Gut drei Jahre, nachdem wir eher unfreiwillig in Riga gelandet waren, sind wir erneut in der lettischen Hauptstadt. Da wir von airBaltic sitzen gelassen wurden, blieb uns damals nur der Bus nach Tallinn. Es ist nicht das, was man sich als Reisender wünscht. Andererseits weckten die wenigen Blicke, die wir während der Fahrt auf die Türme und Jugendstilfassaden der Altstadt von Riga werfen konnten, unsere Neugier. So ist die lettische Hauptstadt diesmal keine Zwischenlandung von airBaltic, sondern Ziel dieser Städtereise.
Da wir erst gegen Mittag ankommen, wollen wir keine Zeit mit Busfahren und Hotel suchen verplempern und nehmen ein Taxi. Mit 15 EUR sind wir dabei. Ganz glücklich sind wir, dass Lettland im Jahr unserer Reise den Euro als offizielle Zahlungsmittel eingeführt hat. Damit entfallen Geld wechseln, das ständige Umrechnen der Preise und zuletzt auch die Gefahr, beim Rückflug noch ein Haufen ausländischer Währung übrig zu haben.
Das Wetter zeigt sich bei unserer Ankunft von seiner schönsten Seite. Und da sich das Hotel Rixwell Old Riga Palace am Rand der Altstadt befindet, sind wir schon bald in den Gassen des mittelalterlichen Zentrums unterwegs. 800 Jahre Stadtgeschichte werden am rechten Ufer der Düna auf einer Fläche von gerade mal einem Quadratkilometer lebendig.
Eindrücke und Verbotenes in Riga
Riga gehört zu den alten Hansestädten, was die Überbleibsel der Festungsanlage, die alten Kontore und Speicher sowie schmalen Gassen spüren lassen. Daneben deuten Städtepartnerschaften auf die traditionellen und engen Verbindungen der Hanse hin. Direkt vor der Petrikirche steht ein Denkmal der Bremer Stadtmusikanten. Ein freundschaftliches Symbol als Geschenk der Stadt Bremen.
Als Pendant zu den »Drei Schwestern von Tallinn« gibt es in Riga das Gebäudeensemble der »Drei Brüder«. Im Gegensatz zu den Tallinner Schwestern sind es hier aber keine Drillinge, sondern Bauten unterschiedlichen Alters. Einer Legende nach wurden sie von drei Männern einer Familie erbaut. Der älteste der »Drei Brüder« wurde um 1490 als Produktions- und Handelshaus erbaut. Auf überflüssigen Schmuck verzichte der Bauherr.
Denn das Gebäude diente vorrangig dem Alltag, der Arbeit und dem Handel. All diese Dinge fanden in einem einzigen großen Raum statt. Der mittlere und wohl prächtigste Bruder stammt aus dem Jahr 1646 und besaß damals schon mehrere Wohnräume. Das dritte und schmalste Haus aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist in kleine Wohnungen unterteilt. Masken in der Fassade sollten die Bewohner vor bösen Geistern schützen.
Gebäudeensemble der Drei Brüder von Riga
Die Angst vor Geistern und Hexen war im Mittelalter und auch später weit verbreitet. Noch heute wollen die Letten laut der Beschilderung keine Hexen in ihren Bäckereien. Aber auch gegen erschöpfte Passanten und Touristen wehrt man sich mit Spikes auf den niedrigen Fenstersimsen.
Das wirkt nicht gerade freundlich. Andererseits gibt es genügend hübsche, kleine Restaurants und Cafés wie das »I Love You« in der Aldau iela. Auch dort können wir uns bei einem guten Latte macchiato wieder erholen und neue Ernergie für weitere Spaziergänge in Riga schöpfen.
Über die Düna nach Kipsala
Wer den Verkehrslärm nicht scheut, sollte über die Vanšu-Brücke hinüber nach Kipsala laufen. Die Brücke bietet bereits eine herrliche Aussicht auf die Silhouette der Altstadt. In Kipsala sind es dann die romantischen Holzhäuser, die den Rundgang lohnenswert machen.
Zentralmarkt in einem Zeppelin-Hangar
Was macht man nicht alles, wenn man ein neues Marktgebäude braucht? Die Rigaer ließen einen Zeppelin-Hangar im Kurland zerlegen und bauten diesen in ihrer Stadt wieder auf. Zumindest teilweise, denn nur die oberen Teile der Hallen wurden verwendet. So können wir heute trocken durch den Obst- und Gemüsemarkt von Riga laufen.