Von Hinang ist der Hinanger Wasserfall über einen kurzen Spaziergang leicht zu erreichen. Das eindrucksvolle Naturschauspiel zählt zu den Geotopen, die sich nach dem Rückzug der Gletscher gebildet haben. Auf dem Rückweg zeigt der Eybachtobel, mit welcher Wucht das Wasser die Landschaft bis heute noch formt. Durch die Verbindung des Wasserfalls mit dem Tobelweg erhalten wir eine abwechslungsreiche Wanderung. Diese lohnt sich übrigens auch bei trübem Wetter, wenn die Gipfel der Alpen in den Wolken stecken.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen in den Alpen.
Beim kleinen Wanderparkplatz veranschaulicht eine Tafel die Entstehung des Hinanger Wasserfalls. Vorläufer waren bis zu 700 m dicke Gletscherströme, die in der Würm-Eiszeit das Illertal und seine Nebentäler bedeckten. Auf den tiefer gelegenen Niederterrassen pressten die Eismassen das abgehobelte und auf dem Weg ins Tal miteinander vermischte Gesteinsmaterial zu einer harten Schicht zusammen.
Die Felswände östlich von Hinang bestehen aus derart zusammengepresstem, eiszeitlichen Niederterrassenschotter, der hier beim schrittweisen Rückzug des Gletschers vor rund 10 000 Jahren abgelagert wurde. Seitdem arbeitet sich der Hinanger Bach durch das harte Konglomerat.
Der (1) Hinanger Wasserfall ist das optisch beeindruckendste Naturschauspiel, das bei diesem immer noch andauernden Prozess entstanden ist. Ihn erreichen wir nach knapp 400 m ab der Infotafel. Er besteht aus mehreren Stufen, wovon die höchste eine Fallhöhe von zwölf Metern aufweist. Bereits auf dem Weg dorthin ergeben sich durch die darunter liegenden Minikaskaden schöne Perspektiven auf den märchenhaften Wasserfall. Einen längeren Stopp ist die Brücke am Übergang vom Becken zur nächsten Enge wert. Wir sind nun zwischen dem Wasserfallbecken und der darunter liegenden Schlucht. Sie eröffnet uns den freien Blick in die obere Felsenge und auf den kompletten Wasserfall. Daneben rieselt das Wasser durch einen dichten Moosvorhang. Er bedeckt jüngere Gesteinsschichten aus Quelltuff. Ähnlich wie in einer Tropfsteinhöhle entsteht dieser durch das Ausfällen von Kalk.
Der wird zuvor vom Regenwasser aus dem stark kalkhaltigem Tuffgestein gelöst und beim anschließenden Austreten aus dem Fels in hauchdünnen Schichten abgelagert.
Weiter geht es entlang der Felswand und über eine moderne Gittertreppe zu einem (2) Wegkreuz am Waldrand. Dort öffnet sich die Sicht über Schöllang zu den Bergen rund um Oberstdorf. Hier biegen wir links ab und folgen dem Pfad am Waldrand zurück an den Hinanger Bach. Der obere Abschnitt des Bachs ist ruhiger, die Klamm nur ansatzweise ausgebildet. Bei den nächsten Wegweisern biegen wir erst links, dann rechts ab, sodass wir wenig später auf die Zufahrt zur (3) Sonnenklause treffen. Bei nasser Witterung kann man auf der Straße hoch zu dem Gasthaus laufen. Ansonsten geht es nach wenigen Schritten links über den schwach ausgebildeten Wiesenpfad hinauf zur Sonnenklause.
Bei dem Gasthaus biegen wir rechts ab, laufen wenige Schritte auf der Zufahrt und folgen dann der Beschilderung Richtung Entschenkopf und Entschenalpe. Die Wegweiser sind auf den nächsten Metern leider nicht ganz eindeutig. Wer zunächst auf dem Pfad knapp 100 m am Waldrand entlang wandert, dann auf halber Höhe rechts abbiegt und zum südlichen Eck des Grashangs hinaufsteigt, sollte jedoch automatisch den gemeinten Wanderweg treffen. Weiter geht es auf wieder deutlicher zu erkennenden Wegen durch den Wald.
Wo wir auf einen breiteren Weg treffen, halten wir uns rechts, passieren die nächste Bergwiese und erreichen schließlich die grob asphaltierte Zufahrt zur Entschenalpe. Dieser folgen wir bergan über aussichtsreiche Kuhweiden bis zum (4) Abzweig zum Tobelweg, dem höchsten Punkt dieser Wanderung.
Wer darauf spekuliert, einen Abstecher zu einem der Gipfel oberhalb der Entschenalpe in diese Runde einzubauen, sollte dafür einen ganzen Tag einplanen und entsprechend fit sein. Der Gipfel vom Sonnenkopf befindet sich auf 1712 m. Von dort steigt der Gratweg über den Heidelbeerkopf (1767 m), Schnippenkopf (1833 m) bis zum Entschenkopf auf 2043 m an. Wer es tatsächlich bis dorthin schafft, kann sich dann überlegen, ob er alles wieder hinunterläuft oder gleich weiter bis zum weiter südlich gelegenen Nebelhorn wandert. Laut unserer Berechnung sollte die Station Höfatsblick ab dem Abzweig in rund vier Stunden zu erreichen sein, ohne den Sonnenkopf auch in dreieinhalbStunden, sehr gute Steigerqualität vorausgesetzt.
Als Rundwanderer biegen wir indes beim Abzweig rechts ab und folgen dem anfangs bequem zu gehenden Pfad in zahlreichen Kehren hinunter zum (5) Eybachtobelweg. Der Eybachtobel wird allgemein als »urwüchsig« beschrieben. Der enge und steile Taleinschnitt ist es auch. Durch etliche Verbauungen wirkt der Eybachtobel selbst jedoch mehr wie ein wildromantischer Parkbach. So führt der Eybachtobelweg immer wieder an von Menschenhand geschaffenen Kaskaden vorbei. Die teils aufwendigen Bauwerke sind notwendig, um den Wildbach zu bändigen. Andernfalls würden die Schneeschmelze oder heftige Gewitterschauer das Ufer ständig umgestalten und alles mitreißen, was ihnen im Eybachtal in die Quere kommt.
Der Verlauf des Steilbachs zielt genau auf Schöllang.
Um nicht über Straßen zurück nach Hinang laufen zu müssen, biegen wir bei einem (6) Großen Sperrwerk mit schlitzförmigem Durchlass rechts ab. Damit verlassen wir den Eybach und folgen dem rot markierten Wanderweg erst durch den Wald, dann über eine Wiese mit schöner Aussicht (so steht es an einem der Wegweiser) zurück zum (2) Wegkreuz am Waldrand. Von dort geht es wahlweise über den (1) Hinanger Wasserfall oder, links ab, auf einem kürzeren Weg zurück zum Ausgangspunkt.
Im Bereich des Hinanger Wasserfalls unterscheidet sich die Vegetation deutlich von dem, was in dieser Höhenlage zu erwarten wäre. Grund sind die engen Felswände, die so wenig Sonnenlicht bis auf den Boden durchlassen, dass am Hinanger Bach selbst im Hochsommer ein kühles, feuchtes Klima herrscht. Die glatten Felswände und schattigen Vorsprünge bieten nur Spezialisten einen geeigneten Lebensraum. Mit der Alpenrose, der zierlichen Zwerg-Glockenblume sowie Fettkräutern und dem Felsfingerkraut sind dies vor allem Arten, die auch mit dem rauen Klima in den felsigen Hochlagen der Alpen klar kommen. Das kühle Klima der Klamm beeinflusst auch den Wald, sodass statt Rotbuchen Eschen dominieren.
Die Anfahrt erfolgt über die B 19 Kempten – Oberstdorf. Bei Fischen abfahren und der Beschilderung über Schöllang nach Hinang folgen. Bei der Kirche rechts zum Wanderparkplatz nach der Umgehungsstraße (Brücke) folgen.
Es bestehen Busverbindungen zur Ortsmitte von Hinang.
Der Aufstieg beim Wasserfall erfolgt über eine Treppe. Der Abstieg zum Eybachtobel erfordert etwas Trittsicherheit, ansonsten einfache und reizvolle Runde.
Ausgangspunkt | Wanderparkplatz Hinanger Wasserfall (835 m) |
Koordinaten | N 47.47570, E 10.29570 (Wanderparkplatz) |
Gehzeit | 3.45 Stunden |
Distanz | 7,2 km Wegstrecke |
Anstiege | ca. 500 HM |
Anforderungen | Leichte Bergwanderung, die etwas Trittsicherheit erfordert. |
Einkehr | Wenige Schritte abseits des eigentlichen Wanderwegs befindet sich das Berghotel Sonnenklause. Wer sicher gehen will, im Restaurant willkommen zu sein, sollte vorher anrufen bzw. reservieren. Erreichbar ist das Berghotel unter der Telefonnummer 08321/3614. |
GPS-Daten | Wanderung Hinanger Wasserfall gpx |
kml-Daten | Wanderung Hinanger Wasserfall kml |