Wer schon einmal in Sri Lanka war, der weiß, dass man hier am besten auf die Sorglospakete der großen Veranstalter verzichtet und die Reise stattdessen selbst organisiert. Daher haben wir als Ausgangspunkt das Hotel Wilde Ananas bei Koggala im Süden von Sri Lanka gewählt. Denn dieses bietet individuell organisierte Rundreisen an, die alle Sehenswürdigkeiten berücksichtigen, welche einem wichtig sind. Zudem sind von dem Hotel Ausflüge in das Fort von Galle und zum Weherahena-Tempel bei Matara gut möglich, sodass man auch spontan etwas unternehmen kann.
Ein unvergessliches Erlebnis war unsere fünftätige Rundreise mit dem Elefantenwaisenhaus in Pinnawela, Besichtigung der Königsstadt Polonnaruwa, Aufstieg auf den Löwenfelsen Sigiriya und zu den Höhlentempeln von Dambulla.
Über Kandy sind wir weiter ins Hochland, haben eine Teefabrik und den Garten von Hakgala besichtigt und den Sri Pada (Adams Peak) bestiegen, bevor uns eine wildromantische Zugfahrt nach Ella brachte. Nach einer kleinen Wanderung bei Ella ging es weiter zu einer Safari durch den Nationalpark Yala West, bei der wir neben Krokodilen, Elefanten und Mungos sogar einen Leoparden zu sehen bekamen.
Nach 8,5 Stunden Flug mit LTU (ab München) landen wir auf dem Bandaranaike-Airport in Sri Lanka. Die Einreise, Abstempeln des Visums und Ausweiskontrolle, verläuft problemlos. Auf dem Weg zum Kofferband fällt uns auf, dass der Flughafen gründlich erneuert wurde.
Ob Laufbänder in einem Land wie Sri Lanka sein müssen, wage ich zwar zu bezweifeln. Dafür aber wissen wir jetzt, wo zumindest ein Teil der vielen Spenden hingeflossen ist.
Wenige Minuten nach der Einreise haben wir unser Gepäck beisammen. Damit wird es spannend. Denn das erste Mal haben wir eine solche Reise direkt bei einem kleinen Hotel gebucht, welches uns vom Flughafen abholen lassen will. Ob das so klappt wie versprochen? Gut, für alle Fälle habe ich zwei weitere Adressen bzw. Telefonnummern, die uns im Notfall weiterhelfen.
Bereits beim Ausgang, an allererster Stelle, kann ich diese jedoch schon vergessen, als uns Saman das Schild »Wilde Ananas« entgegenhält. Sämtliche Vertreter der namhaften Veranstalter stehen übrigens weiter hinten und spicken trotz unserer Begleitung auf die Kofferschilder, ob wir nicht zu ihnen gehören könnten. Egal, mir fällt erstmal ein Stein vom Herzen, dass die Ankunft so gut geklappt hat.
Etwas später lernen wir Biankara kennen, der uns wenige Meter vom Ausgang entfernt mit dem Kleinbus abholt. Leider befindet sich der Flughafen nördlich von Colombo, sodass wir erst die Hauptstadt (auf welchen Wegen auch immer) durchqueren müssen, bevor Biankara ein bisschen schneller zufahren kann.
Da es Dank der leicht chaotischen Fahrweise - Busse, Pkws und Laster, Three-Wheeler (Tuc Tucs), Motorräder und Pferdegespanne fahren sich kreuz und quer gegenseitig in den Weg - in den kleinen Küstenstädten oft nur langsam vorangeht, brauchen wir nochmals gut fünf Stunden, bis wir am späten Nachmittag beim Hotel ankommen.
Ganz im Süden von Sri Lanka besitzt das Hotel Wilde Ananas nur sechs Zimmer. Mit anderen Worten: da wir meine Eltern mitgenommen haben, haben wir gleich ein Drittel der kleinen Pension am Koggala Beach gebucht. Den Luxus der großen Bettenburgen wie riesige Büfetts,
großen Pool, Jakuzzi (Whirlpool) und den ganzen Animations-Schnickschnack kann es in einem kleinen Hotel natürlich nicht geben. Dafür aber wird die Wilde Ananas familiär geführt und sprechen zumindest Saman und Neel gutes Deutsch.
Neben dem Transfer vom und zum Flughafen bietet das Hotel mehrere Kurz- und Tagesausflüge sowie Rundreisen im klimatisierten Kleinbus durch die Insel an. Für uns ist praktisch, dass wir die einzelnen Stationen der Rundreise selbst zusammenstellen können.
Denn der Zahntempel, die Kandytänzer und der Botanische Garten Peradeniya bei Kandy sind zwar sicherlich sehenswert. Wenn man all diese Sachen aber schon kennt, muss man sie nicht unbedingt nochmals anschauen.
Erbaut wurde das Hotel im Jahr 2004 und das zum Glück so stabil, dass es dem Tsunami getrotzt hat. Vor Ort erklärt uns der Inhaber, Jörg Handrock, dass er sich bei den Maurern für ihre gute Arbeit bedankt habe. Schlechter erging es den Häusern in der direkten Nachbarschaft, womit das nächste Gebäude am Strand das Hotel Coral Beach ist.
Da es an der Südwest- und Südküste von Sri Lanka viele kleine Hotels und Gästehäuser gibt, empfiehlt es sich, nicht nur bei den großen Veranstaltern zu suchen, sondern auch auf private Kleinanzeigen zu achten. Denn so schön die Lage eben dieser Hotels oft ist, so können sich die Betreiber bei der geringen Anzahl von Zimmern weder eine teure Werbung leisten, noch sind ihre Anlagen für Tui, Neckermann und Co. interessant.
»Sie verlassen Ihr Zimmer und Sekunden später planschen Sie schon im 27 Grad warmen Indik. Dies völlig ungestört, denn hier gibt es keine Bettenburgen.« So beschreibt der Prospekt den Strand direkt beim Hotel Wilde Ananas. Vor Ort reicht ein Blick, um zu wissen:
hier lädt ein wahrer Traumstrand zum Verweilen ein! Beiderseits des Hotels erstrecken sich weite Kokospalmenhaine, zwischen ihnen und dem Meer lädt ein feiner Sandstrand zu ausgedehnten Spaziergängen ein und das Wasser des Indischen Ozeans ist hier einfach nur traumhaft.
Die Wellen selbst sind zwar in der Brandung teils recht hoch und können einen, passt man kurz nicht auf, schnell mal umwerfen. Schon ein paar Meter weiter draußen aber lässt es sich wunderbar aushalten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich es liebe, wellenzubaden.
Vorgelagert ist ein Riff, welches zum Schnorcheln einlädt. So weit sind wir allerdings nicht raus. Wem es hier zu wild ist, findet etwa 500 Meter eine Art natürliche Badewanne, die von einem anderen Riff fast komplett umschlossen wird, sodass hier kaum eine Welle ans Ufer schlägt.
Wir selbst sind jeden Tag direkt bei der Wilden Ananas Baden gegangen. Einen Pool haben wir weder gebraucht noch vermisst. Genauso wie die »Moooorg’ngymmnastick«, welche uns in schon so vielen Hotels zur Bewegung in der prallen Sonne animieren wollte.
Im kleinen Garten der Wilden Ananas gibt es ausreichend Liegen. Mit Handtüchern reservieren? Wäre bei maximal 14 Gästen eher lächerlich. Sehr schön finden wir die Palmen und mehrere »Wilde Ananas-Bäume«. Diese haben mit der eigentlichen Ananas zwar nicht das geringste zu tun, außer dass die Frucht ähnlich aussieht (bevor sie platzt), dafür aber spenden sie reichlich Schatten. So lässt es sich hier selbst ohne Sonnencreme gut und lange aushalten. Wer lieber stundenlang in der Sonne brutzelt, auch das ist natürlich möglich.
Zum Strand und zu den Seiten ist die Anlage durch einen Gitterzaun geschützt. Denn auch wenn hier alles recht friedlich und gemütlich ist, liegt etwas offen herum, kann es doch die Begierde der Einheimischen wecken.
Wählt man eine Liege außerhalb des Hotels, nehmen die Angestellten die Handtücher und Schuhe wieder mit rein, sobald man Baden oder Spazieren geht.
Als wir in unsere Zimmer gebracht werden, stutzen wir. Sie sind schön und der größere Raum hat als einziges Zimmer direkte Sicht auf den Indik. Aber der kleinere, hintere Raum ist nur über den vorderen zu erreichen. Das bedeutet zugleich: sollten wir (Annette und ich) nachts aufstehen und ins Bad wollen, müssen wir bei meinen Eltern durchs Schlafzimmer. Also nochmals zur Rezeption und gefragt, ob wir nicht ein räumlich getrenntes Zimmer bekommen können?
Das klappt zwar, aber weil das Ersatzzimmer zur Seite rausgeht, kann Annette die halbe Nacht nicht schlafen, da der Straßenverkehr (vor allem die Busse und Lkws) recht laut ist. Und setzt der mal aus, rattert hintendran ein hupender Zug vorbei. Am zweiten Tag haben wir uns dann also wieder im Familienzimmer einquartiert. Der kleinere Raum ist zugleich der leiseste im Hotel.
Interessant ist das Bad. Denn abgesehen von einer wirklich tollen Dusche, einer Badewanne und zwei völlig verschiedenen Waschbecken befinden sich zwei Toiletten in dem Raum.
Als wir Jörg Handrock darauf ansprechen, meint er nur: »Ich konnte nicht die ganze Zeit beim Bau dabei sein. Da passieren dann solche Sachen.«
Auf die Klimaanlage wollten wir eigentlich verzichten, da sowohl meine Eltern wie auch Annette darauf empfindlich reagieren. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit am Meer haben wir sie dann aber doch ab und zu kurz eingestellt, da sonst die Bettlaken und die Wäsche klamm werden.
Obligatorische Mitbewohner im Zimmer sind Geckos, die den Boden frei von irgendwelchen kleinen Viechern halten. Die kommen übrigens am ehesten, wenn man bis spät in die Nacht liest und das Licht unter der Tür durchscheint.
Wie das Essen in der Wilden Ananas schmeckt, lässt sich ganz einfach beschreiben: genial und super lecker! Das gilt vor allem für Fischliebhaber,
weil hier alles ganz frisch zubereitet wird und die Marinaden köstlich gewürzt sind. Der Coral-Fish - ein Gedicht, der Baracuda - ein Gedicht, die Scampis - ein Gedichtband!
Ein unbedingtes Muss ist das Sri Lankan Special. Dieses gibt es ab zwei Personen als Huhn, Rind oder (die ganz leckere) Fischvariante. Dazu werden Reis und verschiedene Gemüsearten gereicht, die wir - zugegeben - an einem Büfett nicht alle auf den Teller gepackt hätten. So aber schreckt selbst Hans-Werner nicht davor zurück, Drachenfrucht, Ladyfingers (eine Art Okra) oder Jackfrucht zu kosten.
Nicht zu versäumen, die gebackenen Kochbananen, die Curry-Gerichte und teils recht scharfen Suppen. Aber auch einfache Pommes schmecken hier erstaunlich gut, weil diese in Kokosöl frittiert werden. Dadurch sind sie zugleich einiges gesünder als konventionell frittierte Pommes. Als Dessert ein paar Zuckerbananen, Ananas-Scheiben und Papaya und perfekt ist das Dinner.
Wie das kleine Mittagessen (wir haben oft nur Suppe oder aber Pommes bestellt) wird auch das Abendessen in der deutschsprachigen Pension ein paar Stunden zuvor bestellt. Das ist zunächst zwar etwas ungewohnt, auf der anderen Seite aber kann man in einem 6-Zimmer-Hotel wohl kaum erwarten, dass alles frisch vorrätig ist. In der Praxis sieht das dann so aus, dass der Junge nach der Bestellung aufs Rad steigt und alles besorgt, was für das nächste Essen gewünscht wird. Und sei es auch nur eine Kokosnuss.