Ein ländliches Leben am Klong

unterhalb des Atrium Hotels in Bangkok

Lehnten wir uns gegen die schräg nach außen stehende Scheibe unseres Zimmers im Atrium Hotel Bangkok, konnten wir direkt unter uns auf einen Klong sehen. Einen der vielen in Bangkok. Aber nur auf den Kanal von oben herabsehen? Kommt für uns nicht in Frage. Der nur schmale Zugang zu der kleinen Wasserstraße ist zwar ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Hotelgäste nicht hier, sondern in den nahen Boutiquen herumtreiben sollen, aber das konnte uns ja noch nie schrecken.

Tatsächlich befinden wir uns schon wenige Meter vom Hotel entfernt in einer ganz anderen Welt. Die Luxusausstattungen der Hotelzimmer und Bürokomplexe mit ihren spiegelnden Fassaden lassen sich vom Kanal aus nur noch erahnen. Nein, hier beherrschen einfache und dennoch oft liebevoll gestaltete Hütten das Bild.

Aber auch an notdürftigen Wellblechverschlägen inmitten wilder Schutt- und Müllkippen kommen wir vorbei. Keine Frage, diese Bereiche sollen schon bald platt gemacht werden, um dem nächsten Hochhaus Platz zu bieten. Glücklich, wer sich da rechtzeitig unter einer der Brücken mit all seinem Hab und Gut einrichten konnte.

Wirklich reiche Leute wird es hier kaum geben. Ausgenommen vielleicht von Oliver Kahn, dessen Haustür wir zufällig neben dem Briefkasten des FC Bayern entdecken. Immerhin, der Weg entlang des Klongs ist sauber und,

wo es möglich ist, verschönern sogar Orchideen den Blick auf das trübe Wasser. Der Klong selbst wird übrigens überwiegend von Wassertaxen genutzt, welche Bankangestellte wie Arbeiter und Verkäufer nach Hause bringen.

Nach ein paar Minuten und Unterquerung einer Brücke kommen wir in ein thailändisches Dorf mitten in Bangkok. Die Ruhe, mit der die Leute hier ihrer Tätigkeit nachgehen, lässt uns fast vergessen, dass diese kleine Siedlung nicht mehr als ein winziger Teil einen Millionenmetropole ist. Als wir an einem offenen Fenster vorbeikommen, sehen wir ein paar Mädchen, die fernsehen. Nur wenige Schritte hinter uns hält eine Fahrradeisdiele,

seine begehrte kalte Speise an den Kunden zu bringen. Wir selbst verlassen den Klong und gehen in die Hauptstraße der Siedlung hinein. Die Leute empfangen uns freundlich. Dass wir kaum etwas kaufen werden, ist hier jedem bewusst. So wundert uns auch nicht, dass uns hier nichts - und vor allem keine kitschiges Souvenir - unter die Nase gehalten wird.

Wir erleben ein ländliches Leben am Klong. Und auch wenn es nicht immer so aussieht, die Kinder in dem Dorf haben sich nur allzu gerne fotografieren lassen. Nachdem sie nämlich merkten, dass sie sich gleich nach der Aufnahme auf dem kleinen Bildschirm der Kamera anschauen können, sind sie - zusammen mit einer Katze - einige Meter gefolgt, um grimmige Grimassen zu ziehen...

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