Nuwara Eliya - Stadt des Lichts

Kolonialbauten, Pferderennbahn und ein Golfplatz

Dicke Nebelschwaden, häufiger Nieselregen und Temperaturen nahe der Null-Grad-Grenze kennzeichnen Nuwara Eliya. Als Gouverneur Sir Edward Barnes im Jahre 1830 in die »Stadt des Lichts« kam, muss er sich wie in seiner britischen Heimat gefühlt haben. Immerhin befindet sich Nuwara Eliya (gesprochen Nurelia) nur knapp unter der 1900-m-Grenze.

Damit ist Nuwara Eliya die höchstgelegene Stadt der Insel und bestens geeignet für einen gemütlichen Abend am prasselnden Kaminfeuer. Um dem britischen Establishment zu genügen, empfehlen wir dazu einen schottischen Glenfiddich. Oder eine heiße Tasse Tee mit Schuss, eh man sich mit der hier üblichen Wärmflasche ins Bett kuschelt.

Wer nicht wie wir an einem heißen Mittag Ende der Trockenzeit in das Städtchen kommt, sollte daher wenigstens mit einem warmen Pulli, besser noch einer flauschigen Jacke ausgestattet sein. Trotz dieser verhältnismäßig kühlen Witterung oder wahrscheinlicher sogar gerade deswegen zog es im 19. Jahrhundert etliche Engländer nach Nuwara Eliya.

In deren Folge entstanden neben zahlreichen Kolonialbauten auch ein Golfplatz und eine Pferderennbahn. Beide Errungenschaften britischer Noblesse zeugen auch heute noch von der alten Zeit. Der Golfplatz am Rande der Stadt gilt für viele Besucher gar als »der Golfplatz« in Asien.

Eine zauberhafte Berglandschaft bereits vor Nuwara Eliya

Schon die Fahrt nach Nuwara Eliya ist ein landschaftliches Erlebnis. Von der Königsstadt Kandy führt der 80 Kilometer lange Weg durch eine zauberhafte Berglandschaft. Reisende überwinden dabei 1.400 Höhenmeter und wechseln von einer Vegetationszone in die Nächste. Zahlreiche Kurven geben Einblicke in die Schönheit der Insel. Die Strecke eröffnet einem tief eingeschnittene Schluchten, führt an Wasserfällen vorbei und durchquert zahlreiche Teeplantagen.

Das kühle Klima sorgt in der Umgebung Nuwara Eliyas aber nicht nur für besten Tee, sondern ermöglicht den Singhalesen außerdem, ihren Lebensunterhalt durch den Anbau von Kohl, Kartoffeln, Karotten, Bohnen und vielerlei anderem Gemüse zu erwirtschaften. Und nicht zuletzt nutzt die Lion Brewery, die erste Brauerei von Sri Lanka, das klare Gebirgswasser schon seit 1911 zur Herstellung ihres beliebten Gerstensafts.

Bis heute konnte sich das Städtchen mit seinen Villen der Gründerzeit, der anglikanischen Kirche, dem obligatorischen Uhrturm sowie dem Postgebäude aus rosa Backstein seinen Charme erhalten. Ansonsten aber gibt es in Nuwara Eliya keine Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Dies mag ein Grund dafür sein, warum sich Sunil nur wenig Zeit nimmt. Ein von uns angedachter Spaziergang entfällt. Dafür zieht Sunil die im Reiseprospekt versprochene Tuc Tuc-Fahrt vor.

Leider. Denn auch wenn es von außen recht witzig aussehen mag, wenn eine ganze Horde »Threewheeler« hintereinander durch den Ort saust, sieht man - in einem solchen Gefährt sitzend - selbst nur sehr wenig von der Umgebung. Nach wenigen Minuten wissen wir dann auch nicht so recht, ob wir das abrupte Ende der Fahrt bedauern sollen. In unserer Reisegruppe jedenfalls hören wir mehrmals: »Das war nichts.« Dem ist von unserer Seite nichts hinzuzufügen.

Dass wir mit etwas Glück vielleicht den Gipfel des Pidurutalagala, den mit 2524 m höchsten Berg Sri Lankas, hätten sehen können, erfahren wir leider auch erst später aus unserer Reiseliteratur. Nicht aber von Sunil, der uns offensichtlich schnellstmöglich in Bandarawela beim Bandarawela Hotel abliefern will.

Damit zieht er sich nicht nur den Unmut der meisten Teilnehmer der Rundreise zu, sondern bekommt im Anschluss der Tour außerdem wenigstens eine Woche »Urlaub« von der Tui verordnet. Dies soll ihm helfen, bei seiner nächsten Tour wieder genügend Zeit und Engagement für das Eigentliche aufzubringen.

Reisterrassen nahe Nuwara Eliya

Nun, ganz so schnell kommen wir nun doch nicht zum Etappenziel des Tages. So nutze ich wenige Kilometer nach Nuwara Eliya Sunils Angebot, die Fahrt durch einen Fotostopp kurz zu unterbrechen.
Reisterrassen haben es mir angetan. Und bevor Sunil den Busfahrer wieder an allem haltlos vorbeifahren lässt, verlasse ich mit fünf weiteren Reiseteilnehmern den Bus.
Was wir bei unserem Ausstieg noch nicht wissen: Sunil stimmt dem Stopp sowie auch dem Ausstieg zwar zu, registriert es aber irgendwie gar nicht so recht, dass wir tatsächlich aussteigen. Und auch den Busfahrer kümmert es kaum, dass er uns sechs aussteigen lässt, um dann die Tür zur Weiterfahrt wieder zu schließen.

Tatsächlich wundern wir uns nach ein paar Aufnahmen, wo denn der Bus plötzlich hinfährt? Auch Annette fragt erst sich, dann Sunil, wie weit er uns denn zum Bus laufen lassen will? Er durchquert den ganzen Ort. Aber erst als Sunil daraufhin seine Schützlinge durchzählt, dämmert ihm, dass da wohl ein paar fehlen...? Nun denn, diese anderen lassen sich durch den verschwundenen Bus kaum beunruhigen, sondern spazieren mitten durch das bunte Treiben der Siedlung.

Auf etwa halbem Weg zum Bus kommt uns schließlich der »Busfahrerbegleiter« (die Tour wird von insgesamt drei Einheimischen begleitet) entgegen. Und als Sunil ein paar Kilometer weiter arrogant-tönig eine viel schönere Reisterrasse zum Fotografieren anbietet, weiß ich nicht nur, dass unser Reiseleiter noch Mecker bekommen soll, sondern auch, dass mir Fotos gelungen sind, die ohne den kurzen Spaziergang nicht möglich gewesen wären.

Botanischer Garten in Hakgala

Etwas enttäuscht sind wir vom Botanischen Garten am Fuße des gleichnamigen Berges Hakgala (zehn Kilometer südlich von Nuwara Eliya). Wir wussten, dass dieser nicht so groß und prächtig ist wie Peradeniya bei Kandy. Wohl aber hatten wir einen Rosengarten und Blumenbeete erwartet. Normalerweise gibt es die auch. Schließlich ist Hakgala dafür bekannt, dass hier Pflanzen aus den gemäßigten Klimazonen an das tropische Klima gewöhnt werden sollen.

Leider aber gibt es hier oben so etwas ähnliches wie einen Winter. Dadurch sind die meisten Rosenstöcke entweder verblüht oder bereits zurückgeschnitten und die Beete zum größten Teil abgeräumt (den relativ teuren Eintritt beeinflusst dies übrigens nicht). So bleiben uns neben der klammen Witterung lediglich die Bäume des Arboretums sowie beim japanischen Garten.

Lohnenswerter ist der Besuch sicherlich im Frühling, wenn die Lotusteiche, die Rosen- und  Blumenbeete und der Felsengarten in voller Blüte stehen. Mit Primeln, Stiefmütterchen, Tulpen, Osterglocken und Hyazinthen könnte man zwar in der kühlen Jahreszeit ein wenig mehr Farbe in den Garten bringen. Da sich aber nur sehr wenige Urlauber hierher verirren, wäre das wohl zu viel verlangt. Kleiner Trost: der Wasserfall im hinteren Bereich ist auch bei nassem Wetter geöffnet.

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