Unser Taxifahrer in der Hauptstadt Chisinau entschuldigt sich für sein schlechtes Englisch. Das hindert ihn jedoch nicht, den Reiseführer zu mimen. Auf der vierspurigen R2 kommen wir am Botanischen Garten vorbei und nähern uns der Innenstadt. Stolz erklärt er, dass wir auf das »Tor von Kisinev« zufahren. Dieses wird von zwei monströsen Plattenbauten gebildet, welche ein überdimensioniertes Stadttor darstellen sollen.
Einst war es als Fortschrittssymbol gedacht und sollte die Ankommenden in der Stadt Willkommen heißen. Doch an der Bausubstanz der 1960er Jahre nagt unerbittlich der Zahn der Zeit. Je näher wir dem Tor sind, desto deutlicher wird das Ausmaß der Schäden. In einer der Tor-Wohnungen wohnen? Bitte nicht. Gleiches gilt für die nachfolgenden Plattenbauten, die den Charme von Dresden nach der Wende besitzen.
Auf dem weiteren Weg zur Stadtmitte von Chisinau werden die Zeugen aus der Sowjetzeit niedriger. Fröhlich erklärt der Fahrer, dass wir in das »Zentrum vom Zentrum vom Zentrum« fahren. Prima, denn genau dort steht unser Hotel. An der Kreuzung der Strada Alexandru cel Bun mit der Strada Eugen Doga nimmt uns der Hotelwachmann in Empfang.
Denn hier ist Schluss mit Fahren. Und irgendwer muss schließlich unseren Koffer schleppen. Das City Park Hotel befindet sich also in einer Fußgängerzone. Wir laufen die letzten Meter, checken schnell ein, ziehen uns nur geschwind um und brechen auch schon wieder auf. Denn 33°C und Sonnenschein muss man ausnutzen.
Kurz vor unserer Ankunft hatten wir einen kleinen Markt gesehen. Da es inzwischen drei Uhr ist, fürchten wir, dass dieser bald schließt und die Stände abgebaut werden. Deswegen ist er auch unser erstes Ziel. Durch den Kathedralenpark gelangen wir zum Boulevard Stefan cel Mare und stellen fest,
dass auch Chișinău dem typischen europäischen Altstadtbild gleicht: Klassizistische Architektur wird von modernen Glasbauten überragt. Auch die üblichen Markenläden und Fastfood-Ketten haben sich hier längst breit gemacht und die am meisten Profit versprechenden Standorte gesichert.
Zwischen dem Nationaltheater und dem Orgelsaalgebäude erreichen wir den kleinen, aber netten Kunstgewerbemarkt. Im Schatten hoher Bäume geht es ruhig zu. Der Markt ist mit Matrjoschkas und Co teilweise für Touristen ausgelegt. Wären von denen mehr anwesend, stünde der Platz Havannas Büchermarkt auf dem Plaza de Armas in Nichts nach.
Außer den Verkäufern sehen wir jedoch nur wenige Menschen. Es ist einfach zu warm. So treibt die Hitze auch uns bald in den angrenzenden Central Pub. Erst einmal einen Cappuccino und eine kühle Limonade trinken. Danach bleibt immer noch genug Zeit, den Stadtrundgang fortzusetzen.
Ab der Strada Eugen Doga zum Ausgangspunkt auf dem Kathedralenplatz im Stadtwäldchen. Stationen laut Stadtplan: Triumphbogen, Boulevard und Denkmal Stefan cel Mare, historischer Stadtpark mit dem Monument »Alexandr Pușkin«, zurück zum Boulevard und vorbei am Präsidentenpalast zur Verklärungskirche, weiter zur Nikolaikirche, Abstecher in die Strada Alexandru Lapusneanu, zurück entlang des Boulevards am historischen Rathaus vorbei bis zum Theaterplatz mit dem kleinen Kunst- und Trödelmarkt. Anschließend zurück zum Kathedralenplatz, wo der Spaziergang nach gut 6 km endet.
Ab dem Kathedralenplatz den Boulevard Stefan cel Mare überqueren, nach dem historischen Rathaus rechts zur Pantelimonkirche abbiegen, ab dort zunächst rechts in die Straße des 31. August 1989 abbiegen und zur Blauen Kathedrale (links) laufen. Anschließend der Straße des 31. August 1989 in entgegengesetzter Richtung bis zum Militärmuseum folgen, links zurück zum Boulevard und der Hauptverkehrsachse am Befreiungsdenkmal vorbei bis zum Bahnhof folgen. Anschließend zurück zum Befreiungsdenkmal und links zur Ciufleakathedrale abbiegen. Weiter der gleichnamigen Straße bis zum Boulevard Dacia, dort erst rechts in die Bukarest-Straße, dann links in die Tolstoy-Straße abbiegen. Wer wir den Abzweig verpasst, über die Brücke läuft und das große Einkaufszentrum vor sich sieht, kann durch die Schrebergärten laufen. Er trifft dann auf die Strada Ion Inculet, auf der es rechts zur Tolstoy-Straße geht. Der Tolstoy-Straße am Heldendenkmal vorbei in den Heldenpark folgen und weiter in nördliche Richtung durch den Zentralfriedhof laufen. Ab dem nördlichen Ende des Friedhofs führt uns die Armenische Straße zurück zum Boulevard Stefan cel Mare, wo wir rechts zur Piaţa Centrală und links zurück zum Kathedralenplatz finden. Mit dem Umherlaufen kommen bei diesem Spaziergang sicherlich 15 km zusammen.
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