Vulkanlandschaft der Ponta dos Capelinhos

Eine Wanderung zum glücklichen Leuchtturm

Am zweiten Tag auf Faial steht nach einem ausgiebigen Frühstück mit der Ponta dos Capelinhos die zweite Wanderung auf dieser Insel an. Diesmal geht es entlang der Südküste und über Castela Branco in den Westen von Faial. Wo die EN1-1A nach Norden Richtung Praia do Norte schwenkt, biegen wir links auf die EN 3-2 ab und folgen dieser bis nach Capelo. Dort parken wir in Sichtweite der Dorfkirche.

Auf der wenig befahrenen Durchgangsstraße von Capelo passieren wir den Friedhof und die Kirche und biegen dann rechts auf einen mit Gras bewachsenen Weg ab. Schon auf diesen Metern liegt der Duft von Minze in der Luft. Das muss wohl so sein. Denn beiderseits des Wegs steht die Minze während unserer Wanderung in voller Blüte. Daneben entdecken wir ein Kaninchen, das über die Wiese hoppelt.

Minze und Lantanen beim Einstieg der Wanderung

So schön dieser Einstieg in die Wanderung ist, so müssen wir doch aufpassen, wo wir hintreten. Denn außer der Minze wachsen hier auch einige Lantanen, die zum Teil in den Weg hineinragen und einem leicht die Beine verkratzen können. Dafür sind die reich und in mehreren Farben blühenden Halbsträucher schön anzusehen.

Nach 700 Metern auf dem Grasweg biegen wir links auf einen breiteren Schotterweg ab und treffen auf eine Gruppe holländischer Wanderer. Diese legen ein höheres Tempo als wir ein, müssen dafür aber immer wieder Pausen einlegen, sodass wir sie immer wieder vor uns sehen. Und das, obwohl wir uns reichlich Zeit lassen, um zu Fotografieren und unsern Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.

Nachdem von rechts ein zweiter Schotterweg auf unseren trifft, sind es noch rund 400 Meter, bis zum Abzweig hoch zum Cabeco Verde. Nach dem flacheren Abschnitt auf dem Schotterweg wird der Weg nun wieder steiler, führt dabei aber über eine asphaltierte Straße, sodass wir gut vorankommen.

Auf dem rot-gelb markierten PR1-FAI geht es damit an einer mit Farnen, Baumheide und wilden Ingwer üppig grünen Landschaft hinauf zum Cabeço Verde, dem »Grünen Kopf«. Der erste kleine Vulkankegel dieser Wanderung Tages befindet sich knapp 500 Meter über dem Meer.

Vulkankrater Cabeco Verde - Der Grüne Kopf

Durch die Nähe zur Westküste bilden sich am Cabeco Verde oft Wolken. So sehen auch wir uns, als wir nach einer Stunde sowie gut 300 Höhenmetern ab der Kirche in Capelo oben angekommen, von Nebel- und Wolkenschwaden umringt. Um den Krater führt ein kurzer Rundweg. In welche Richtung man diesen läuft, spielt an sich keine Rolle. Wir biegen links ab, sodass sich uns zunächst die Sicht hinunter nach Capelo öffnet.

Blicken wir zur anderen Seite, schauen wir stattdessen über einen Streifen Ingwer und, daran anschließend, Hortensien, in die mit Baumheide reich bewachsene Caldeira. Sowie wir zu einem Funkmasten und auf die Westseite des Vulkans kommen, rückt schließlich die Landspitze der Ponta dos Capelinhos ins Bild. Auf der wind- und wolkenabgewandten Seite geht es von dort zurück auf den Wanderweg.

Furna Ruim - Eine eingestürzte Lavahöhle

Vom Cabeco Verde kehren wir auf demselben Weg zurück zum letzten Abzweig. In der markanten Linkskurve verlassen wir die Straße und wechseln rechts auf den gelb-rot markierten Wanderweg Richtung Caldeirão und Furna Ruim. Es ist kaum mehr als ein ausgetretener Pfad, der relativ steil abfällt und ein gesundes Maß an Trittsicherheit erfordert.

Der Abstieg führt einen niedrigen Wald zu einer Art Höhle. Es handelt sich dabei um die Furna Ruim, einer eingestürzten Lavahöhle. Auch wenn wir bis an den steil abfallenden Rand der Höhle herantreten können, wo uns nur ein provisorischer Zaun vom Abgrund trennt, ist so gut wie nichts zu sehen. Die Vegetation ist hier so dicht, dass wir tatsächlich nur in ein schwarzes Loch starren.

Wie weit es bis zum Grund der Höhle ist, lässt sich von oben nicht bestimmen. Dafür soll die für Menschen unzugängliche Höhle ein Paradies für Tiere sein. Wie wohl Kühe darüber denken, wenn sie da zufällig hinunter poltern? Doch auch wir geben acht und verzichten darauf, uns über das instabil wirkende Geländer zu lehnen, um vielleicht ein, zwei Meter tiefer in den schwarzen Schlund zu blicken.

Etwa 30 Meter weiter führt uns der Wanderweg links durch einen niedrigen Wald zu einen Aussichtspunkt. Bei gutem Wetter sollte sich uns die Sicht zur Westspitze von Faial öffnen. Es sei, niedrige Wolken versperren einem die Aussicht. Ohne länger zu verweilen, laufen wir sogleich weiter, wobei es auf dem nächsten Abschnitt über einen teils mit Stufen versehenen Pfad einige Meter bergab geht.

Die Vulkankegel Cabeço da Fonte und do Chanto

Wo der steinige Weg einfacher wird, kommen wir zum Cabeço da Fonte. Wie schon beim Cabeço Verde spielt es auch hier keine Rolle, ob wir links oder rechts um die Caldeira herumwandern. Auf der Nordwestseite des Vulkans vereinen sich beide Wege wieder. Ab dort haben wir bald eine befahrbare Piste erreicht und sehen vor uns den Kegel des Cabeço do Chanto.

Wer möchte, kann noch 700 Meter weiter auf dem geradeaus bzw. hoch zur Caldeira laufen, um in das grüne Innere des Vulkankraters zu blicken. Auch um den Rand des Cabeço do Chanto führt ein Rundweg. Von der Nordwestseite des Vulkans führt dann ein Weg an der Höhle des Cabeço do Chanto vorbei hinunter zur Küstenstraße.

Die Bar Fim do Mundo - Das Ende der Welt bei Norte Pequeno

Wir indes biegen rechts ab und folgen dem Schotterweg in nordöstlich Richtung bis nach Norte Pequeno. Dabei bleiben wir bei der nächsten Weggabelung auf dem Hauptweg, um wenige Minuten weiter in einer Linkskehre geradeaus weiter zur Kirche von Norte Pequeno zu laufen, wo wir auf die Küstenstraße ER 3 kommen. Links ist es nur noch ein Steinwurf bis zur Bar Fim do Mundo, das »Ende der Welt«.

Tatsächlich handelt es dabei um einen kleinen Lebensmittelladen mit ebenso kleiner angeschlossenen Bar und Terrasse. In dieser Gegend ist es die einzige Möglichkeit, seinen Proviant zu überraschend günstigen Preisen aufzufüllen. Bemerkenswert ist außerdem das kleine Klo, welches einen vor Wahl stellt: entweder schließt man die Tür - oder man hat Licht. Hoffen wir, dass die Betreiber eine bessere Lösung finden.

Anschließend folgen wir der Küstenstraße nach Westen über eine kleine Anhöhe, bis wir auf den Wanderweg treffen, der über den Cabeço do Chanto führt. Hier biegen wir zunächst links von der Küstenstraße ab und folgen der gelb-roten Markierung über einen Erdweg bis hoch nach Vicia, einem alten Wal-Beobachtungspunkt.

Leider ist dieser durch die nahen Vulkanausbrüche und den Zahn der Zeit weitgehend verfallen. Der Rest des Bauwerks ist damit mit Vorsicht zu genießen, zumal es bessere Orte gibt, um nach Walen Ausschau zu halten. Dafür bietet der Aussichtspunkt eine gute Sicht auf die Vulkane der Capelinhos.

Auf dem Weg in die Vulkanlandschaft

Nach dem Abstecher zum Walbeobachtungspunkt Vicia kehren wir zur Küstenstraße zurück. Dort steigen wir über die Leitplanke und folgen dem einigermaßen gut sichtbaren Wanderpfad durch die Vulkanlandschaft im Westen Faials zu den Eruptionen aus den Jahren 1957 bis 1959.

Schön zu sehen ist, wie sich die Natur über den kargen und an vielen Stellen lockeren Boden wieder ausbreitet. Bisher sind es vor allem (Schilf-) Gräser, die zwischen den lose herum liegenden Steinen wachsen. Doch auch Nachtkerzen und die für Strände typischen Dickblätter können sich stellenweise behaupten.

Sowie der Weg nach links schwenkt, wird die Landschaft noch unwirtlicher. Hier ist das vulkanische Material fein wie Sand. Weite Teile der gelben, roten, vor allem aber grauen Hänge sind frei von jeder Vegetation. Als Folge ist es für den an der Küste vorherrschenden Wind ein Kinderspiel, die feinen Sandkörner aufzunehmen und uns um die Ohren zu blasen.

Da der Weg durch eine Rinne führt, durch die der Wind auch ganz gerne mal pfeift, bringen wir diesen Abschnitt möglichst schnell hinter uns. Die einzelnen Schichten, die bei den Eruptionen entstanden sind und die sich in einer Art Minicanyon gut ablesen lassen, lohnen dann aber doch, kurz innezuhalten und die faszinierende Landschaft auf uns wirken zu lassen.

Das Naturschauspiel vom September 1957

Im Anschluss an der Auswaschungsrinne sind es nur noch wenige Meter bis zur Straße, der wir rechts hinunter zum 2008 neu errichteten Informations- und Besucherzentrum am alten Leuchtturm folgen. Einst stand dieser auf einer vom Meer gut einsehbaren Klippe direkt an der Steilküste. Da steht er auch heute noch. Allerdings hat sich die Umgebung durch den Ausbruch des Vulcão dos Capelinhos grundlegend geändert.

Das Naturschauspiel kündigte sich am 16. September 1957 mit einem leichten Beben der Erde an. Bis zum 27. September registrierten die Seismographen 200 Erdstöße. Dann ebbten die Beben ab und folgten erste Eruptionen vor der Westküste Faials. Am 29. September 1957 erfolgte schließlich der Hauptausbruch des Vulkans mit etlichen Explosionen. Nach wenigen Tagen ragte die Rauchsäule fünf Kilometer hoch in den Himmel.

Während die Menschen in der Umgebung vor dem heftigen Ascheregen flüchteten, harrte der damalige Leuchtturmwärter an Ort und Stelle aus. Schon mit den ersten Beben - und auch später noch - hätte er sich zwar ebenfalls in Sicherheit bringen können. Sein Verantwortungsgefühl gegenüber anderen aber untersagte ihm das Verlassen seines Postens.

Ungeachtet der fünf Kilometer hohen Rauchsäule sah er es als seine Pflicht, den Leuchtturm weiterhin zu betreiben und die Schiffe vor der Küste Faials zu warnen. Ob ihn überhaupt jemand neben dem gewaltigen Naturschauspiel bemerkt hat, ist nicht überliefert. Wohl aber blieb der Leuchtturm stehen und überlebte der Leuchtturmwärter den Ausbruch.

Der Ausbruchserie fielen 300 Häuser zum Opfer

Auf der linken Seite des Leuchtturms an der Ponta dos Capelinhos führt ein schmaler Fußweg an die alte Geländekante. Was wir unterhalb sehen, ist durch die Ausbruchserie des Vulcão dos Capelinhos entstanden. Eine erste Vulkaninsel, die nach den ersten Eruptionen am 10. Oktober 1957 hufeisenförmig auf einer Länge von 600 Metern bis zu 100 Meter hoch aus dem Meer ragte, fiel jedoch bald wieder in sich zusammen. Noch bis Monatsende war die Insel wieder komplett vom Meereswasser bedeckt.

Allerdings hatte das viele Material den zuvor 70 Meter tiefen Meeresboden deutlich angehoben. Dadurch brachten die im November folgenden, ebenfalls heftigen Eruptionen eine neue Insel hervor, die ab dem 12. November über eine neue Landbrücke mit der Insel Faial verbunden war. Über einen Zeitraum von 13 Monaten kam es immer wieder zu Ausbrüchen, bei denen Lavabrocken bis zu 500 Meter hoch in die Luft geschleudert wurden oder als Strom ins Meer abflossen. Den Erschütterungen und dem Ascheregen fielen 300 Häuser zum Opfer.

Eine Mondlandschaft - aber auch ein Natura2000 Schutzgebiet

Bis heute gleichen weite Teile des Ausbruchgebietes noch immer einer Mondlandschaft. Wohl aber treffen wir bei der alten Geländekante auf einen gut befestigten Fußweg. Wir nutzen diesen für einen Abstecher auf die noch junge Halbinsel der Azoren. Wo der Weg unterhalb des Leuchtturms ein lockeres, zum Meer abfallendes Lavasandfeld kreuzt, ist dieser mit einem einseitigen Zaun gesichert.

Die offenen Steilwände sowie auch eine aus härterem Material bestehende Lavasäule dienen heute Seevögeln als Brutrevier. Von allem Flussseeschwalben und Rosenseeschwalben sowie Gelbschnabel-Sturmtaucher nutzen die Plätze für die Aufzucht ihrer Jungen. Um die Natur zu schützen, wurde hier das Natura2000-Gebiet Caldeira und Capelinhos eingerichtet.

Auf etwa 30 Meter über dem Meer durchschreiten wir den tiefsten Abschnitt des Fußwegs. Danach folgt der Aufstieg zu einer 90 Meter hoch gelegenen Geländekante auf der Westseite des Volcão dos Capelinhos. An sich wären die 60 Höhenmeter relativ schnell zu bewältigen. Allerdings ist der Untergrund rutschig, sodass wir deutlich mehr Kraft aufwenden müssen als auf hartem Gestein.

Zudem sind wir auch hier wieder dem Wind ausgesetzt, der das Vorankommen zusätzlich erschwert. Sowie wir die Kante erreicht haben, liegt der kräftezehrende Abschnitt aber auch schon hinter uns. Da der weitere Weg erst um ein sanft zum Meer abfallendes Lavasandfeld, dann zwischen zwei Erhebungen des Vulkans führt, kommen wir auf dem Weg zum Westende aber umso besser voran.

Bei den roten Vulkanfelsen

Dabei lohnt es sich auch hier, immer wieder mal stehen zu bleiben und den Blick über den Vulkan schweifen zu lassen. Denn bis heute ist der Boden so karg, dass man sich in eine Mondlandschaft versetzt fühlt. Das ist wohl auch ein Grund, warum der nur 3,2 Kilometer lange Rundweg trotz des nur mittleren Schwierigkeitsgrad vor Ort mit einer Dauer von zwei Stunden angegeben ist.

Wir indes belassen es beim Abstecher zur westlichen Kante. Hier sind die Asche und der Lavasand weitgehend ins Meer gespült worden, sodass die hier überwiegend roten Vulkanfelsen offen zutage treten. Apropos treten: es wird dringend davon abgeraten, zu nah an den Rand der Klippen heranzutreten. Denn immer noch ist das Gestein an vielen Stellen instabil und brechen auch mal größere Teile ab.

Auf dem Küstenweg zum alten Hafen von Comprido

Vom Vulkan kehren wir auf demselben Pfad wieder zurück zum Abzweig unterhalb des Leuchtturms. Von dort folgen wir dem Küstenweg als Nächstes zum alten Hafen von Comprido. Seit den Vulkanausbrüchen von 1957 und 1958 ist das Hafenbecken wohl noch für kleinere Boote nutzbar, größere Schiffe können hier jedoch nicht mehr landen.

Dafür hat sich der Hafen zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt und wird die Bucht als Meeresschwimmbecken genutzt. So erleichtern neben dem breiten, ins Meer gebauten Weg mehrere Leitern den Gang ins und aus dem Wasser. Auch ein Sprungbrett ist vorhanden, wobei ich vor dem ersten Sprung jedoch die Wassertiefe überprüfen würde.

Durch den Regen zurück nach Capelo

Auf dem weiteren Weg zu den nahezu komplett verschütteten Ruinen von Comprido, zweigt nahe einer Wendeplatte eine staubige Fahrpiste rechts ab. Auf dieser erfolgt unser Rückweg nach Capelo, wobei wir uns nun immer in der Nähe der Küste befinden. An sonnigen Tagen kann es auf dem zerkleinerten, dunklen Lavamaterial sicherlich knackig warm werden. Allein deshalb sollte man genug zu Trinken mitnehmen. Bei unserer Wanderung indes prasselt bald ein Landregen auf uns herab.

Dabei fällt Annette auf, dass meine Laune mit zunehmender Nässe immer besser wird. Ein Grund dafür ist die Wahl unserer Kleidung. So fällt mir angesichts des vom Boden aufspritzenden Wassers auf, dass unsere langen Wanderhosen bald völlig verdreckt wären. So aber brauchen wir später nur unsere Beine abduschen, um den Schmutz wieder loszuwerden. Patschnass endet unsere lange und teils anstrengende Wanderung schließlich wieder bei der Kirche in Capelo - zeitgleich übrigens mit dem Regen.

Video zur Wanderung um die Ponta dos Capelinhos auf Faial

Wanderung von Capelo über Vigia zur Ponta dos Capelinhos an die Westküste der Azoreninsel Faial.

Anfahrt und Anforderungen der Wanderung

Ab Horta über die Küstenstraße EN1-1A in den Westen der Insel fahren und dort zum kleinen Ort Capelo abbiegen. Der Parkplatz befindet sich direkt an der Durchgangsstraße.

Ausgangspunktin Capelo
KoordinatenN 38.58200, W 28.79740
Gehzeit5 Stunden
Distanz15,6 km
Anstiegeca. 700 HM
GradT2
EinkehrBar Fim do Mundo in Norte Pequenho
GPS-DatenWanderung Ponta dos Capelinhos gpx
kml-DatenWanderung Ponta dos Capelinhos kml

Wanderkarte Ponta dos Capelinhos

Höhenprofil

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