Wer im Allgäu war und den Grünten nicht kennt, der war nicht wirklich im Allgäu. Durch seine vorspringende Lage am Alpenrand gilt er als einer der schönsten Aussichtsberge. Zugleich ist er durch seine Antenne selbst für Laien unverwechselbar zu erkennen. Für Wanderer ist der Aufstieg auf den »Wächter des Allgäus« ein Muss. Für den Anstieg ist gute Kondition am Berg unablässlich, der Abstecher zum Burgberger Hörnle erfordert alpine Erfahrung, ansonsten technisch einfache Runde mit tollen Ausblicken vom Grünten.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen in den Alpen.
Den Aufstieg ab der Alpe Weiherle können wir ruhig angehen. Ruhig, das heißt in diesem Fall, langsam und möglichst kräfteschonend. Denn ab der Alpe kennt der Pfad nur eine Richtung; und die führt in einer Tour bergauf. Als Lohn eröffnet sich uns auf den ersten Metern eine hübsche Aufsicht über eine idyllische Bergwiese auf das Burgberger Hörnle (1493 m), das erste Ziel dieser Wanderung.
Wo der Pfad in den Wald eintaucht, lädt eine unter Fichten platzierte Bank zum Verweilen ein. Für eine Verschnaufpause erscheint dies reichlich früh. Denn der Ausgangspunkt befindet sich gerade mal 200 Meter entfernt. Andererseits sind am Waldrand schon 40-50 Höhenmeter geschafft. Das entspricht einer Steigung von über 20 Prozent!
Oberhalb der Bank folgen wir dem rot markierten Bergweg in einigen Serpentinen durch den Wald. Dabei haben wir die Wahl, ob wir dem Sommer- oder Winterweg folgen. Bald überqueren wir ein erstes Mal den Wustbach. Sein steiles Tal gibt für den nächsten Abschnitt die Richtung vor. Wo immer der Wald es zulässt, ist das Burgberger Hörnle zu sehen.
Wer den Anstieg an einem feuchtheißen Sommertag in Angriff nimmt, findet Abkühlung bei der dritten Querung des Wustbachs. Mehrere große, aus dem Wasser ragende Steinbrocken ermöglichen die Rast im Wustbach. Da das Wasser am Berg zu jeder Jahreszeit kalt ist, bleibt auch die Luft in der schmalen Bachrinne angenehm frisch. Einfach herrlich!
Ein kurzes Stück oberhalb der naturgegebenen Raststelle zweigen wir links zum Burgberger Hörnle ab. Es markiert den westlichsten Gipfel des Grüntenmassivs und eröffnet Bergsteigern einen spektakulären Blick hinunter nach Burgberg sowie nach Sonthofen, Immenstadt und das Illertal.
Auch wenn es Wanderbeschreibungen gibt, die den Abstecher zum »kleinen Bruder« des Grünten als »leichte Bergtour« bezeichnen, sind auf dem letzten, mit Drahtseilen gesicherten Stück alpine Erfahrung, festes Schuhwerk und absolute Trittsicherheit unabkömmlich.
Wer sich erst neulich eine leichte Kletterausrüstung zugelegt hat und erste Erfahrungen im Umgang mit den Sicherheitskarabinern sammeln will, bei dem schmalen Grat unterhalb des Gipfels bekommt er dazu Gelegenheit.
Wer sich das nicht zutraut, sollte wie wir auf die letzten paar Meter verzichten oder gleich den direkten Aufstieg auf den Grünten wählen. Schön ist dieser Abschnitt der Wanderung bei jeder Variante. Und Sicherheit geht vor.
Vom Burgberger Hörnle ist es dann noch eine halbe Stunde über nun etwas flachere Pfade bis zum Grüntenhaus. Das herrlich auf einer Alpweide über der Starzlach gelegene Berggasthaus wurde 1854 von Carl Hirnbein als Touristenhotel erbaut.
Auslöser war die fortschreitende Industrialisierung. Durch die Erfindung mechanischer Webstühle und dem Import von Baumwolle verloren die Flachs anbauenden und webenden Bauern ihre Wirtschaftsgrundlage, weshalb viele ihre alte Heimat verließen.
Wanderung auf den Grünten
Wer blieb, lebte fortan in Hunger und Armut. Carl Hirnbein war maßgeblich am landschaftlichen Wandel vom »Blauen Allgäu« (blau blühender Flachs) zum »Grünen Allgäu« mit Milchwirtschaft beteiligt. Er hatte damals die schon mit sechs Gasthäusern erschlossene Rigi am Vierwaldstättersee besucht.
Dabei erkannte die Bedeutung im damals aufkommenden Tourismus. Seinem Engagement für die notleidende Bevölkerung verdankt Hirnbein die Beinamen »Notwender« und »Alpkönig«. Für Wanderer ist die Sonnenterrasse vom Grüntenhaus heute der ideale Ort, um neue Kraft zu tanken.
Anschließend geht es links vom Grüntenhaus über eine Alpweide zum locker bewaldeten Grat. Dort biegen wir rechts ab und folgen dem Pfad über das Gipfelhaus mit dem 94,5 m hohen Sendeturm des Bayerischen Rundfunks bergan zum Gipfel des Grünten. Von der Seilbahn, die mit dem Gebäude verbunden ist, sollte man sich nicht allzu versprechen. Sie ist nur zu besonderen Anlässen in Betrieb.
Gekrönt wird dieser vom Jägerdenkmal. Es wurde zu Ehren aller Gebirgssoldaten errichtet, welche in einem der beiden Weltkriege, in Kriegsgefangenschaft oder in einem der aktuellen Konfliktgebiete ums Leben gekommen sind. Am zweiten Septemberwochenende lädt die Gebirgsjägerkameradschaft Grünten aus Füssen zum feierlichen Grüntentag mit Gedenkgottesdienst am Jägerdenkmal ein.
Nachdem wir uns an dem herrlichen Bergpanorama mit dem Wertacher Hörnle und Kühgundkopf im Osten, dem Hochvogel und Gipfeln des Hindelanger Klettersteigs im Süden, dem Hochgrat und Stuiben im Westen und zahlreichen weiteren Gipfeln ausgiebig genossen haben, verlassen wir den Grünten auf demselben Weg. Beim Gipfelhaus (dort gibt es eine Panoramatafel) biegen wir dann links ab und folgen den roten Wegzeichen erst entlang des sanft abfallenden Südgrats dann in mehreren Kehren hinunter zur Alpe Schwande.
Von der rustikalen Alpe mit hübscher Sonnenterrasse erfolgt der weitere Abstieg über die Kehralpe zum Gasthof Alpenblick. Die letzten Meter zum Ausgangspunkt entweder bei den Parkplätzen Auf dem Ried oder bei der Weiherle Alpe können wir dann zum Auslaufen nutzen, eh wir stolz auf unsere Leistung und den erlebnisreichen Wandertag zurückblicken.
Die Anfahrt erfolgt über die B 19 Kempten – Oberstdorf. Bei Sonthofen abfahren, weiter über die B 308 und St2007 nach Burgberg. Dort in die Grüntenstraße abbiegen und der Bergstraße bis zum Parkplatz bei der Weiherle Alpe folgen. Es ist keine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.
Ausgangspunkt | Wanderparkplatz Alpe Weiherle (907 m) |
Koordinaten | N 47.53760, E 10.30080 |
Gehzeit | 5.30 Stunden |
Distanz | 9,2 km |
Anstiege | ca. 820 HM |
Anforderungen | T2-3 (Kondition am Berg, T3 Abstecher zum Hörnle) |
Einkehr | Alpe Weiherle, Grüntenhaus, Obere Schwandalpe, Gasthof Alpenblick |
GPS-Daten | Wanderung Grünten gpx |
kml-Daten | Wanderung Grünten kml |