Vouni Trail und Kloster Chrysorrogiatissa

Wanderung durch die Weinberge von Pano Panagia

Der Vouni Trail ist ein aussichtsreicher Rundweg in den Weinbergen von Pano Panagia zum Brandausguck des Vouni. Inmitten der Reben steht die Kapelle des Profitis Ilias, uns bekannt als der Prophet Elias.

Ein wahrer Zungenbrecher ist das Kloster der »Heiligen Jungfrau des güldenen Granatapfels«, das Chrysorrogiatissa. Eine Ikone hilft hier als gute Krankenheilerin. Außerdem heißt es, sie komme Schiffbrüchigen zu Hilfe. Letzteres ist wirklich beachtlich. Denn die Kapelle befindet sich 800 Meter über dem Meer.

Prophetenberg und Weindorf im Troodos-Gebirge

Wir schreiben den Zweiten Weihnachtstag. Die größten Feierlichkeiten liegen hinter uns, womit wir fit für neue Entdeckungen sind. Zeit für eine Bergtour? Leider verspricht die Wettervorhersage im Lauf des Tages anhaltende Regenschauer. Für eine kleine Rundwanderung durch die Weinberge am Rande des Troodos-Gebirges sollte die trockene Phase jedoch ausreichen. Bei der Eingabe ins Navi müssen wir beim Vouni Trail achtgeben. Neben dem Prophetenberg gibt es nämlich noch das Weindorf Vouni nahe Omodos im Gebirge des Distrikts Limassol. Am besten hält man sich an den Ort Pano Panagia. Da macht man nichts falsch. Dort startet unsere Wanderung durch die Weinberge.

Start des Vouni Trail mitten in Pano Panagia

Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich mitten in Pano Panagia, nahe der St. Georges Kirche. Offensichtlich zieht es heute außer uns keine anderen Touristen in den Ort. Somit entfällt die Parkplatzsuche. Wir parken direkt am Dorfplatz, wo ansonsten keiner steht. Ab dort ist der Vouni Trail oder auch Vouni Path bereits gut ausgeschildert. Wir folgen den Schildern ein schmales Teersträßchen steil bergan. Schon nach einigen Schritten treffen wir links auf einen alten Mühlplatz. Ein riesiger Mühlstein zeugt von der einst schweren körperlichen Arbeit. Heute bildet der Platz unter den Pinien ein kleines Idyll.

Ein Aussichtspavillon mit Blick über Pano Panagia

Etwa 250 Meter ab dem Dorfkern, kurz nach dem Feuerwehrhaus, verlassen wir den Ort. Eine Schotterpiste führt immer weiter nach oben. Nach rund 15 Minuten sehen wir rechts von uns einen hübschen Pavillon. Der Abstecher dorthin lohnt sich. Vom Pavillon aus hat man einen zauberhaften Ausblick über die Dächer von Pano Panagia und zu einem Stausee. Umrahmt wird die Kulisse vom Gebirge. Schön, wenn im richtigen Moment auch noch die Sonne durch die Wolken bricht.

Zurück auf dem Schotterweg folgen wir weiterhin den Pfeilen. Der Vouni Trail ist bisher richtig gut markiert. Zu den Besonderheiten des Wanderwegs zählen die Weinreben. Leider sind diese auf Zypern im Winter genauso kahl wie in den uns gewohnten Weinregionen im Schwarzwald und Elsass. Nach gut zwei Kilometern ist der Brandausguck auf dem Vouni auch schon gut sichtbar. Zum Glück. Denn kaum haben wir diesen erreicht, beginnt es zu regnen. Bisher waren wir alleine unterwegs. Hier oben, wo der Platz unterm Dach rar ist, treffen wir natürlich auf eine größere Wandergruppe. Es sind Holländer, die sich hier kurz zuvor breit gemacht haben. Wir mischen uns darunter und warten den ersten Regenschauer ab.

Ausharren bei der Vouni-Feuerwache

Die Vouni-Feuerwache befindet sich auf einem Bergrücken bei 1135 Meter über dem Meer. Sie bietet einen weitreichenden Ausblick über den gesamten Nordwesten Zyperns bis hin zur Halbinsel Akámas. Winde und starke Hitze im Sommer fachen immer wieder schlimme Brände an. Gut, wenn man schon früh erkennt, wenn irgendwo Rauch aufsteigt. Im Winter ist die Gefahr eher gebannt. Wir harren in der Feuerwache aus, bis der erste Schauer vorüber gezogen ist.

Weiter geht es auf dem Höhenweg über einen langgezogenen Bergrücken. Vorbei an großen Weinfeldern erreichen wir nach zehn Minuten den nächsten Pavillon. Dieser eröffnet uns eine fast schon spektakuläre Aussicht auf den Steilhang des Bergrückens. Nahe dem Abgrund ragen verkarstete Kalktürme in die Höhe. Darunter breiten sich weitere Weinfelder aus. Im Pavillon ist die Geschichte des zyprischen Weinanbaus beschrieben. Da dürfen die Götter und Dämonen der griechischen Mythologie, wie Dionysos und Ampelos – die Personifikation des Weinstocks, natürlich nicht fehlen.

Die Kapelle Profitis Ilias

Keine 500 Meter weiter finden wir die Kapelle Profitis Ilias, dem biblischen Propheten Elias geweiht. Das Kirchlein besitzt keinen Glockenturm. Wurde die Glocke deswegen in den Azaroldorn (auch Welsche Mispel oder Azarolapfel) gehängt? Die Tür lässt sich öffnen. Im Innern finden wir mehrere bunte Ikonenmalereien. Der Geruch von verbranntem Kerzenwachs liegt schwer in der Luft. Das ist ein Grund, weshalb wir nur kurz in dem kleinen Gotteshaus verweilen. Als zweiten Grund verheißen die dunklen Wolken am Himmel nichts Gutes.

Katarina's Cafe – In den Fängen einer Oma

Wir haben bisher nicht einmal die Hälfte der Tour absolviert, folgen aber weiter den Pfeilen. Eine weitere Sehenswürdigkeit wäre über einen Abstecher zum Kloster Chrysorrogiatissa zu erreichen. Da wir dort sicherlich nicht trocken ankommen werden, fahren wir lieber später mit dem Auto zum Kloster. Nun gilt es, sich zu sputen, um möglichst schnell zurück nach Pano Panagia zu kommen. Dort hoffen wir, in Katarina's Cafe eine gute Tasse Kaffee zu bekommen. Ein Blick in den Wintergarten lässt vermuten, das Café wäre geschlossen. Alles wirkt wenig einladend. Umkehren aber ist auch nicht. Eine Oma hat uns bereits erblickt. In Nullkommanix sitzen wir in ihrer warmen Stube.

Eine unserer seltsamsten Begegnungen weltweit

Trotz Sprachbarrieren begreift die Oma, dass wir je einen Kaffee möchten. Nach wenigen Minuten stehen tatsächlich zwei Tassen mit einem Kaffee ähnelnden Gebräu vor uns. Das übrigens in Begleitung von je zwei Stückchen Süßgebäck. Soweit so gut, wir wollen ja nicht unhöflich sein. Wir verspeisen das Gebäck und hoffen, an dem Gebräu keinen Schaden zu nehmen. Derweil verschwindet die Oma in die Küche und klappert munter mit dem Geschirr. Kaum haben wir das bereits Aufgetischte gegessen, da stellt uns die Omi je ein Omelette vor die Nase. Wir müssen auf sie einen völlig ausgehungerten Eindruck machen. Oder machen wir hier Bekanntschaft mit ihrer unschuldig wirkenden Masche? Sie schnappt den Heizofen, der etwas abseits steht und zieht diesen an unseren Tisch. Und weil auch sie nicht frieren will, setzt sie sich gleich dazu. Die Stimmung ist wirklich seltsam. Wir schmunzeln und lassen alles über uns ergehen. Auch die 20 Euro, welche wir schätzen, nachdem sie eine seltsame Zahl auf einen Zettel geschrieben hat, geben wir ihr. Für zwei Kaffee und eine nicht bestellte Mahlzeit ist das zu viel. Doch soll sie glücklich damit werden. Den Besuch in Katarina's Cafe aber verbuchen wir in der Kategorie »seltsamste Begegnungen weltweit«.

Chrysorrogiatissa

Das Kloster der »Heiligen Jungfrau des güldenen Granatapfels«

Inzwischen prasselt ein kräftiger Winterregen auf diesen Landstrich herab. Gut, dass wir auf den Abstecher zum Kloster Chrysorrogiatissa verzichtet haben. Es befindet sich eh auf unserem Rückweg, direkt an der Straße. In luftiger Höhe ist es inmitten von Kirsch- und Apfelbaumkulturen gelegen. Leider sehen wir bei dem diesigen, verregneten Wetter nichts von alledem. Auch der an sonnigen Tagen richtig schöne Panoramablick bleibt uns verborgen. Wir schauen, dass wir trockenen Fußes in die Klostermauern gelangen.

Chrysorrogiatissa und die Lukas-Ikone

Das Kloster Chrysorrogiatissa ist im Besitz einer Lukas-Ikone. Eine fromme Frau soll das Bild während des Bildersturms ins Meer geworfen haben. Sie hat es so zumindest vor der Zerstörung durch die Ikonenjäger gerettet. Im Jahr 1152 kam das Bild dann wieder zum Vorschein. Mit Hilfe einer Lichterscheinung fand der Einsiedler Ignatios das Gnadenbild in einer Meeresgrotte. Dazu befahl ihm Maria, am Berge Rógia ein Kloster zu bauen. Leider scheint die Gegend bis heute nicht sonderlich günstig für den Kirchenbau. Brände und Erdbeben setzten dem Kloster immer wieder zu.

Eine Ikone als Krankenheilerin und Helferin Schiffbrüchiger

Die Ikone im Innern der Kirche ist durch eine reich verzierte Silberplatte geschützt. Sie gilt als gute Krankenheilerin und als die Helferin Schiffbrüchiger. Dabei ist es ihr einerlei, ob es sich um ehrbare Seeleute, Gefangene und Verfolgte oder auch um Verbrecher handelt. Und auch schadhaften Ikonen und Manuskripten wird im Kloster geholfen. Dies durch den Abt Dionysos. Chrysorrogiatissa gilt auch als ein Zentrum zur Restaurierung wertvoller Bilder und Bücher. Ein weiterer Kloster-Künstler ist der Kellermeister, der in seinen Eichenfässern Bio-Weine reifen lässt.

Die Wanderung auf dem Vouni Trail über den Prophetenberg ist eine schöne Runde durch die Weinlandschaft von Zypern. Im Winter sind die Hochlage vielleicht etwas karg. Wenn die Reben voll im Laub stehen oder die Trauben daran reifen, ist es sicher ein schöner Anblick. Ein Abstecher zum Kloster Chrysorrogiatissa bereichert die Runde mit etwas religiöser Kultur. Und wer obendrein nach seltsamer Unterhaltung sucht, ist bei der Oma in Katarina's Cafe bestens aufgehoben.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung auf den Prophetenberg

AusgangspunkteParkplatz am Dorfplatz von Pano Panagia oder am Straßenrand nahe Dorfeingang
KoordinatenN 34.9188, E 32.6312
Gehzeit2,5 Stunden (reine Gehzeit)
Distanz7,4 km (ohne Abstecher Kloster)
An-/Abstiegeca. 294 HM Auf- und Abstieg 
AnforderungenT 3. Beim Auf- und Abstieg steile Wege
EinkehrRestaurant in Pano Panagia
BeschilderungWege sind einigermaßen gut beschildert
GPS-DatenWandertrail Vouni Trail gpx
kml-DatenWandertrail Vouni Trail kml

Wanderkarte zur Weinrebentour bei Pano Panagia

Höhenprofil

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