Orheiul Vechi, was Alt Orhei bedeutet, bildet zusammen mit dem Dorf Butuceni einen der bestbesuchten Touristenorte Moldawiens. Durch die Nähe zur Hauptstadt Chisinau ist die Siedlung zugleich ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge. Somit wird Butuceni zu einer Art großem Freilichtmuseum. Für Tagestouristen geht dies mit einem Eintrittsgeld in diese Gegend einher.
Unsere Anfahrt erfolgt über das Städtchen Orhei. Sowie wie wir dieses verlassen, wird es ländlicher. Von irgendwo muss das Obst und Gemüse für die Lebensmittelindustrie von Orhei ja herkommen. Wir fahren durch Agrarflächen, Plantagen und Wälder. Im Dorf Ivancea stehen eigentlich der Gedenkpark und das Rathaus auf unserem Programm. Doch wir verzichten auf einen weiteren Stopp. Wir wollen zunächst ins Hotel bei Orheiul Vechi und uns das Andenken vom Friedhof in Orhei, den Ruß von den Beinen waschen. Kurz nach Branesti beginnt die besondere Landschaft des Raut. Hier beschreibt der Fluss eine doppelte enge Schlaufe durch das Tal zwischen mit Gras bewachsenen Hügeln und steil abfallenden Kalksteinfelsen.
Schließlich sehen wir die Brücke vor uns, welche von der Pestere-Landzunge über die Raut zur Butuceni-Landzunge führt. Einfach darüber hinweg fahren ist jedoch nicht. Dafür sorgt die Polizei, welche uns zwar nicht kontrolliert, aber zur Touristenverwaltung winkt. Wir sind vom Eintrittsgeld befreit, da wir ein Hotel in Butuceni gebucht haben. Doch zunächst müssen wir dies der Touristverwaltung verklickern. Trotz des hohen Besucheraufkommens sind Gäste mit Russischkenntnissen klar im Vorteil. Leider spricht hier keiner Englisch oder Deutsch.
Stattdessen fragt uns die Angestellte, ob wir Französisch sprechen? Wir sind glücklicherweise auch auf so eine Situation vorbereitet. So schicke ich Lars seit geraumer Weile in den Französischunterricht. Dass uns dies ausgerechnet bei einem Roadtrip durch Moldawien weiterhilft, zählt dann zu den kleinen Überraschungen einer Reise.
Butuceni ist ein typisches Straßendorf. Und diese eine Straße, die sich wie eine Lebensader durch den Ort zieht, ist typisch moldawisch, was heißt: naturbelassen. Somit stauben wir sämtliche Touristen ein, die uns bei unserer Suche nach der Resedinta Rotunda ausweichen. Zu deren Unglück ist die Residenz eines der letzten Häuser im Ort. Es bleibt kein Spaziergänger verschont. Da nützt es auch wenig, im Schritttempo zu fahren. Das blaue Bauernhäuschen indes ist gut zu finden und der dazu gehörende Parkplatz befindet sich gleich gegenüber dem Eingang. Prima.
Im Nebenhaus bekommen wir ein hübsches Zimmer. Es ist zwar klein, dafür aber herrlich verträumt eingerichtet. Das Bad ist modern, sauber und mit allem ausgestattet, was man so braucht. Außer unserem sind im Nebengebäude noch zwei weitere Zimmer untergebracht. Das gegenüber von uns ist sogar ein riesiges Mehrbettzimmer. Trotz täglichem Gästewechsel genießen wir in der Rotundu eine angenehm ruhige Zeit.
Das Restaurant im Hof steht auch Tagesgästen offen. Entsprechend überrascht sind wir, als am Abend alle Tische besetzt sind. Zum Glück haben wir schon mit der Ankunft reserviert. Von dem Hof reicht die Sicht über die Straße hinweg zu den riesigen Gärten der Rotundu.
Dort wird ein Großteil der Lebensmittel geerntet und zum Frühstück, Mittag, Kaffee oder Abendessen serviert. Frischer geht es kaum. Die Limonade ist selbstgemacht, der Wein selbst gekeltert, dazu Fisch, Steak und Lamm – wir lassen es uns beide Abende richtig gut gehen.
Vor unserem Zimmerfenster befindet sich die Veranda mit einer gemütlichen Couch unterm Dach. Solange Gäste im Restaurant sitzen, verweilen wir in dieser ruhigen Ecke. Später sitzen wir mit einem Glas Wein am Lagerfeuer, welches der Gärtner extra für uns entfacht. Um uns herum blüht und gedeiht es überall im gepflegten Garten. Mein Schwiegerpapa, unser Obergärtner, würde sich hier sicher wohl fühlen. Auch schön ist es zu beobachten, mit welch Liebe die neuen Frühlingspflanzen angeliefert, verteilt und in teils winzige Pflanzflächen gesetzt werden.
Frühstück in der Resedinta Rotundu
Wie im Garten wird auch beim Frühstück viel Wert aufs Detail gelegt. Es gibt frisch gepressten Orangen- und Karottensaft, selbstgemachte Marmeladen, Gebäck, Eierspeisen, Blinis, einfach alles, womit man sich den Morgen versüßen und die Hüften bereichern kann. Bei schönem Wetter sitzen wir draußen im Hof, auch wenn es morgens noch ganz schön frisch ist. Wir haben uns einen ländlichen Abschluss für Moldawien gewünscht. Dafür ist das nette Bauernhaus der Resedinta Rotundu mit seinem liebenswerten Personal perfekt. Und zum Abschied gab es noch Pfefferminztee aus dem Garten für zu Hause.
Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten der einzelnen Touren
Die Anfahrt erfolgt ab Chisinau über die M2 bis zum Abzweig nach Ivancea. Weiter über die R23 durch Ivancea bis Branesti. Ab dem Ortsende auf die Nebenstraße wechseln und der Beschilderung nach Orheiul Vechi bzw. Butuceni folgen. Parken im Ort, die von uns angegebenen Koordinaten führen bis zur Resedinta Rotunda am Ortsausgang nach Moraovaia.
Ausgangspunkt | Resedinta Rotundu |
Koordinaten | N 47.2987, E 28.9806 |
Gehzeit | 1.30 (Tour 1 und 2) bis 3 Stunden (Tour 3) |
Distanz | Tour 1 Butuceni-Hügel 4,7 km Tour 2 Morovaia 5,2 km Tour 3 Pestere 8,8 km |
Anstiege | Tour 1 ca. 50 HM Tour 2 ca. 130 HM Tour 3 ca. 170 HM |
Anforderungen | T2 bis T3 (bei Aufstieg zu den Einsiedlerhöhlen) |
Einkehr | Villa Etnica, in Butuceni |
GPS-Daten | Wanderungen Butuceni gpx |
KML-Daten | Wanderungen Butuceni kml |
Eindrücke unserer Rundfahrt durch Siebenbürgen und Moldawien.