Kessellöcher und Naturbrücke

Der Schwarzwasserbach bildet das größte Seitental im Kleinwalsertal. Das reicht aus, um die größten Besucherströme fernzuhalten. Und das, obwohl uns der Wildbach mit einer Vielzahl an Formen und Eindrücken verwöhnt. Freuen wir uns auf eine abwechslungsreiche Wanderung!

Start bei der Parsennbahn in Riezlern im Kleinwalsertal

Als Ausgangspunkt haben wir den Parkplatz der Parsennbahn in Riezlern gewählt. Direkt unterhalb der Talstation erfolgt der Einstieg in die Wanderung über die Eggstraße. Dieser folgen wir am Hotel Erlebach vorbei bis zum (1) Wegweiser Egg, wo wir links zur Naturbrücke abbiegen. 100 Meter weiter zweigen wir rechts von der Oberen Eggstraße ab und folgen dem gelb-weiß markierten Weg an einem mit Naturstein gestalteten Wassertretbecken vorbei an den Waldrand.

Meisterwerk Naturbrücke im Schwarzwassertal

Wer um luftige Gittertreppen und grob behauene Natursteinstufen lieber einen Bogen macht, bleibt auf dem breiten Schotterweg. In dem Fall geht es auf der befahrbaren Brücke über den Schwarzwasserbach und wenige Schritte weiter links zurück auf unseren Wanderweg. Wer die oben genannten Hindernisse nicht scheut, wechselt beim Wegweiser oberhalb der Brücke links auf den schmalen Pfad. Nach ebenfalls nur wenigen Metern haben wir freie Sicht auf die (2) Naturbrücke. Auf den ersten Blick erscheint der Bogen über dem Schwarzwasser von Menschenhand geschaffen worden zu sein. Das am meisten bestaunte Naturwunder im Schwarzwassertal haben wir stattdessen der besonderen Geologie zu verdanken.

Entstehung der Naturbrücke am Schwarzwasserbach

Weil der hier anstehende Schrattenkalk (siehe Tipp) wasserdurchlässig und dadurch Höhlen bildend ist, wurde der Fels unterspült und der gebrochene Boden im Lauf der Jahrtausende fortgespült. Die Naturbrücke blieb als Brückenbogen mit einer Spannweite von fünf Metern stehen. Außer dem nahezu kreisrunden Becken unterhalb der Brücke hat der Schwarzwasserbach etwa 40 Meter flussaufwärts mehrere Gletschermühlen aus dem Fels gespült. Vom Aussichtspunkt gelangen wir über eine Leiter hinunter auf die Brücke, wo wir weitere schöne Eindrücke sammeln können. Anschließend geht es auf felsigen Terrain an den nur 200 Meter langen Aubach und zurück auf den breiten Wanderweg, wo wir links abbiegen.

Aufstieg durch das Schwarzwassertal

Wir folgen der gelb-weißen Wegmarkierung aus dem Waldstreifen heraus durch die offenen Wiesen zwischen dem Bach und dem Hohen Ifen. Beim Haus Wimmer kreuzen wir den Auweg. Direkt am Wegrand ist der Alte Sennkessel der Alpe Melköde ausgestellt. Von 1914 bis in die 1950er Jahre hinein diente der Kessel der Käse- und Butterherstellung. Heute wird er zum Sommer mit farbenfrohen Geranien und Petunien bepflanzt. Ein kurzes Stück weiter kreuzen wir die Wäldelestraße und passieren ein Freizeitgelände mit Fußballfeld und dem Mountainbikepark von Au. Schließlich schwenkt der Weg zurück an den Schwarzwasserbach und tauchen wir in den Wald ein.

François-Poncet-Bank

Immer leicht ansteigend verläuft der Wanderweg auf dem nächsten Abschnitt ein gutes Stück oberhalb des Bachs. Durch den Wald ist die Sicht auf das Wasser leider eingeschränkt. Das gilt auch für einen an sich malerischen (3) Wasserfall, der vom Gegenhang in den Schwarzwasserbach stürzt. Als Nächstes führt uns der Weg zur (4) François-Poncet-Bank. Sie ist dem Botschafter, Hochkommissar und Schriftsteller André François-Poncet gewidmet. Als Gefangener der Gestapo wurde er vom 24. November 1943 bis zum 2. Mai im Ifen-Hotel als Geisel gehalten. Der Franzose nutzte die Zeit für Spaziergänge durch »eine Landschaft, die von einem [...] Maler des 18. Jahrhunderts gemalt zu sein scheint«. Wer die Natursteinbrücke im Bereich der Kessellöcher auslassen möchte, kann bei der Bank auf den Brennbodenweg nach Hirschegg abbiegen. Zusammen mit der Umgehung der Naturbrücke handelt es sich dann um eine technisch leichte Wanderung.

Aufstieg zu den Kessellöchern

Andererseits wäre es schade, auf die Kessellöcher zu verzichten. Hierfür laufen wir geradeaus weiter. Dieser Abschnitt verläuft wieder direkt entlang des Bachs und führt uns an einer Lichtung mit Krokussen und Weißer Pestwurz vorbei bis zu einer Aufweitung des Bachbetts. Schon hier lohnt es sich, kurz innezuhalten und die vom Wasser geschaffene Formenvielfalt auf sich wirken zu lassen. Der Aufstieg zu den (5) Kessellöchern erfolgt auf der linken Seite.

Vor allem während der Schneeschmelze oder nach Starkregen rauscht hier der Schwarzwasserbach spektakulär in die Tiefe. Im oberen Bereich ermöglicht eine Brücke einen schwindelerregenden Blick auf den Wasserfall sowie auf die tief unter uns liegenden Auswaschungen. Da ein Teil des Schwarzwasserbachs unterirdisch abfließt, fällt dieser Bereich regelmäßig trocken. Anstelle des tosenden Wassers treten dann die Details der Kessellöcher deutlich zutage.

Varianten für den Rückweg

Ab der Brücke trennen uns noch wenige Stufen von der Schwarzwassertalstraße, der wir links zum Übergang ins Breitachtal nahe dem (6) Café Walserblick folgen. Von dort können wir der Beschilderung über die Straße Oberhirschweg, dem Rohrweg sowie der Fußwegverbindung zum Gerbeweg hinunter zum Endpunkt beim Walserhaus folgen. Wer sich den Abstieg sparen will, kann ab der Anhöhe alternativ mit der Buslinie 5 zurück zur Haltestelle bei der Parsennbahn fahren. Die dritte Möglichkeit führt uns schließlich in 20 Minuten zur (7) Bergstation der Heubergbahn, mit der wir gelenkschonend hinunter zum (E) Walserhaus gelangen, wo wir zufrieden auf eine abwechslungsreiche Wanderung zurückblicken können.

Tipp Schrattenkalk

Als Schrattenkalk wird eine Gesteinseinheit der Kreidezeit bezeichnet, die in der Schweiz, im Vorarlberg und Allgäu vorkommt. Benannt ist sie nach der Schrattenfluh, einem Berg im Kanton Luzern. Im Kleinwalsertal bildet der Schrattenkalk die 25 km² große Karstlandschaft am Gottesackerplateau nördlich des Hohen Ifen.

Anfahrt, Anforderung und GPS-Daten zur Wanderung

Über die B 19 bis kurz vor Oberstdorf fahren, im Kreisverkehr in Richtung Kleinwalsertal abfahren und der B 19/L 201 bis Riezlern folgen. Dort nach der Breitachbrücke rechts in die Schwarzwassertalstraße abbiegen.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Ab Oberstdorf fährt die Walserbuslinie 3 zur Haltestelle Parsenn in Riezlern. Die Linien 1 und 2 halten bei der Breitachbrücke. Die Rückfahrt erfolgt ab dem Walserhaus mit der Linie 1.

AusgangspunktParsennbahn in Riezlern
KoordinatenN 47.3551, E 10.1770
Gehzeit2 Stunden
Distanz5,9 km
Anstiege250/200 HM
AnforderungenDer Aufstieg zu den Kessellöchern erfolgt über eine grobe Steintreppe, die Naturbrücke kann auf breitem Weg umgangen werden. Sonst bequem zu wandernde Wege und schwach befahrene Straßen.
EinkehrCafé Walserblick, in Hirschegg
GPS-DatenWanderung Kessellöcher und Naturbrücke gpx
kml-DatenWanderung Kessellöcher und Naturbrücke kml

Wanderkarte zur Naturbrücke und den Kessellöchern

Höhenprofil

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