Zugfahrt von Nanu Oya nach Ella

Im Panoramawagen durch das Hochland von Sri Lanka

Bei der Rückfahrt vom Adams Peak nach Hatton müssen wir erneut um einen Großteil des Maussekelle Reservoirs herumfahren. Boote sehen wir keine auf dem See. Geben muss es sie aber. Denn neben den unteren Bereichen der Berghänge rund um den See sind auch ein paar der Inseln mit Tee bepflanzt.

Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, die bisher aber (wahrscheinlich) weder von den Einheimischen als solche erkannt noch für den Tourismus erschlossen wurde. Dabei wäre es sicher ein tolles Erlebnis, den See mit einem Boot zu überqueren, anstatt die ganze Zeit im Bus zu sitzen. Doch wir wollen ja zu unserer Zugfahrt von Nanu Oya.

Kurz bevor wir den See hinter uns lassen, halten wir bei einer der vielen Kirchen dieser Region. Neben der Jahreszahl im Gebäude, 1878, erinnert der kleine Friedhof an die Kolonialzeit.

Auf den Grabsteinen finden sich sowohl die Namen der britischen Kolonialherren als auch die mehrerer Einheimischer, die als Teepflücker (die Berufsbezeichnung steht auf den Steinen geschrieben) zum christlichen Glauben übergetreten waren.

Etwas später kommen wir am Devon Falls vorbei, bei dem das Wasser gut 85 Meter (281 Fuß) in die Tiefe fällt. Direkt gegenüber befindet sich die Kotagala Plantation der Stonycliff Group. Leider wissen wir nicht, wie gut wir in der Zeit liegen (das kann auch Saman nicht wissen),

weshalb wir vorsichtshalber auf eine kleine Teepause auf der recht hübschen Terrasse verzichten. Erst später wissen wir, es wäre eine gute halbe Stunde übrig gewesen. Naja, sei es drum.

Erst hatten wir noch mit dem Gedanken gespielt, die Zugfahrt bereits in Hatton zu starten. Weil wir dadurch jedoch zwei bis drei Stunden länger als mit dem Bus bräuchten,

Mittags am Bahnhof von Nanu Oya

Kurz nach zwölf Uhr kommen wir am Bahnhof von Nanu Oya an und es steht auch schon ein Zug bereit. »Wir können diesen Zug nehmen«, meint Saman. Wir müssten uns aber beeilen. Apropos müssen. »Ja, kein Problem, Biankara zeigt euch.« Hin ist kein Problem. Abgesehen davon, dass das Schild zu den Toiletten, »Gents restroom«, Hans-Werner leicht verwirrt.

Dann aber warten wir auf unsere Frauen. Und warten. Und warten. Und denken uns noch, so lang war die Schlange vorm Schalter doch gar nicht. Bis wir dann endlich beschließen, zum Schalter zurückzukehren. Just  als uns Saman suchend entgegen kommt und etwas zu spät, um zu verhindern, dass Annette, »wo wart ihr denn?«, leicht sauer ist.

Tja, Tickets für die Zugfahrt ab Nanu Oya nach Ella hat Saman noch keine gekauft, erklärt uns dann aber, dass in einer halben Stunde ein Zug mit erster Klasse ankommt. Erste Klasse heißt zugleich: mit Panoramawagen, der sich ganz hinten im Zug befindet. Ob wir in dem Abteil einen Platz bekommen, kann er uns nicht versprechen.

Auch sei es im Moment nicht möglich, ein Ticket auf Verdacht zu kaufen, weil diese wohl nur in Colombo ausgegeben werden. Wohl aber könnten wir die Fahrscheine kaufen, wenn im Panoramawagen Plätze frei wären. Was er allerdings erst bei Ankunft des Zugs genau weiß.

Nach ein paar Minuten Rätselraten (egal welchen Zug wir favorisieren, Saman spricht in beiden Fällen betreten dagegen), entscheiden wir, auf den Erste-Klasse-Zug zu warten. Das übrigens am Bahnhof. Denn leider gibt es in der Nähe des Bahnhofs leider keine Möglichkeit, eine Kleinigkeit essen zu gehen. So zumindest behauptet Saman.
Als der Zug schließlich einfährt, sind tatsächlich mehrere Plätze in der ersten Klasse frei.

Unter einem Panoramawagen hatten wir uns zwar ein Abteil mit Glasdach oder zumindest weit hoch gezogenen Fenstern vorgestellt. Auch ist es etwas ungewohnt, rückwärts sitzend zu fahren. Aber die Polstersitze sind bequem und kurz nach der Abfahrt überlassen uns sogar zwei Männer ihre Plätze ganz hinten im Wagen. Eine wirklich tolle Fahrt beginnt.

Zugfahrt durch das Hochland von Sri Lanka

Gemächlich rattern die Räder über die Gleise. Beiderseits der Strecke bestimmen Teeplantagen im Hochland das Bild. Hohe Bäume spenden den Büschen Schatten, sodass die Blätter in der Höhensonne nicht verbrennen.

Kommen wir am Anfang durch kleine Einschnitte, werden diese mit der Zeit immer tiefer, bis sich dann endlich die Tunnel zwischen hohen Felswänden aneinander reihen.

Weiter oben ändert sich die Landschaft, dominieren erst der Dschungel, dann Nadelwälder. An kritischen Stellen schmiegt sich der Zug nahezu an den Berg. Auf der anderen Seite droht unser Blick in tiefe Schluchten zu fallen.

Güterwaggons, die weiter unten liegen, können nicht beruhigen. Es zieht. Auch ist die Luft hier deutlich kühler. Bis dann endlich die Deckenventilatoren abgestellt werden.

Als Service der Ersten Klasse holt mich der Schaffner. Ich soll ihm folgen. Als wir einen Waggon weiter vorne sind, reißt er die breite Ladetüre auf. Fototime! Denn in der Ferne rauscht ein Wasserfall in sein tiefes Becken. Wow! Und schnell zurück in die erste Klasse, denn sicher ist das.

Immer wieder stehen Menschen an der Seite. Sobald der Zug vorüber ist, nutzen sie die Gleise als Weg. Schüler springen bei einer Haltestelle hinter uns her. In Diyatalawa wissen wir, wir haben alles richtig gemacht. Hier steht der Dritte-Klasse-Zug, der unseren vorbei lassen muss.

Kommentare und Rückmeldungen