen. Treppen führen weiter hinunter in den historischen Stadtkern mit der Einsiedelei Ermita de San José. Ganz in der Nähe befindet sich das Inselmuseum im Konvent San Francisco. Ein beschaulicher Platz lädt zum Verweilen und in unserem Fall zum Orientieren ein.
Es wird Zeit, den Reiseführer hervorzukramen und zu schauen, wo wir uns befinden und was es alles an Sehenswürdigkeiten gibt. Dabei ist bereits der Platz ein herrliches Ensemble kanarischer Baukunst. Die weißen Gebäude heben sich vor dunklen Wolken ab, die sich im Hintergrund auftürmen. Vielleicht ist jetzt gerade die beste Zeit für einen Besuch im Inselmuseum?
Während der Regen auf Santa Cruz niederprasselt, spazieren wir durch die Arkaden des Museums im ehemaligen Konvent San Francisco. Jahrelang lebten die Franziskanermönche, die Alonso Fernández de Lugo bei der Eroberung La Palmas begleitet hatten, in Strohhütten. Auf ausdrücklichen Wunsch der Königin Johanna errichteten sie 1508 dieses Klostergebäude.
Hier fanden die ärmsten Nachkommen der Guanchen, der Ureinwohner der Insel, einen Ort, um der Morgenmesse zu lauschen. Sie war die tägliche Feier der unglücklichen Menschen auf der Insel. Heute dienen die Zellen rund um die beiden Innenhöfe als Ausstellungsraum für das Inselmuseum. Im Garten des Innenhofes stehen Bäumchen. Eines davon wurde 1985 vom damaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gepflanzt.
Nördlich des Museumsplatzes befindet sich die Plaza la Alameda mit einer Nachbildung der »Santa Maria«, dem Flaggschiff von Kolumbus. Der Entdecker war zwar nie auf La Palma. Doch seine Seefahrt war ausschlaggebend für den einstigen Reichtum von Santa Cruz. Und die üppigen Goldschätze, welche die Insel erreichten, weckten Begierde. Auch Piraten und Freibeuter wollten an der fetten Beute aus Amerika teilhaben.
1553 brandschatzte der Korsar Le Clerq, genannt »Holzbein«, Santa Cruz. Große Teile der Stadt mussten daraufhin neu aufgebaut werden. Hinzu kamen starke Befestigungsanlagen, welche die Piraten vor weiteren Überfällen abschreckte. Ganz aus blieben die Angriffe allerdings nicht. Deshalb entstand 1683 die Festung Santa Catalina, deren Kanonen bis dato aufs Meer zielen.
Parallel zur Hafenstraße spazieren wir zur historischen Altstadt. Die Fußgängerzone besticht mit hübschen Häusern im kolonialen Stil. Gemütliche Cafés laden zum Verweilen, kleine Boutiquen zum Shoppen ein. Die Straße erweitert sich zu einer Miniplaza.
Schlanke Palmen, ein Brunnen und das Café Negresco verwandeln es zu einem kleinen Idyll. Wenige Schritte weiter stehen wir an der Placeta de Borrero. Die Balkone an den Häusern sind mit üppigem Grün bepflanzt. Die ganze Platzsituation ist wunderhübsch anzusehen.
Bunte Holzbalkone gehören zu den Wahrzeichen von Santa Cruz. Ein Schild am Restaurant La Placeta weist zu den Balcones Tipicos entlang der Uferstraße. Ein schmaler Durchlass ermöglicht den direkten Zugang dorthin. An der Promenade angekommen öffnet sich der Blick auf die blumengeschmückten, bunt gestrichenen Balkone. Ein Andenkenladen wartet auf Kundschaft. Für eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Insel ist es ungewöhnlich ruhig hier. Auch Santa Cruz fehlen zurzeit die Kreuzfahrtschiffe.
Wir kehren zurück in die Fußgängerzone und spazieren weiter zur Plaza de España. Hier umgibt uns ein Hauch von Karibik. Königspalmen und alte Kolonialhäuser erinnern an die Dominikanische Hauptstadt Santo Domingo. Der Platz bildet den religiösen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt. Mehrere Treppen verbinden verschiedene Ebenen miteinander. Wir stehen vor der Kirche El Salvador. Ein festungsartiger Glockenturm diente einst als Fluchtturm während der Piratenüberfälle.
Von der Fassade des Portals aus strecken uns garstige Figuren ihre Zungen entgegen. Diese schaurige Geste gilt den Verleumdern, welche der Kirche doch bitte fern bleiben sollen. Einen Unterschied zur Karibik bildet indes das Standbild inmitten des Platzes. Es ist nicht Kolumbus, sondern der Pfarrer Manuel Díaz. Er wirkte während der Zeit der Befreiung Spaniens von der Herrschaft Napoleons. 1820 setzte er sich mutig für eine fortschrittliche Verfassung ein. Die Kirchenoberen dankten es ihm mit der Verbannung.
Wir steigen die Treppen nach oben. An der Straßenecke befindet sich ein eindrucksvolles Gebäude mit einer auffälligen Holztreppe. Es beherbergt die öffentliche Stadtbibliothek und gehört der kulturellen Gesellschaft »La Cosmológica«. Sie hat bisher mehr als 20.000 Dokumente über die Inselgeschichte gesammelt. An der nahen Plaza Santo Domingo finden wir ein weiteres auffallendes Klostergebäude. In einem der ältesten Gebäude der Stadt ist heute das Gymnasium Alonso Perez Diaz untergebracht.
Ein weiteres Idyll bildet der Platz der Ermita San Sebastián. Hinter zwei riesigen Dattelpalmen wirkt das Kirchlein mit den markanten Glocken fast schon etwas verloren. Leider ist das Schild mit der Beschreibung derart verwittert, dass sich außer dem Namen kaum etwas entziffern lässt. So spazieren wir wieder hinab in die Fußgängerzone.
Wir suchen uns ein nettes Café und genießen zum Abschluss ein wenig die wärmende Sonne, die nach dem Schauer nun wieder scheint. Santa Cruz de La Palma hatten wir bei unserer Planung bewusst außen vor gelassen. Schwerpunkt unserer Reise sollte das Wandern sein. So gesehen, hat uns der Regentag einen unerwartet schönen Stadtrundgang zu wirklich idyllischen Ecken der Inselhauptstadt beschert.