Wanderung durch die Avakas-Schlucht

Durch eines der größten Naturdenkmäler Zyperns

Bleiben wir trocken oder landen wir im Bach? Die Wetterkapriolen der letzten Tage versprechen für die Wanderung durch die Avakas-Schlucht ein kleines Abenteuer. Der Canyon zählt zu den größten Naturdenkmälern Zyperns und zugleich zu den Top-Touren auf der Insel. Erhöhte Steinschlaggefahr und hoher Wasserstand nach Regenfällen erfordern eine gewisse Aufmerksamkeit. Senkrecht aufragende Kalkwände bieten dafür einen Klamm-Genuss vom Feinsten.

Holprige Anreise zum Parkplatz Toxeftra

Die Anfahrt erfolgt auch hier über Pegia, dem letzten Ort vor dem unbesiedelten Naturschutzgebiet der Halbinsel Akamas. Anders als die Tage zuvor lassen wir das Dorf diesmal hinter uns und folgen der Piste in Richtung Lara-Bucht. Nach einer holprigen Anreise erreichen wir so den Parkplatz Toxeftra. Laut einem Hinweisschild ist es möglich, noch weiter zu fahren. Die Strecke zur Avakas Gorge ist allerdings noch holpriger als die Piste hinter uns. Da wir uns für die Rundtour-Variante entschieden haben, kommen wir am Ende ohnehin wieder nach Toxeftra. Somit eignet sich der erste Kilometer bis zum Eingang der Klamm gut, um sich warmzulaufen.

Wir nehmen die Piste hin zum Eingang der Klamm. Alternativ scheint es möglich, rechts davon auf einem Pfad zwischen den Feldern hindurch laufen. Das hätte uns womöglich vor den Staubwolken bewahrt, welche mehrere Jeeps aufwirbeln, die an uns vorbei rauschen. Die Direktanlieferung der Touristen gehört zu den Vorteilen von gebuchten Ausflügen zur Avakas-Schlucht. Doch auch unsere Variante birgt ihre Vorteile. So eröffnet sich uns von der Piste aus eine erste schöne Sicht zurück zum Meer.

Der Eingang zur Avakas-Schlucht

Nach 500 Metern zweigt links eine Piste zur Viklari Taverne ab. So früh am Morgen lohnt der Abstecher zu dem Grill-Restaurant noch nicht. Wir gehen weiter und stehen nach weiteren 500 Metern vor einem Verbotsschild. In mehreren Sprachen warnt es vor einem Besuch der Avakas-Schlucht. Als Gründe werden Steinschlag und Hochwasser genannt. Kann man solch ein Schild nicht schon am Parkplatz Toxeftra hinstellen? Immerhin sind wir nicht die einzigen Wanderer, die dort starten. Wir lassen uns nur kurz verunsichern. Denn wie heißt es so schön? Dem Mutigen gehört die Welt. Wir ignorieren also das Schild und folgen dem Zuweg am hinteren Parkplatz vorbei zur Schlucht.

Draufgängertum oder purer Leichtsinn?

Am Ende vom Parkplatz treffen wir auf die Ausflugsgruppe, die uns vorhin eine Staubwolke beschert hat. Den Klamotten nach haben auch sie eine Wanderung im Sinn. Doch die Stimmung unter den Teilnehmern ist angespannt. Ihre Guides sind schon einen Schritt weiter und streiten lauthals über den Verlauf der Tour. Wir erkennen einen Absperrbalken und ein weiteres Warnschild. Offenbar meint es eine staatliche Behörde ernst mit dem Durchgangsverbot der Schlucht. Eine Guidin will ihre Kunden trotzdem in den Canyon führen. Die beiden anderen Guides gehen lieber auf Nummer sicher und werfen ihrer Kollegin Draufgängertum und Leichtsinn vor. Sie ist jedoch der Meinung, sie kenne sich besser aus als die Behörden. Laut ihr wäre die Tour heute ungefährlich. Und das Schild stünde nur da, weil das Wetter zuletzt unbeständig war. Man könne ja nicht jeden Tag gucken gehen und den Pfad ständig öffnen und wieder sperren.

Eine Wanderung durch die Klamm

Natürlich trauen wir dieser wagemutigen Guidin und starten unsere Tour durch die Schlucht. Die zehn Ausflügler der beiden weniger mutigen Guides begeben sich indes mit langen Gesichtern auf den Rückzug. Die fünf glücklichen Mitstreiter der Guidin folgen uns. Ein sandiger Pfad führt durch die zunächst grüne Landschaft, immer weiter in die Schlucht hinein. Bald schon erreichen wir die ersten weißen Kalktürme. Nach zehn Minuten haben wir das Nadelöhr und somit die Engstelle der Schlucht erreicht. Imposant ist hoch über unseren Köpfen ein eiförmiger Felsblock zwischen den Felsen eingeklemmt. Schnell darunter durch und weiter...

Felsbarrieren und das Plätschern des Wasser

Die steil aufragenden Felswände rücken teilweise eng zueinander. So fällt nur diffuses Streulicht in die Avakas-Schlucht. An einigen Stellen versperren Felsbarrieren den Weg. Dazwischen plätschert das Wasser hindurch. Hier gilt es, den geeigneten Weg selbst zu finden. Denn die Naturgewalten verändern die Wegführung immer wieder. Aber im Großen und Ganzen ist die Klamm-Wanderung gut zu meistern. Wir lassen uns reichlich Zeit und sind meist alleine unterwegs. Die Schilder am Eingang schrecken offenbar manch anderen Wanderer ab.

Im mittleren Abschnitt des Canyons erschwert eine riesige Geröllzunge das Vorankommen. Mal laufen wir links, dann wieder rechts, mal mitten durch den Bach. Einzig den Ziegen scheint das Geröll Freude zu bereiten. Die Tiere trampeln allerdings auch ihre eigenen Pfade in die Hänge, was einen leicht in die Irre führen kann. Um einen markanten riesigen Felsblock – mit etwa fünf Meter im Durchmesser – kraxeln wir somit wie im Wanderführer beschrieben, links herum. Die Pfade rechts davon ignorieren wir. Kurz nach dem Felsblock nimmt der richtige Pfad wieder Konturen an.

Das Wrack eines LKW-Anhängers

Im oberen Teil der Avakas-Schlucht liegen plötzlich metallische Trümmerteile auf dem Grund. Es ist das Wrack eines Container-Anhängers. Wie auch immer dieser dorthin gekommen ist?! Das Gefährt hatte offenbar ausgedient. Ein Schubs in die Schlucht war wohl die günstigste Möglichkeit, sich des Alteisens zu entledigen. Auch wenn das rostige Metall nur wenig Romantik versprüht, ist hier ein schöner Platz für eine Vesperpause. Hier scheint dann auch die Steinschlaggefahr gebannt.

Nach der Pause liegt ein Großteil der Schlucht bereits hinter uns. Wir treffen noch auf eine aus Fossilien gebildete Wand. Um diese müssen wir vorsichtig auf einer schmalen Kante herum kraxeln. Dann weitet sich das Tal. Das obere Ende der Klamm ist erreicht. Zwei Sitzbänke unter zwei Azeroldornbäumen bieten Gelegenheit für eine weitere Rast. Für manche ist hier der letzte Umkehrpunkt. Wir aber erweitern die Tour zu einer Runde über den Pegeia Forest.

Ein schäbiger Bauernhof im Hochtal

Der Weg zieht sich im weiten Bogen über eine Wiese hinauf. So erreichen wir bald einen verwilderten Bauernhof. Dieser wird offensichtlich noch bewirtschaftet. Neugierig blöken uns Schafe aus ihren schäbigen Umzäunungen hinterher. Eher grantig hingegen wirkt der Kettenhund, der uns lauthals ankläfft. Für ihn sind wir zum Glück nicht erreichbar. Das gilt umso mehr, als dass wir einen großen Bogen um ihn herum machen.

Aufstieg auf das Plateau des Pegeia Forest

Beim Bauernhof beginnt ein Fahrweg, der weiter bergan zur Verbindungspiste Kato Arodes – Lara-Bucht führt. Dieser folgen wir nun in westlicher Richtung. Nach der Enge in der Schlucht eröffnen sich uns auf dem Kalkplateau einige schöne Aussichten. Wir finden ein freilaufendes, schwarzes Schwein und treffen auf weitere Schafhöfe. Ansonsten wirkt die Strecke eher eintönig. Wir befinden uns zwar im Pegeia Forest. Doch ein Waldfeeling kommt nicht auf. Das Gehölz besteht aus niedrigen Pinien, die sich mit Wacholder abwechseln. Es sind gefühlt sehr lange sechs Kilometer, bis wir die Küstenpiste zum Lara Beach erreichen. Diese bringt uns schließlich in südlicher Richtung nach 2,7 Kilometern zurück zum Ausgangspunkt beim Parkplatz Toxeftra. In der Ferne verheißt der nächste dunkle Gewitterhimmel nichts Gutes. Es ist wohl ein Grund, weshalb die Piste zur Lara-Bucht bei unserer Tour weniger besucht ist. Laut Wanderführer ist diese zu manchen Zeiten stark befahren. Dann geht der Rückweg mit einem staubigen Abschluss einher.

Fazit

Die Avakas-Schlucht ist eine wirklich beeindruckende Klamm. Mit einem solchen Naturidyll hatten wir auf Zypern nicht gerechnet. Der Start ist durch die Verbotsschilder etwas irreführend. Doch im Großen und Ganzen bietet die Schlucht eine abenteuerliche und spannende Wanderung. Die Runde über den Pegeia Forest zieht sich gegen Ende leider etwas in die Länge. Aber auch diesen Teil können wir empfehlen. Es vermittelt einem weitere schöne Eindrücke von der Insel der Götter.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

AusgangspunkteParkplatz Toxeftra
KoordinatenN 34.919, E 32.3281
Gehzeit4,5 Stunden (reine Gehzeit)
Distanz14,6 km
An-/Abstiegeca. 312 HM Auf- und Abstieg 
AnforderungenT 4. In der Schlucht muss ja nach Witterung durch Wasser gewatet werden. Teils ausgelassene Route.
EinkehrRestaurant in Viklari Taverne vor dem Eingang der Schlucht, danach keine
BeschilderungWege durch die Schlucht sind beschildert, später keine Beschilderung, aber leicht zu finden
GPS-DatenWandertrail Avakas-Schlucht gpx
kml-DatenWandertrail Avakas-Schucht kml

Wanderkarte zur Avakas-Schlucht

Höhenprofil

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